Veranstaltung

Schriesheimer Weinwanderung lockt tausende Besucher

Bei Temperaturen über 20 Grad hat in Schriesheim die 25. Weinwanderung stattgefunden. Die Winzer zeigten sich zufrieden, genau so wie der veranstaltende Verein

Von 
Thomas Tritsch
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Bei Temperaturen über 20 Grad und vie l Sonnenschein ließ es sich besonders gut durch die Schriesheimer Weinberge wandern. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Jubiläum bei der Weinwanderung in Schriesheim: Zum 25. Mal hatte der Verkehrsverein in Zusammenarbeit mit neun örtlichen Winzern am Sonntag das beliebte Event an der Badischen Bergstraße organisiert. Um den Betrieben mehr Zeit für die Hauptweinlese ab Mitte September zu geben, wurde die Veranstaltung diesmal auf den 1. Oktober verlegt. Bei spätsommerlichen Temperaturen von über 20 Grad strömten bereits am Vormittag Scharen von Menschen in die Weinberge.

Der Verkehrsverein rechnet an guten Tagen mit 6000 bis 8000 Teilnehmern. Wahrscheinlich wurde bis zum frühen Abend eher die obere Marke erreicht. Genauere Zahlen sind erst nach der Bilanz der Weingüter und der Auswertung des Gewinnspiels zu erwarten. „Wir freuen uns auf einen sonnigen Tag an zwölf Stationen in besten Schriesheimer Lagen“, sagte Joachim Müller gegen zehn Uhr vor dem neuen Rathaus, wo sich früh die ersten Weinwanderer eingefunden hatten. Darunter auch einige junge internationale Gäste - die Universitätsstadt Heidelberg ist nah.

200 Höhenmeter zu überwinden

Als Vorsitzender des Verkehrsvereins ist Müller Chef-Organisator der Genusstour, deren Ursprünge auf das Jahr 1997 zurückgehen. Nach zwei Jahren Pause während der Pandemie startete der Traditionstermin im vergangenen Jahr wieder durch. Die Strecke misst etwa acht Kilometer und umfasst 200 Höhenmeter. Erfahrene Weinfreunde hatten ihre eigenen Gläser mitgebracht. Das war kein Problem, sofern sie einen Eichstrich aufwiesen. „Das ist mein Messgerät zum Kalibrieren“, kommentierte ein Teilnehmer aus Mannheim, der sich gern auf sein persönliches „Tasting-Instrument“ verlässt. Doch die meisten Weinwanderer waren vergnügte Zecher, die den Schriesheimer Wein einfach einmal dort erleben wollten, wo er wächst.

Am Rathausplatz gönnten sich viele zunächst einen Secco vom Weingut Bormann. Der Einstieg in die Rebenlandschaft der mit 115 Hektar größten Weinbaugemeinde der Badischen Bergstraße wurde von Tropfen aus der Lage Kuhberg verfeinert. Das Terrain von Winzer Georg Bielig, der hier eine große Sortenvielfalt kultiviert. Die Umstellung auf einen zertifizierten Bio-Betrieb soll bald abgeschlossen sein.

Atmosphärisch ist die Lage in Schriesheim ohnehin betont mild. Viele Winzer pflegen eine gute Nachbarschaft und tauschen sogar Parzellen. Das Trio Bielig, Teutsch und Jäck ist in diesem Sinne beispielhaft. Max Jäck hat seine Lagen derzeit auf knapp vier Hektar ausgedehnt, weitere Nischen in den benachbarten Hanglagen (eine davon von Georg Bielig) werden 2024 neu angelegt. Jäck, selbst Jahrgang 1989, ist ein Winzer, der schon immer seinen eigenen Weg geht. Er verlässt sich im Zweifel lieber auf sein Bauchgefühl statt auf nüchterne Zahlen. „In diesem Jahr habe ich erstmals komplett ohne Zahlen gearbeitet“, sagt er und ist mit dem Ergebnis zufrieden.

Bis hinauf zum Schlossberg führte die Weinwanderung. Unterwegs probierte man sich durch eine Auswahl von Weinen der Betriebe Rosenhof, Merkel, Kirchner, Teutsch und Wehweck sowie von der Schriesheimer Winzergenossenschaft. Dorthin hatte auch der erfahrene Hobbywinzer Werner Krämer seine Trauben geliefert, bis er sich im letzten Jahr aus dem Wingert zurückgezogen hat. Am Sonntag führte er im Auftrag des Verkehrsvereins die erste Gruppe durch die Weinberge. Ein freundliches Angebot der Veranstalter, doch viele zogen auf eigene Faust los und stellten sich - sofern acht Kilometer zu weit waren - ihre eigene Route zusammen.

Auch Weinhoheiten mit dabei

Mit auf der gut beschilderten Strecke waren auch die Weinhoheiten der Gemeinde. Weinkönigin Miriam Knapp wurde von ihren Prinzessinnen Sophie Weil und Ylva Neuert begleitet. Diesmal ohne Absatz, sondern mit bequemen Schuhen. Doch die Krönchen mussten sein. Auch der Stellvertreter des Bürgermeisters, Michael Mittelstädt, wählte für die Weintour eine legere Garderobe. Zurecht, denn im Weinberg wurde es spätestens um die Nachmittagszeit richtig warm in der Sonne. Und natürlich gab es auch wieder ein Gewinnspiel: Wer sich an jeder Station einen Stempel abgeholt und am Ende in die Losbox eingeworfen hat, der hat die Chance auf einen der 25 Preise.

Bis 18 Uhr war genügend Zeit, um Schriesheim von seiner vielleicht schönsten Seite kennenzulernen. Es gab also keinen Grund für Tempo. Vor ein paar Jahren, erinnert sich Joachim Müller, war mal ein Amerikaner dabei, der den kompletten Weg in einer knappen Stunde durchgehetzt war. Er dachte, dass der schnellste Weinwanderer mit vollständigem Stempelheft eine Extra-Krone erhält. Hätte er unterwegs doch lieber mal entspannt am Glas genippt.

Freier Autor

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