Schriesheim - Hobby-Historiker MAAB forscht rund um die Geschichte alter Industrieanlagen

Schriesheimer Steinbruch-Zeitzeugen gesucht

Von 
Martin Tangl
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Der Mannheimer Hobby-Historiker MAAB arbeitet an einem Youtube-Projekt über den Steinbruch Schriesheim. © MAAB

Schriesheim. Die alte Industrie-Kultur der Metropolregion fasziniert den jungen Mannheimer. „Lost Places“, die vergessenen Orte, will er in Wort und Bild im Internet dokumentieren. Im Visier seiner Nachforschungen hat MAAB, so nennt er sich, beispielsweise die US-Kasernen in Mannheim und Heidelberg, die Hildebrand‘sche Mühle in Weinheim, das ehemalige Atomkraftwerk Philippsburg oder die Pfandler-Werke in Schwetzingen.

Ganz besonders angetan ist er vom Porphyr-Steinbruch in Schriesheim mit seinen zahlreichen Relikten aus der Vergangenheit. Deshalb heißt sein aktuelles MAAB-History Projekt „Das Steinbruch-Tagebuch“. Mehr als vier Stunden Material für seinen Videokanal bei YouTube hat MAAB bereits in Arbeit.

Unter „Künstlernamen“ aktiv

Der Hobby-Historiker ist viel im Internet unterwegs, in den Sozialen Medien präsent. Deshalb möchte der 22-jährige Forscher, der im „MM“ schon Fotos von Industriebauten unter „Ein Hoch auf Hier“ veröffentlich hat, lieber anonym bleiben, hier nur unter seinem „Künstlernamen“ MAAD an die Öffentlichkeit treten. Denn für sein Projekt über den Schriesheimer Steinbruch sucht er noch Zeitzeugen, die ihm über die wechselvolle Geschichte des Porphyr-Abbaus hoch über der Weinstadt berichten können. Vor allem aber an alten Bildern ist der Mannheimer interessiert und fragt sich: „Das Porphyrwerk an der B3 ist auf vielen Fotos über die OEG, warum gibt es so wenig Bilder zu den Anlagen am Ölberg? Sicher haben doch viele Menschen die alten Gebäude oder Gerätschaften bei ihren Wanderungen am Wegesrand mal fotografiert.“

Den ersten Kontakt mit dem Schriesheimer Steinbruch hatte MAAB damals bei Spaziergängen mit den Eltern, erinnert sich der gelernte Logistiker, der bei einer Mannheimer Firma angestellt ist. Ein Schulfreund habe ihm dann den Steinbruch in Dossenheim gezeigt, auch die Materialseilbahn zwischen Leimen und Nußloch rückte plötzlich in den Blickpunkt, das Interesse war endgültig geweckt, die Erkundungen im Schriesheimer Wald begannen, berichtet er im Gespräch mit dem „MM“.

Intensivere Nachforschungen über den 1967 nach einem Brand weitgehend stillgelegten Betrieb in Schriesheim hätten allerdings erst 2019 /2020 stattgefunden. Ein Satellitenfoto aus 1968 vermittelte interessante Details über die Anlage.

Außerdem habe er mit den Zeitzeugen Hans Edelmann und Adam Kling reden können. Edelmann hat drei Jahre als Lkw-Fahrer im Steinbruch gearbeitet und war 1959 mit seinem Büsing 105 gut 20 Meter in die Tiefe gestürzt. „Noch mehr Dinge habe ich von Adam Kling erfahren, der in vielen Bereichen des Steinbruchs unterwegs war“, erinnert sich der Hobby-Historiker.

Der Mannheimer MAAB

Bücher gewälzt

Natürlich hat er im Schriesheimer Stadtarchiv nachgeforscht, auch Bücher gewälzt. Das 1964 erschienene Werk von Hermann Brunn „1200 Jahre Schriesheim“ sei hilfreich gewesen. „Die Geschichte der Stadt Schriesheim von der Eiszeit bis heute“ von Dirk Hecht aus dem Jahr 2014 habe bei seinen Recherchen ebenso geholfen wie Rosalinde Minors „Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag im Porphyr-Steinbruch“.

Doch so richtig intensiv seien die Autoren nicht auf die Historie des Steinbruchs eingegangen. Da will MAAB nun noch „Grauzonen“ ausleuchten, so zum Beispiel die Geschichte der Industrieanlage während des Zweiten Weltkriegs näher unter die Lupe nehmen: „Ein Heinkel-Flugzeug ist dort mal abgestürzt,“ hat er in einem der Bücher gelesen. Kurz seien in einem der historischen Werke Zwangsarbeiter erwähnt worden. Auch für die Feiern des Odenwaldklubs am Steinbruch zur Sommersonnenwende in den Jahren 1929 bis 1990 interessiert er sich: „Davon gibt’s doch sicher noch alte Fotos und Berichte?“

Für seine Dokumentation will MAAB aber nicht nur Bilder und Texte verwenden. Er selbst fertigt auch Zeichnungen der Gebäude an, die es aktuell gar nicht mehr gibt. Und vielleicht münden die Nachforschungen ja später sogar in ein Buch? Für all das braucht er jedenfalls weitere Informationen.

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