Schriesheim/Dossenheim. „Windkraftanlagen in Dossenheim und Schriesheim werden nicht von heute auf morgen errichtet!“ Das stellen die Bürgermeister Christoph Oeldorf (Schriesheim) und David Faulhaber (Dossenheim) lakonisch gleich zu Beginn der Pressekonferenz am Donnerstagmittag im Dossenheimer Rathaus klar. Es sei aber auch „grob fahrlässig und alternativlos“, sich nicht frühzeitig mit dem für beide Kommunen brisanten Thema zu beschäftigen. Denn auf beiden Gemarkungen gibt es im Wald Flächen, die laut den regionalen Verbänden definitiv für den Bau von Windkraftanlagen in Frage kommen.
„Unser Windenergie-Potenzial ist anerkannt“, wissen beide Bürgermeister. Oeldorf und Faulhaber betonen deshalb, warum die interkommunale Zusammenarbeit in diesem „langen und intensiven Prozess“ zwischen Schriesheim und Dossenheim in dieser Frage einmalig und wichtig ist – und wie sie das Verfahren gemeinsam steuern wollen.
„Windkraftanlagen im Dossenheimer Wald sind möglich, wenn wir auf verschiedene Dinge achten. Wir müssen über Energie und Klimaneutralität reden!“, erklärt David Faulhaber. „Noch sind die kompletten Voraussetzungen zu klären. Wir sind da nicht auf dem Stand, müssen noch Hausaufgaben machen. Ob’s geht oder nicht, werden wir sehen! Schließlich haben wir für unseren Wald eine riesengroße Verantwortung“, äußert sich sein Kollege Christoph Oeldorf etwas vorsichtiger.
Um sich Fachwissen und Fakten anzueignen, aber auch die Stimmungslage in der Bevölkerung zu ermitteln, arbeitet seit Mitte Mai eine Dialog-Gruppe mit Teilnehmern aus den jeweiligen Gemeinderäten, den Parteien, den Verwaltungen, unterstützt und beraten von Jakob Lenz vom Forum Energiedialog, das mit seiner Erfahrung Städte und Gemeinden im Land bei der Umsetzung der Energiewende begleitet.
Mit einer Grundsatzentscheidung wird im Frühjahr gerechnet
Lenz erklärt, dass dieser Dialog zwischen der Gruppe und gesellschaftlichen Initiativen, Naturschützern sowie Bürgerinnen und Bürgern „noch lange nicht am Ende ist“. Eine Waldbegehung mit dem Forstamt hat am 25. Juli stattgefunden, der nächste Termin der nicht-öffentlich tagenden Dialog-Gruppe mit Vereinen und Initiativen ist für den 30. September angesetzt. Mit einer Grundsatzentscheidung im jeweiligen Stadt- und Gemeinderat zur Verpachtung der Areale rechnen Oeldorf und Faulhaber im kommenden Frühjahr. „Wir sind noch am Sammeln“, betonen beide.
Ein nicht unbedeutender Vorteil für Schriesheim und Dossenheim ist, dass die für Windkraftanlagen in Frage kommenden Waldflächen alle im Besitz der beiden Kommunen sind. „Wir sind Eigentümer! Das gibt uns deutlich größere Steuerungsmöglichkeiten. Wir können nicht nur Wünsche äußern, sondern Dinge definieren, Kriterien festlegen, bevor eine Vergabe erfolgt“, erklären Oeldorf und Faulhaber. So soll für das kommende Jahr eine artenschutzrechtliche Prüfung der in Frage kommenden Gebiete für einen kompletten Vegetationszyklus in Auftrag gegeben werden. Die bisherigen Daten genügen weder Schriesheim noch Dossenheim in Qualität, Quantität und Aktualität, wie beide Bürgermeister betonen. Dieses Gutachten soll dann zusammen mit einem ausgearbeiteten Kriterienkatalog einem potenziellen Projektierer der Windkraftanlagen mit auf den Weg gegeben werden. Nur unter den hier festgesetzten Bedingungen könne ein Anbieter zum Zuge kommen, versichern die Zwei.
Wer die Anlagen bauen möchte, muss schließlich dann das behördliche Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Rhein-Neckar durchlaufen. Auf einen möglichen Zeitplan will sich auf Nachfrage weder Oeldorf noch Faulhaber festlegen: „Hier konkrete Aussagen zu machen, wäre ein Blick in die Glaskugel, das ist unseriös!“
Auch die Möglichkeit eines Bürgerentscheids ziehen die beiden Rathaus-Chefs in Betracht, „wenn er aus der Bevölkerung initiiert wird“. Jetzt aber gelte es, die Stadt- und Gemeinderäte in Schriesheim und Dossenheim fachlich fit für eine Entscheidung zu machen. Dabei verhehlen weder Oeldorf noch Faulhaber, dass für die beiden Kommunen die möglichen Pachtzahlungen eines Projektierers wie beispielsweise der Energie Baden-Württemberg (EnBW) durchaus eine Rolle spielen. „Der finanzielle Aspekt ist aber sicher nicht das entscheidende Kriterium“, versichert der Schriesheimer Bürgermeister.
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