Schriesheim. „Aus Eins mach’ Zehn, und Zwei lass gehn, und Drei mach’ gleich, so bist Du reich. Und Neun ist Eins, und Zehn ist keins. Das ist das Hexen-Einmaleins.“ Mit dem Zahlenspiel eröffnete der Schriesheimer Kammerchor unter der musikalischen Leitung von Markus Karch nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause das „Serenade Unter der Linde“ im unteren Schulhof. Mehr als 300 Besucher folgten nach dem Genuss eines musikalisch verabreichten Zaubertranks leicht und beschwingt Zauberern, Hexen und Elfen in eine mystische Welt.
Die Chordarbietungen umrahmte mit passenden Gedichten Dorothee Grieshammer. Nach dem Hexenquartett von Joseph Haydn führte die Reise an den Mummelsee, auf dem weiß wie Schnee ein Röslein schwimmt, das einen Knaben, der es gerne brechen will, in die Tiefe des Sees zieht. Der Chor sang von den Gefahren im dunklen Wald, von Naturgeistern, die sich auf Blüten tummeln, an den Ufern tanzen und von der Hexe Lorelei.
Dorothee Grieshammer wusste von einem Dichter, mit dem im Wald Feen ihren Schabernack trieben und ihn dann aus dem Wald jagten. Die Sänger erzählten das Märchen einer schönen Jungfrau, die nur durch einen Kuss von einem Jüngling erlöst werde könne. Das wagte ein Schneider, doch als er sie küssen wollte, verwandelte sie sich in Ungeheuer, zuletzt in einen Ziegenbock. Das reichte dem Schneider, der rief: „Dich mag der Teufel reiten.“
Nach der Pause erfuhren die Besucher so manches über Zaubersprüche und Fluchformeln. Das Märchen von einem Jüngling, der in die Welt ging, um die Tochter eines Königs zu heiraten, der sie aber nur dem gab, der etwas außergewöhnliches zu bieten hat, erzählte Grieshammer. Ihm erschien eine Fee, die ihm eine Kiste und ein Stäbchen gab und ihn anwies, ihr Haare vom Kopf zu reißen, diese über die Kiste zu spannen und mit dem Stäbchen darüber zu streichen. So entstand die Geige, und die machte den König so glücklich, dass der Jüngling die Königstochter zur Frau bekam.
Mit dem „Ungarischen Tanz“ von Brahms und dem „Zigeunerleben“ von Schumann schloss ein Abend voller Mystik. Neben dem Kammerchor wirkten mit: Maria Karch (Violine), Heike Hollborn (Klarinette), Jörg Rieger (Cello), Christian Dell-Andrea (Kontrabass) und Christoph Becker (Percussion) sowie Dorothee Grieshammer (Rezitation). Die Leitung hatte Markus Karch( Piano).
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