Schriesheim - Erste Sonderausstellung des Jahres im Kerg-Museum

Leichtigkeit des Papiers und schweres Eisen

Von 
Linda Wallitzer
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Unterschiedlich und sich dennoch ergänzend: die Künstler der aktuellen Sonderaus-stellung im Kerg-Museum, Thomas Feritsch (l.) und Werner Degreif.

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Stefanie Patruno, Kuratorin der Kunsthalle Mannheim, weist in ihrer Laudatio auf das "besondere Angebot" der Kunstschaffenden Werner Degreif und Tom Feritsch hin, das in "keiner üblichen Szenerie" einer Ausstellung zur Geltung kommt. "Hier ziehen sich die Gegensätze an", stellt sie fest: "Die Leichtigkeit des Papiers und das schwere Eisen".

Es ist ein ungewöhnlicher Eindruck, den das Kerg-Museum derzeit bietet. Denn die raumgreifenden Bilder von Werner Degreif beanspruchen, ja fordern regelrecht "unmäßigen" Platzbedarf. Eher filigran wirken die Konstruktionen von Tom Feritsch, obwohl aus Eisen oder Terrakotta. Aus dieser gegensätzlichen Umsetzung bezieht die Ausstellung ihre Spannung, wie Museumsleiterin Lynn Schoene feststellt.

Für Werner Degreif, der an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Freie Kunst studierte und zuvor eine Ausbildung in klassischer Trompete absolviert hatte, verbindet sich die Bewegung in der Musik mit der Wahrnehmung von Verformungen in seinen Bildabläufen. In seinen mit Kohle auf Papier gezeichneten, ausladenden Wandbildern, eigens für diese Ausstellung angefertigt, führt er den Menschen in Situationen und Einrichtungen, in denen sie sich ertappt fühlen, wie beispielsweise in einem Erotikshop. Die Verformung von Körpern und Einrichtungen geschieht durch eine gekippte Perspektive. Dadurch erhält man den irritierenden Eindruck, sich in dieser Räumlichkeit zu befinden.

Die Konstruktionen aus Terrakotta und altem, teils gerostetem Eisen von Tom Feritsch, der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte, empfindet der Betrachter als archaisch; durch geometrische Formgebung beeindrucken sie mit architektonischer Eleganz. So etwa das aus Stanzgitter zusammengesetzte, an das Treppengeländer angelehnte Objekt.

Fast könnte man es übersehen, geht dieses Gebilde doch in seiner Umgebung auf, weil es die Struktur des Treppengeländers und des umgebenden Fachwerks annimmt. Zudem spielt Feritsch mit dem Schatten seiner Objekte, die je nach Blickwinker ihre Strukturen verändern.

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