Lebenslauf

Lebenslauf: Peter Hartmann hat seiner Heimatgemeinde in vielfältiger Weise gedient / 1993 erster Ehrenbürger Schriesheims Vize sein - "das hat Spaß gemacht"

Von 
Konstantin Groß
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Stationen eines Jahrhundert-Lebens: als Konfirmand 1929, als junger Mann, als Tabakbauer 1967, als Gemeinderat und BM-Vize in den Siebzigern.

© zg, Schwetasch

Auf Grund seines geradezu biblischen Alters ist Peter Hartmann natürlich schon als Mensch ein Phänomen, aber eben auch in politischer Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Geburtsdatum 1914 - das ist das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach. Peter Hartmann hat all die tiefen historischen Brüche Deutschlands seither miterlebt, dabei seine eigene Gemeinde mitgestaltet.

Seine Kraft liegt in der Verwurzelung in Schriesheim. Keimzelle des Jubilars ist "das Tal", jene legendäre Ecke, aus der schon immer der komunalpolitische Wind weht. Hier, im Haus Nr. 114, wird er 1914 geboren, im europäischen Schicksalsjahr, das seine Jugend prägt: Der Vater bleibt im Felde, als der kleine Peter zwei Jahre ist. Mit 15 muss der Sohn den Vier-Hektar-Hof übernehmen und damit Verantwortung - eine Zäsur, die prägt. 1939, als er 25 wird, ist schon wieder Krieg, aus dem er erst lange nach seinem Ende zurückkehrt - als Teil einer Generation, betrogen um ihre besten Jahre. Das Leben muss neu geordnet werden - privat, auch politisch. In einem neuen System, ohne frühere Prägungen.

40 Jahre Gemeinderat

Seine Laufbahn beginnt 1953, als er in den Gemeinderat einzieht. Schriesheim ist noch ein Dorf im nicht-romantischen Sinne des Wortes. Die Infrastruktur ist schlecht, fließend Wasser und Kanalisation nicht überall vorhanden. Die Jungen drohen den Ort zu verlassen. Baugebiete müssen her, aber die Bauern, oft Neben-Erwerber, mauern.

Doch wer könnte die Verhandlungen besser führen als Peter Hartmann, der ihre Sprache spricht? Das erste Neubaugebiet Steinach samt Festplatz, ein Puzzle aus unzähligen Parzellen, wird sein Meisterstück.

Gerne "regiert"

Das Amt des Vize-Bürgermeisters bietet ihm die Bühne dafür. In Schriesheim regiert wird, so ein geflügeltes Wort, wenn Hartmann den behutsamen Wilhelm Heeger vertritt. "Das hat Spaß gemacht", bekennt der Jubilar noch bei unserem gestrigen Gespräch schelmig.

Erst unter dem neuen Chef Peter Riehl wird die Beinfreiheit des Vizes geringer. Beiden Bürgermeistern gemein ist jedoch: Sie sind von Hartmann "gemacht", weil er selbst dieses Amt nie anstrebt, obwohl er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten vor Ort ist - als Chef der Freien Wähler, deren Bedeutung damals noch weit größer ist als heute.

40 Jahre sitzt er für sie im Gemeinderat, stolze 35 Jahre im Kreistag, für den er 1999, mit 85, nicht mehr antritt. Kein Wunder, dass er mit Ehren überhäuft ist. Die Ehrenbürgerschaft - bevor Peter Riehl hinzu kommt, die erste, die Schriesheim vergibt - ragt aus ihnen allen heraus.

Und der Privatmann Hartmann? Seine Frau, die fast 60 Jahre sein Leben teilt, stirbt vor sieben Jahren. Ihr Verlust ist das traurigste Ereignis seines Lebens, bekennt der sonst eher unsentimentale Mann beim Gespräch gestern spürbar bewegt.

Diese Darstellung wäre unvollständig ohne den Gesangverein Liederkranz, dem er seit 1931 angehört und viele Jahre lang führt. Wäre es nach ihm gegangen, stände dessen Vereinsheim heute an der Stelle des Kerg-Museums. Dennoch feiert er seinen Geburtstag natürlich dort - Pragmatiker, wie er immer ist.

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