Für Boxsportfreunde in der Region ist es ein herber Schlag: Es gibt dieses Jahr definitiv keine Kämpfe im Schriesheimer Mathaisemarkt-Zelt. „Wir haben schweren Herzens abgesagt“, bestätigt Okan Sezer. Der Chef der Boxabteilung im KSV betont gegenüber dieser Redaktion jedoch: „Die Veranstaltung wird nicht sterben.“ Sein Ziel sei es, das von 1975 bis 2020 etablierte Sportspektakel ab dem kommenden Jahr „wieder an den Start zu bringen.“ Das wünscht sich auch sein langjähriger Vorgänger Werner Kranz (76) von Herzen.
„Es tut mir unwahrscheinlich weh, dass die Tradition unterbrochen ist“, sagt der gesundheitlich angeschlagene Gründer der KSV-Boxsparte, die er von 1966 bis 2021 leitete. Als Vater der Boxmatinee sieht er es ebenso wie sein Nachfolger: Beiden erschien „das Risiko zu groß, dass es ein Desaster geworden wäre“. Der Grund: Seit dem Vorstandswechsel im Boxverband Baden-Württemberg vor anderthalb Jahren sei das Verhältnis zwischen einigen Vereinen im Ländle so zerrüttet, dass keine konstruktive Zusammenarbeit möglich sei. Dazu gehöre auch die KSV-Boxabteilung. Ein vertrauensvolles Miteinander sei jedoch die „Voraussetzung dafür, dass das traditionelle Festzeltboxen qualitativ an vergangene Events anknüpfen kann“, so Sezer.
Tradition soll bewahrt werden
„Ich möchte nicht, dass unschöne Dinge passieren, die dann womöglich mit meinem Namen behaftet wären“, führt der selbstständige Unternehmer aus. Der ausgebildete Kampfrichter zeigt sich jedoch zuversichtlich, 2024 wieder eine Boxmatinee auf die Beine stellen zu können, um die Tradition zu bewahren. So stehe er „in gutem Kontakt“ mit dem Boxtrainingszentrum am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg. Obendrein, so Sezer, habe sich dieser Tage die Vorstandschaft des Deutschen Boxsportverbands (DBV) umgebildet. „Mit dem vorerst noch kommissarisch eingesetzten neuen Präsidenten Jens Hadler verstehe ich mich gut“, sagt Sezer, der sich nach wie vor auch als Schatzmeister im DBV-Kuratorium engagiert. Diesem Förderverein gehört sein Vorgänger ebenso an.
„Das bislang gewohnte Niveau ist kaum zu toppen, darf aber nicht abfallen“, erklärt Kranz als Kuratorium-Vizechef und Ehrenmitglied sowohl im KSV als auch bei Landes- und Bundesverband. Er will auch Gespräche mit der Zeltwirtin und Bürgermeister Christoph Oeldorf führen. Zu den Glanzzeiten seines Events hieß es, dass die Olympiateilnehmer von morgen im Schriesheimer Festzeltring stehen. Bei Ländervergleichen deutscher Junioren mit internationalen Auswahlen waren spätere Spitzenboxer wie 1994 der mehrfache Profiweltmeister Wladimir Klitschko (Ukraine) zu Gast.
Vor der nun bestätigten Absage war das Mathaiseboxen drei Mal ausgefallen, jeweils zusammen mit dem gesamten Fest – so wegen des Golfkriegs 1991 und wegen Corona in den vergangenen beiden Jahren. Im März 2020 fand das Boxen noch einmal statt, obwohl das irische Nationalteam bereits wegen des Infektionsrisikos auf seine Anreise verzichtet hatte. Doch sprangen Boxer aus Tschechien und der Schweiz in die Bresche. Drei Tage später erklärte die Weltgesundheitsorganisation Corona zur Pandemie, und das zweite Festwochenende wurde abgesagt. Nun lebt das Fest wieder auf, während die Boxmatinee noch eine Runde länger in der Ringecke bleibt.
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