Jugendpolitik

Jugendgemeinderat Schriesheim: Nur 13 von 15 Sitzen vergeben

Bei den Wahlen zum Schriesheimer Jugendgemeinderat hat Mathis Taufertshöfer die meisten Stimmen geholt. Die Wahlbeteiligung liegt etwas höher als 2022 - aber es ist noch viel Luft nach oben

Von 
Peter Jaschke
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Bei der Wahlparty: Bürgermeister Christoph Oeldorf (4.v.r.) und der neu gewählte Jugendgemeinderat mit Mathis Taufertshöfer (3.v.l.) als Stimmenkönig. © Peter Jaschke

Schriesheim. Als Bürgermeister Christoph Oeldorf bei der Wahlparty das Ergebnis der Abstimmung zum Schriesheimer Jugendgemeinderat (JGR) verkündet, macht sich im Raum auf dem Push-Gelände neben großer Freude auch etwas Enttäuschung breit: Hatten doch bei den vielen jüngeren Bewerbern um drei Sitze in der Kindervertretung für Zehn- bis Zwölfjährige freilich nicht alle gewinnen können. Für den älteren Mathis Taufertshöfer ist es jedoch eine schöne Überraschung, bei 342 Teilnehmenden mit 306 Stimmen strahlender Wahlsieger zu sein.

„Das ist eine große Ehre“, sagt der 15-jährige Kurpfalz-Gymnasiast und bisherige JGR-Vizevorsitzende, der bei seiner dritten Kandidatur zum dritten Mal gewählt worden ist. Taufertshöfer freut sich auf die kommende zweijährige Amtszeit. Es sei ihm wichtig, noch unvollendete JGR-Projekte wie Bolzplatz, Wanderwege und monatliche Events zum Abschluss zu bringen. Außerdem wolle er Möglichkeiten für Jugendliche auftun, auch im Winter Partys zu machen und Geburtstage zu feiern. Neben ihm bringen Constantin Maylein mit den zweitmeisten und Pauline Jäschke mit den drittmeisten Stimmen aus dem alten Gremium ihre Erfahrung auch im neuen JGR ein.

Der 16-jährige Maylein, der das Heinrich-Sigmund-Gymnasium (HSG) besucht, hofft, dass es in seiner zweiten Amtszeit vom Teamgeist her „so gut klappt wie bisher“. Nach wie vor wolle er bei allen Problemen für alle ansprechbar sein, „damit wir die gemeinsam lösen können“.

Neu im JGR ist Alessio Scala. „Es freut mich einfach, dass ich drin bin“, sagt der zwölfjährige HSG-Schüler, der in der dreiköpfigen JGR-Kindervertretung die meisten Stimmen von allen 15 Bewerbern in dieser Altersgruppe und mehr als manche der älteren Neumitglieder geholt hat. Scala hat klare Ziele: „Ich möchte eine sichere Straße vom Bolzplatz zum Spielplatz, weil es da sehr viele Leute gibt, die gefährlich rasen.“

Jugendgemeinderat seit 2001 in Schriesheim

Außer Nuria Schmidt und Lina-Sophie Detig hatten es jedoch zwölf Weitere leider nicht in den JGR geschafft. Ihnen spendet Oeldorf Trost: „Lasst euch nicht entmutigen. Eure Zeit kommt noch, deshalb seid höchstens einen Tag traurig, aber danach geht’s weiter. Ihr seid tolle, engagierte Kinder, und Schriesheim braucht Euch.“ Es sei immer wieder „toll“, so das Stadtoberhaupt, eine Wahl zu haben. Deshalb gilt sein „herzlichster Dank dafür, dass sich so viele zur Wahl gestellt haben“.

Seit 2001 gibt es in Schriesheim einen JGR, der 15 Sitze vorsieht. Seit 2016 werden neben 13- bis 19-jährigen Jugendvertretern auch drei jüngere Kindervertreter in den JGR gewählt. Für die Jugendvertretung mit ihren zwölf Plätzen hatten sich diesmal nur noch zehn Bewerberinnen und Bewerber gefunden, die freilich alle gewählt sind. So lassen sich diesmal insgesamt 13 Sitze besetzen (bislang 14). Dass rund 21,6 Prozent der Wahlberechtigten zwischen neun und 19 Jahren mitgewirkt hatten, kommentiert Oeldorf zwiespältig: „Das ist deutlich mehr als zuletzt, aber bis zur 100 ist noch ein bisschen Luft.“ Vor zwei Jahren waren es nur etwas mehr als 20 Prozent. Damals hatte Oeldorf gesagt: „Eine Zwei vorne, das ist ein äußerst gutes Ergebnis.“ Im Coronajahr 2020 hatte die Wahlbeteiligung bei 24,26 Prozent und im Rekordjahr 2005 sogar bei 31,5 Prozent gelegen.

Was sagt die Wählerschaft? Für HSG-Schüler Felix (12) war es „wichtig, die zu wählen, die sich für Sport und Events einsetzen“. Grundschülerin Franca (9) habe sich „für die entschieden, die gute Ziele hatten“. Gymnasiastin Carla (11) fügt hinzu: „Damit es mehr für Kinder gibt in Schriesheim.“ Realschülerin Lotta (11) wünscht sich vom neuen JGR, dass er sich für „schönere Schulhöfe“ einsetzt. Bis zur konstituierenden JGR-Sitzung in wenigen Wochen ist Mika Kühnle noch amtierender JGR-Vorsitzender.

Der 17-jährige Kurpfalz-Gymnasiast hatte nach drei Amtszeiten nicht erneut kandidiert, da er vor dem Abitur steht und im zweiten Jahr der kommenden Wahlperiode die JGR-Altersgrenze erreicht. Kühnles Bilanz lautet: „Für mich war das eine riesige Zeit, in der ich vor allem zuletzt als Vorsitzender extrem viel an praktischen Erfahrungen gelernt habe fürs weitere Leben.“ Der JGR habe in den vergangenen Jahren „sehr viel erreicht“. Das beste Beispiel dafür sei der Pumptrack auf dem Push-Gelände.

Was Kühnle dem neugewählten Gremium raten würde? „Dass man probiert, weiterhin als Team zusammenzuarbeiten, weil das unsere Stärke war, und dazu ist viel Kommunikation außerhalb der vier regelmäßigen Sitzungen sehr wichtig.“ Gründe für das Phänomen, dass sich immer weniger Jugendliche ab 13 Jahren für den JGR bewerben, sieht Kühnle im zunehmenden Freizeit- und Schulstress vieler.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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