Schriesheimer Geschichtswerkstatt als Seminar der Volkshochschule - was steckt dahinter? Was wird dort gemacht? Wie setzt sich der Kreis der Beteiligten zusammen? Der kleine Einblick in die beiden Stunden dienstags zwischen 15 und 17 Uhr in einem Raum im ersten OG des VHS-Hauses bringt Aufklärung.
Bereits bei der Begrüßung durch die Seminarleiterin Hilde Haala herrscht eine herzliche Atmosphäre. Man kennt sich gut, war möglicherweise gemeinsam in einer Schulklasse oder hat die Konfirmation gemeinsam gefeiert.
Seit knapp zehn Jahren gibt es dieses Seminar, seinerzeit von Stadtarchivarin Ursula Abele ins Leben gerufen. Der gemeinsame Blick in die Vergangenheit beginnt mit einem Rückblick auf das letzte Treffen, dessen Daten und Fakten die Seminarleiterin in einem Protokoll festgehalten hat, das im Anschluss jeweils im Stadtarchiv aufbewahrt wird.
Die "Kronjuwelen"-Konfirmation (der Festtag war vor 75 Jahren) steht an diesem Dienstag als erstes auf dem Themenplan. In Schriesheim leben drei Menschen des Jahrgangs 1923/24 mit Erinnerungen an diesen Festtag. Mit dem Bewusstsein, die Kriegszeiten überlebt zu haben, waren die Gedanken der Beteiligten schnell bei der schlechten Zeit nach dem Krieg angekommen.
Erinnerungen an das Sammeln von Bucheckern oder "Käschte" (Ess-Kastanien) in den Jahren 1947/48 haben fast alle in dieser Runde. Auch an lange Schlangen vor den Abgabestationen, zum Beispiel vor der Ölmühle, bei denen diese Waldfrüchte gegen Geld eingetauscht werden konnten.
In dieser "Werkstatt" hat jeder die Chance, über seine Erfahrungen und Erinnerungen zu berichten. Alles läuft auch ohne wissenschaftliche Zwänge ab, eben mit dem Ziel, auch nebensächliche Geschehnisse festzuhalten. Auf diese Weise kann auch das bewahrt werden, was für eine professionelle Aufarbeitung sonst weniger von Interesse ist.
Lediglich Hilde Haala muss hin und wieder anmahnen, nicht so viele Gespräche untereinander zu führen, damit ihr Protokoll ohne Lücken ist. Die in 2014 anstehende 1250-Jahr-Feier war Anlass, in dieser Runde über das Jahr 1964 zu sprechen. Hierzu erinnert man sich, dass die Bevölkerung alle Fenster ihrer Häuser mit Blumen geschmückt hatte. Der Festzug mit wunderschönen historischen Kostümen ist in bester Erinnerung, ebenso die Ankunft der Ehrengäste mit der OEG. Im Festzelt trat Willi Millowitsch auf, aus dem neuen Stadtbrunnen floss Wein.
Neue Teilnehmer sind immer wieder willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine telefonische Voranmeldung in der VHS-Geschäftsstelle allerdings erwünscht.
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