Der Tag der Deutschen Einheit war für den CDU-Stadtverband Schriesheim gestern nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern auch ein Tag zum Innehalten und zum Ausblick. Mit einem feierlichen Festakt in der Merkzweckhalle feierten die Christdemokraten mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Karl A. Lamers 26 Jahre Deutsche Einheit.
Bei seiner Begrüßung betonte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Daniel Schneegaß, dass er in diesem Jahr nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern aufzeigen wolle, was man aus der Wiedervereinigung für die Gegenwart und Zukunft ableiten könne. Schneegaß gestand, dass sich die CDU momentan in einer Krise befinde. "Viele Menschen machen von ihrem Recht, an freien Wahlen teilnehmen zu dürfen, Gebrauch. Und auch wenn uns die Wahlergebnisse in Teilen nicht freudig stimmen, müssen wir die Ergebnisse akzeptieren." Den Menschen, die den Glauben an die großen Volksparteien verloren haben, gelte es laut Schneegaß Gehör zu schenken und eine politische Heimat zu bieten. Dies funktioniere jedoch nicht durch die Dämonisierung anderer Parteien, sondern durch eine eigene starke politische Position.
Die vergangenen Wahlen hätten gezeigt, dass die Bürger durchaus am Diskurs interessiert seien. "Die Menschen wollen die Zukunft mitgestalten und werden aktiv, genau wie vor 26 Jahren", betonte Schneegaß und erklärte zum Abschluss: "Wir müssen die Chance nutzten, die Diskussionen in unsere Partei zurückzuholen. Dies kann aber nur gelingen, wenn die geäußerten Wünsche und Ängste Gehör finden."
Zur Auflockerung zwischen den politischen Ansprachen spielte Thimo Härter am Klavier einige Stücke von Bach, Beethoven und Chopin.
Kanzler der Einheit
Die Festrede des Tages hielt der Bundestagsabgeordnete Dr. Karl A. Lamers, der sich freute, wieder bei der Schriesheimer CDU zu Gast zu sein. "Ich bin jedes Jahr gerne hier und froh, dass die CDU diese Festveranstaltung durchführt, um an die Wiedervereinigung zu erinnern." Er selbst habe das große historische Ereignis am 3. Oktober 1990 am Reichstag erlebt - und noch heute lasse ihn die Erinnerung an das gemeinsame Feiern mit einer Millionen Menschen große Dankbarkeit spüren. "Ich bin dankbar, dass die Bürger der DDR mit Kerzen in der Hand die Mauer eingedrückt haben und nicht zu Gewalt griffen. Und auch denjenigen, die diese Wiedervereinigung zugelassen haben, wie etwa Gorbatschow und George Bush, gilt meine größte Hochachtung." Vor allem jedoch erinnerte Lamers an die Taten von Helmut Kohl, dem Kanzler der Einheit.
Wie auch Schneegaß betonte der Bundestagsabgeordnete, dass sich die CDU und auch Deutschland momentan in einer schwierigen Lage befinden. Im internationalen Vergleich gehe es Deutschland allerdings sehr gut und es sei in den vergangenen 26 Jahren hervorragend zusammengewachsen. Deshalb forderte Lamers die Anwesenden auf: "Erinnern Sie sich an das, was wir haben, nämlich geringe Arbeitslosigkeit, Perspektiven für junge Leute und keine Neuverschuldung." Trotzdem müsse man die Unzufriedenheit und die Ängste vieler Bürger ernst nehmen, die sich um ihre Sicherheit und die Zukunft sorgen. Die Lösung seien jedoch nicht Populisten, sondern Politiker, die Probleme erkennen und versuchen, sie zu beseitigen. Lamers: "Wir als CDU müssen etwas tun, damit Deutschland und Europa stark bleiben." Denn nur das vereinte Europa könne es mit Großmächten wie Amerika, Russland und China aufnehmen.
Auch zum Thema Asyl äußerte sich der Bundestagsabgeordnete und stellte sich klar hinter Kanzlerin Angela Merkel, ergänzte aber: "Wir müssen da helfen, wo sie sind, um zu verhindern, dass alle kommen." Dies funktioniere jedoch nur mit einem einigen Europa.
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