Schriesheim - 20 Geflüchtete beenden ihre Ausbildung oder beginnen ein Studium / Ehrenamtliche feiern diese gelungene Integration

Geflüchtete in Schriesheim haben Ausbildung erfolgreich beendet

Von 
Beate Stumpf
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Mit berechtigtem Stolz präsentieren die ehemaligen Flüchtlinge ihre Urkunden – gemeinsam mit ihren ehrenamtlichen Helfern aus Schriesheim. © Beate Stumpf

Sie schauen in die Zukunft, nicht zurück auf Flucht und Elend: Der junge Omar aus Gambia freut sich über seine Bäckergesellenurkunde, Mustafa aus Syrien hat in einem Gartenbauunternehmen einen unbefristeten Vertrag bekommen. Sein Landsmann Mirkhan studiert jetzt Geologie und Sami aus Afghanistan ist Industriemechaniker. Rund 20 Flüchtlinge in Schriesheim haben in diesem Jahr ihre Ausbildung beendet, einen Arbeitsvertrag oder einen Studienplatz ergattert. Dafür gab es nun von der Flüchtlingshilfe eine besondere Anerkennung – Urkunden und viele lobende Worte.

Regelmäßige Treffen

Als eine Erfolgsgeschichte entpuppt sich der wöchentliche „Willkommenstreff“ im evangelischen Gemeindezentrum. Man spricht hier Deutsch miteinander, ein Netzwerk von Lehrenden und Lernenden findet sich seit Jahren im „Café mittendrin“. Zeit und Engagement bringen die Einheimischen und Zugewanderten mit, Lust auf Neues – und vor allem gegenseitiges Vertrauen.

„Wichtig ist Herzlichkeit“, sagt Mouna aus Syrien, die ohne Deutschkenntnisse vor fünf Jahren an die Bergstraße kam und heute beim Deutschen Roten Kreuz als Sozialassistentin arbeitet. Rentner Willi Dehoust nickt dazu lächelnd und definiert genauer: „Kurpfälzer Herzlichkeit!“ Eine inhaltliche Ergänzung, die der 25-jährigen Chrakhan aus dem Irak ein Lächeln ins Gesicht zaubert. „Für mich war es von Anfang an wichtig, die Kultur der Menschen hier kennen zu lernen“, sagt sie. In ihrer Heimat hat sie Wirtschaft studiert, jetzt hat sie einen Berufsabschluss als Erzieherin.

Eigentlich sei doch ein Ausbildungsabschluss oder Arbeits- und Studienbeginn immer ein Grund zu feiern, meint Vize-Bürgermeisterin Fadime Tuncer dazu. Bei der Grünen-Stadträtin laufen seit 2015 die organisatorischen Fäden der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit zusammen. Wegen Corona sei das aber in vielen Betrieben oder Berufsschulen nicht möglich gewesen. „Jetzt holen wir das ein bisschen nach. Denn Ihr alle habt Tolles geleistet“, beglückwünscht sie zum Start in den neuen Lebensabschnitt. „Ihr habt euch damit auch den Weg geebnet, Bürger dieser Stadt zu werden und Nachbarn und Freunde zu sein.“

Zum Gratulationsteam gehören an diesem Tag als freiwillige Helfer im „Willkommenstreff“ außer Dehoust auch Gisela Reinhard, Friederike Tomi, Margarete Beck und Heidrun Staudt. Sie lockern die Übergabe der Urkunden mit kleinen Anekdoten auf, denn es wurde ja nicht nur Deutsch, Mathematik oder Physik gepaukt. Gisela Reinhard kennt sich jetzt aus mit dem Frisörhandwerk. Und zumindest theoretisch kann Willi Dehoust nun seine Brötchen und Feinbackwaren nach Rezept alleine herstellen.

Wertvolle Unterstützung

„Das war schon spaßig, diese berufsbegleitenden Fachinhalte zu lernen“, heißt es in der Runde. Denn alle Hürden galt es gemeinsam zu nehmen. „Ich habe einen riesengroßen Respekt vor diesen Leuten, die all diese Strapazen der Flucht und der Integration in einem fremden Land auf sich genommen haben“, fügt Dehoust noch hinzu.

Es freut ihn, dass Fadime Tuncer diese kleine Feier auch im kommenden Jahr wieder organisieren will. In Schriesheim (15 000 Einwohner) leben laut Integrationsmanagerin Barbara Gutruf-Schröder derzeit rund 250 Flüchtlinge.

Info: Infos: www.flüchtlingshilfe-schriesheim.de 

Freie Autorin

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