Von seiner Eröffnung 1936 an ist das Waldschwimmbad auch ein Magnet für Events. Im August 1937 finden im Rahmen der Heidelberger "Reichsfestspiele" (Vorgängerin der heutigen Schlossfestspiele) in Schriesheim Schwimmwettkämpfe statt. Die Teilnehmer messen sich in Staffel- und Freistil, aber auch im "Löffelschwimmen", einer maritimen Variante des Eierlaufens.
An einem Nachmittag als Zuschauer am Beckenrand dabei ist Ufa-Legende Heinrich George, Vater des "Schimanski"-Stars Götz. Angesichts der massigen Gestalt des Stars kann sich ein Journalist die Bemerkung nicht verkneifen, der beleibte Mime sei sicher nur deshalb nicht ins Becken gestiegen, um ein Überlaufen desselben zu vermeiden.
Den Idolen bleibt keine Ruhe
Seine Kollegin Marika Rökk dagegen will sich auf der Wiese sonnen. Doch die Fans lassen den Revue-Star einfach nicht zur Ruhe kommen.
Im August 1939, 14 Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, ist das Bad Schauplatz der Deutschen Hochschul-Meisterschaften. Sieger ist der 21-jährige Student Gunther Placheta, jahrelang einer der besten Schwimmer seiner Klasse. Weithin bekannt wird er allerdings nicht durch Sport und nicht unter diesem Namen, sondern als Gunther Philipp und Schauspieler in Kino-Klamotten der 1950er und 1960er Jahre, vor allem an der Seite von Peter Alexander in den "Graf Bobby"-Filmen.
Während des Krieges ist das Waldschwimmbad Lazarett. In den Umkleidekabinen stehen Krankenbetten, das Café fungiert als Operationssaal. 1945 wird es von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt, Soldaten und Offiziere aus ihrem Hauptquartier in Heidelberg verbringen hier ihre Freizeit.
Das Gelände ist mit Stacheldraht eingezäunt, neben dem Schwimmbecken aus Holz ein Wachturm gezimmert. Auf ihm schiebt rund um die Uhr ein mit einem MG bewaffneter Wachtposten seinen Dienst.
Die Schriesheimer müssen draußen bleiben, was die emotionale Beziehung zu den Amis nachhaltig belastet. "Die haben ihre Hunde mit ins Wasser genommen, und wir Kinder durften nicht hinein", klagt ein Zeitzeuge noch Jahrzehnte später.
1948 geben die Amis das Bad frei. Ganze Generationen genießen hier fortan den Sommer - und die kulinarische Spezialität: Senf-Brot für zehn Pfennige. 6000 bis 7000 Menschen pro Tag tummeln sich in der Spitze im Bad, das zuweilen wegen Überfüllung geschlossen werden muss.
Legendär die Geschichte der beiden Polizisten Fey und Grüber, die von Bademeister Göhrig geholt werden, um die Schließung durchzusetzen - und dann in voller Uniform ins Wasser geworfen werden. -tin
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-filmstars-am-beckenrand-_arid,915861.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html