Schriesheim - Eine Gruppe von Fachleuten übt Kritik an Gemeinderatsdebatte zur Schul-Heizung

Experten plädieren für Pelletheizung

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Stephanie Kuntermann
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Halten die Berechnungen im Heizungs-Gutachten für falsch (v. l.): Willi Dehoust, Norbert Clasen, Sascha Wenger und Kurt Büchler machen sich für eine Pelletheizung im Schulzentrum stark. © Kuntermann

„Wir sind nicht ganz zufrieden, wie das gelaufen ist“, sagt Willi Dehoust. Der Ingenieur meint die Gemeinderatsdebatte über die Heizung, die in den Gymnasial-Trakt des Kurpfalz-Schulzentrums eingebaut werden soll. Er hat sich mit fünf weiteren Fachleuten zur Initiative „Schriesheimer Naturwissenschaftler und Ingenieure für konsequenten Klimaschutz“ zusammengeschlossen und will deren Sachkenntnis in den Dienst der Stadt stellen. Die Gruppe macht sich stark für den Einbau einer Pelletheizung.

„Eine Brückentechnologie“

„Um falsche Entscheidungen zu verhindern“, wie Kurt Büchler erklärt. Der Systemingenieur hält die gewählte Wärmeform, Gasbrennwert und Blockheizkraftwerk, für eine Brückentechnologie: „Das ist wie mit den Nachtspeicheröfen in der Realschule: Man hat sie für eine günstige Investition gehalten, heute verursachen sie extreme Kosten.“

Vergangene Woche verfolgte er die Gemeinderatssitzung mit und hält den Bericht der Klimaschutz- und Beratungsagentur (KliBa) für unvollständig: „Es hat uns da einiges gefehlt.“

Deshalb fordert die Gruppe, dass Berechnungen erneut vorgenommen werden müssen. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung sei nämlich die CO2-Steuer nicht berücksichtigt worden. „Wegen des Klimapakets wird ab 2022 Gas deutlich teurer werden“, gibt Sascha Wenger zu bedenken. Der Physiker nennt einen Kritikpunkt, den in der Sitzung bereits Grünen-Fraktionssprecher Christian Wolf vorbrachte.

„Wir haben uns im Vorfeld mit ihm getroffen“, sagt Büchler und moniert, dass die Stadträte erst spät von der Entscheidungsgrundlage hätten Kenntnis nehmen können. In der Sitzung erklärte Bürgermeister Hansjörg Höfer, dass die Frage der Heizung bereits entschieden sei. Für den Wissenschaftler ist das Thema aber noch nicht beendet: „Denn es liegt bislang kein Beschluss des Gemeinderats vor.“

Auch Mitstreiter Norbert Clasen weiß um den Zeitdruck, unter dem das gesamte Projekt steht; allerdings sieht der Energiewirtschafts-Experte den Zeitplan nicht in Gefahr: „Dann macht man eben zwei parallele Ausschreibungen.“ Nämlich eine für die von Höfer favorisierte Technologie und eine für die Pelletheizung.

Was sie betrifft, hält die Gruppe die KliBa-Berechnungen ebenfalls für fehlerhaft: Hier seien nur Zuschüsse für den niedrigeren KfW 70-Standard angesetzt worden, tatsächlich könnten sie aber höher ausfallen. Und dann der CO2-Ausstoß. „Pellets sind da 11- bis 23-mal besser“, sagt Wenger. Auch das sei nicht richtig gerechnet worden.

Auch die Bedenken der KliBa, einen Pellets-Bunker zu installieren, hält Clasen für nicht stichhaltig: „So ein Behälter ist nicht größer als ein großer Container, nämlich 60 Kubikmeter. Das kriege ich auf dem Schulgelände doch unter.“

Auch für andere Fragen, Geruchsbelästigung, Feinstaub, Filtereinbau, gebe es Lösungen, sagt Dehoust. Die Gruppe, der noch René Rade und Alfred Sternberg angehören, will ihr Wissen jedenfalls mit den Stadträten teilen und gibt deshalb auch einen Mail-Kontakt an: Unter kurtbuechler@t-online.de ist sie zu erreichen. Büchler weiß, dass das Verhältnis zwischen Grünen und dem Rest-Gemeinderat aktuell gespannt ist: „Aber darum geht es uns auch gar nicht.“

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