So schnell lassen die Schriesheimer Protestanten ihren überaus beliebten Pfarrer Lothar Mößner nicht ziehen. Zwar wurde er am Sonntagabend in einem feierlichen Gottesdienst von seinen seelsorgerischen Aufgaben in seiner bisherigen Gemeinde entpflichtet, doch wird er den Gläubigen noch für einige wenige Wochen erhalten bleiben.
"Die Umzugskartons sind schon gepackt, aber der Umzugswagen steht noch nicht vor der Tür", formuliert die Dekanin des Kirchenbezirkes Ladenburg, Monika Lehmann- Etzelmüller, in ihrer Rede, mit der sie Vertreter der politischen, der evangelischen sowie der katholischen Schwestergemeinde begrüßt.
16 Jahre leitete Pfarrer Mößner die hiesige Gemeinde. "Doch jetzt warten in einer neuen Gemeinde in Kleinsteinbach im Landkreis Karlsruhe neue Aufgaben auf ihn", dankt die Dekanin Mößner, den sie als "Allroundtalent für seine Gemeinde" bezeichnet. Und so ist es schon mehr als ein bisschen Wehmut, die sich sowohl unter den Gläubigen wie auch bei Pfarrer Mößner einstellt, als er zu Beginn der Feierlichkeiten die Besucher des Gottesdienstes mit einem Handschlag begrüßt.
Posaunen statt Pauken
"Nicht mit Pauken und Trompeten wollen wir ihn verabschieden, aber mit Kirchenchören und Posaunenchor", erklärt seine Kollegin Suse Best. Und in der Tat: Beide Kirchenchöre, also die aus der Kernstadt und der aus Altenbach sowie der Posaunenchor, übernehmen die musikalische Umrahmung. Als sie zum "Ich lobe meinen Gott" anstimmen, hallt die Kirche eindrucksvoll.
In den Mittelpunkt seiner Predigt stellt Mößner den Kampf zwischen Licht und Finsternis, den ewigen Kampf des Guten gegen das Böse. Dabei erhebt er symbolisch das Stars Wars Lichtschwert: "Wie eine unsichtbare Macht kämpft das Dunkel, doch Gott ruft die Menschen dazu auf, aufzuwachen, die dunklen Mächte aufzudecken und sich zum Licht zu bekennen", erklärt er.
Höhepunkt des Gottesdienstes ist die Entpflichtung des Pfarrers durch die Dekanin mit den Worten "Du hast Dein Amt zum Wohle der Kirche wahrgenommen, wir danken Gott für Deinen Dienst, für den Einsatz Deiner Gaben und Kräfte. Du hast den Dienst sorgfältig und treu ausgeübt zur Ehre Gottes und zum Besten der Gemeinde". Es folgt der Segen durch die Dekanin und seine Kollegen Suse Best und Klaus Nagel.
Beim Empfang viele Dankesworte
Im Anschluss an die Feierlichkeiten sind die Kirchenbesucher zum Empfang vor der Kirche eingeladen. "Wir bedauern Ihren Weggang", bekennt Bürgermeister Hansjörg Höfer: "Gerne erinnere ich mich an die vielen anregenden und sachlichen Gespräche, die wir zur Vorbereitung der Restaurierung der Altenbacher Kirche und der Neugestaltung des Kirchplatzes in der Kernstadt geführt haben", versichert Höfer. Im Namen der Altenbacher dankt deren Kirchengemeinderätin Renate Schmitt: "Ihnen ist es gelungen, in den Altenbacher Gottesdienst neue moderne Töne und eine neue Gestaltung zu bringen", sagt sie und fügt hinzu: "Jetzt können die Altenbacher auch Englisch singen." Doch sie übt auch leichte Kritik "Die Predigten waren immer sehr erbaulich, aber manchmal auch etwas zu lang".
Diakon Klaus Nagel und Pfarrerin Suse Best überreichen Mößner eine Tüte voller Buchstaben, die alle etwas über sein Leben, sein Wirken und seinen Charakter aussagen. Das "B" etwa steht für ein "breites Kreuz", das "E" für den leidenschaftlichen E-Bike-Fahrer, das "H" für Herzensgüte und Höflichkeit.
Der katholische Amtsbruder Ronny Baier hebt in seinem Grußwort Mößners Verdienste um die Ökumene hervor. Er dankt ihm auch dafür, dass die Katholiken während des Umbaus ihrer Kirche gern gesehener Gast in der evangelischen Kirche waren. Sein Wunsch: "Hoffentlich finden Sie auch in Ihrer neuen Gemeinde so viele Freunde wie hier."
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