Die ganze Stadt war am Samstagabend in Musik getaucht: Nach der zweijährigen Zwangspause hatte der Schriesheimer Kulturkreis keine Kosten und Mühen gescheut, die besten Kultbands in die Weinstadt zu holen. Dass es ihnen voll und ganz gelungen ist, bewies die große Zahl von Musikbegeisterten, die vergnügt von Auftritt zu Auftritt schlenderten. Fünf überregional bekannte Bands machten auf fünf über die Altstadt verteilten Bühnen eine tolle und ausgelassene Stimmung und sorgten für gute Laune. Ebenso erstklassig wie die Musik der verschiedenen Bands mit ihren unterschiedlichen Musikrichtungen präsentierten sich Winzer, Wirte und Restaurantbesitzer, die ihre Gäste mit Gaumenfreuden verwöhnten.
Eröffnet wurde das Festival von der Vorsitzenden des Kulturkreises, Gabriele Mohr-Nassauer. An ihrer Seite begrüßte die stellvertretende Bürgermeisterin Fadime Tuncer das Publikum. Dabei ging sie auf den Tod von Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Peter Riehl ein und würdigte seine Verdienste um die Stadt, insbesondere um die Neugestaltung der historischen Altstadt.
Vor dem historischen Rathaus gastierte die Gruppe El Ville Blues Band und ließ mit ihrem bodenständigen Blues die Luft über dem alten Rathaus vibrieren. Es dauerte keine zwei Titel, bis der Funke auf das gemütlich vor dem Kaffeehaus sitzende Publikum übersprang - dafür sorgte die Sängerin Jessica Born mit ihrer Superstimme. Ihrer Aufforderung mitzuklatschen, kamen die Zuhörer gerne nach. Waren doch die Songs wie „Green Banana“, „Moondance“ oder auch „You can stay“ ganz nach dem Geschmack des verwöhnten Publikums. „Ich finde das Publikum toll, alle sind so relaxed“, gestand die Sängerin, die gerne wieder nach Schriesheim kommen wolle.
Nach einer Stärkung bei einem Gläschen Sekt oder einem Wein führte der Weg zum Hotel Kaiser. Dort spielte die New Orleans Gumbo Crabs und entführte ihr Publikum mit den Songs „At the Jazzband Ball“, „Yada“ und „I’m gonna sit right down“ in die Südstaaten mit ihren heißen Nächten. Der Hof im Hotel Kaiser wurde musikalisch nach New Orleans gebeamt.
Zuschauer rücken zusammen
Ein Blick in den Himmel verhieß dann nichts Gutes, es fing Punkt 19 Uhr an zu tröpfeln. Doch von dem bisschen Nieselregen ließen sich die Besucherinnen und Besucher nicht abschrecken und begaben sich zum nächsten Highlight. Noch eine weitere Gruppe vor der evangelischen Kirche vermittelte den Schriesheimern einen Südstaatenhauch: Die Cajan und Zydecoband mit ihrem flotten und rasanten Rhythmen, wobei das Akkordeon den Ton angab. Bei Zydeco handelt es sich um eine Tanzform, die aus Lousiana stammt, gesungen wurde auf französisch. Hier stimmte bereits bei den ersten Tönen die Chemie zwischen Band und Publikum, das wegen des nun stärker einsetzenden Regens eng zusammen auf den Bänken vor der Kirche saß oder in den Nischen des Cafes „Mittendrin“ Schutz suchte.
Zum festen Bestandteil des Jazzfestivals gehört die SRH-Bigband, die vor dem Zehntkeller ihre Bühne aufgebaut hatte und so vor dem Regen geschützt war. „Ausgerechnet jetzt regnet es“, bedauerte der Bandleader und fügte hinzu: „Egal wir spielen weiter.“
Auch vom Wetterumschwung überrascht wurde das Torino Reinhard Ensemble, das im Diehmschen Hof seine Instrumente aufgebaut hatte. Torino Reinhardt, berühmter Sohn der Musikerfamilie Reinhardt, konnte nur eine Stunde lang mit klassischem Jazz, feurigem Czardas, gefühlvollen Balladen und dem Lied „Nur nicht aus Liebe weinen“ - einer Hommage auf die berühmte Sängerin Zarah Leander - seine Zuhörer faszinieren, bis auch er und seine Musiker vom Regen kalt erwischt wurden. Da sie unter freiem Himmel spielten, waren sie gezwungen, ihre Instrumente einzupacken.
Enttäuscht wie das Publikum zeigte sich auch Eugen Fallmann: „Es hatte schon Mühe gekostet, diese Gruppe zu engagieren.“ Trotz Wetterumschwungs konnte der Kulturkreis eine positive Bilanz ziehen. „Der Vorverkauf lief hervorragend und besonders gut war der Kartenverkauf auf dem Wochenmarkt.“ Am Ende dürften es um die 800 Zuschauer in der Schriesheimer Altstadt gewesen sein.
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