Am gestrigen Freitagvormittag sind junge Mütter mit Kindern und ältere Gäste im Begegnungszentrum "mittendrin" - exemplarisch für den Erfolg der Einrichtung, wie Pfarrerin Suse Best findet: "So etwas ist ja nicht planbar, aber es ist einfach schön." Am 27. März vergangenen Jahres wurde das "mittendrin" eröffnet. Nach einem Jahr ziehen die Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde eine durchweg positive Bilanz.
"Wir wollten ein generationenübergreifendes Begegnungszentrum. Diese Vision ist letztendlich umgesetzt worden", sagt die Kirchengemeinderatsvorsitzende Franziska Mersi und fügt hinzu: "Die Realität ist noch besser als das Geplante." 750 000 Euro kostete die Renovierung des Gebäudes, 200 000 Euro davon wurden über Spenden finanziert. Ein großer Teil dieser Zuwendungen kam von Schriesheimer Bürgern. "Das zeigt, dass wir mit diesem Gedanken auch bei den Schriesheimern richtig lagen", sagt Christine Vierling, Mitglied der Steuerungsgruppe für das Begegnungszentrum.
9000 Gäste
Mehr als 9000 Gäste habe man zwischen Mai 2015 und Februar dieses Jahres begrüßen dürfen, berichtet Kathleen Kampes, hauptamtliche Leiterin des "mittendrin". Mehr als 60 ehrenamtliche Helfer hinter der Theke sorgen dafür, dass das "mittendrin" sechs Tage in der Woche vormittags und nachmittags geöffnet hat. Kathleen Kampes sieht in diesem Bereich auch die größte Herausforderung: "Sowohl die Anzahl und die Motivation der Ehrenamtlichen zu halten als auch alle Informationen auf einem Level weiterzutragen, ist am schwierigsten." Die Menge der Informationen wächst auch mit der Menge der Veranstaltungen im Begegnungszentrum. "Außer sonntags haben wir inzwischen jeden Tag ein wöchentliches Angebot", sagt Kampes.
Diese Angebote reichen vom Willkommenstreff für Flüchtlinge über Sprechstunden der Hospizhilfe und Vorlesezeiten bis hin zur Übertragung der Fußball-Bundesliga. Darüber hinaus finden einmal im Monat Veranstaltungen der Reihe "mittendrin spezial" statt, beispielsweise Filmabende, Lesungen oder Wohnzimmerkonzerte. Bis zum 7. Mai veranstalten die Kooperationspartner des Begegnungszentrums, unter anderem die Kirchliche Sozialstation und die Arbeiterwohlfahrt Rhein-Neckar, eine Themenreihe mit dem Titel "Was darf ich hoffen?". Neben dem generationenübergreifenden Gedanken war den Initiatoren auch die Öffnung der Kirchengemeinde für die Schriesheimer Bevölkerung ein Anliegen. Einen Verzehrzwang gibt es nicht; WiFi, Wasser und Butterkekse gibt es umsonst. "Hier kann man einfach herkommen und da sein", sagt Vierling.
Die fair gehandelten Kaffeespezialitäten, Frühstück und die selbst gebackenen Kuchen kosten ähnlich viel wie in anderen Schriesheimer Cafés. "Das ist nicht viel günstiger als woanders und das ist auch gut so", sagt Kampes in Hinblick auf mögliche Konkurrenz zu anderen Betrieben. "Es gibt nach wie vor Leute, die fragen: Kann ich denn da hin, wenn ich nicht zur Kirche gehöre?", sagt Kampes, doch Franziska Mersi findet: "Es ist normal, dass Leute das 'mittendrin' auch nach einem Jahr noch für sich entdecken."
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