Naturschutz

Die Krötenretter suchen auch in Schriesheim Verstärkung

Die mild-feuchte Witterung lockt die heimischen Amphibien wieder aus ihrem Winterquartier. Damit lauert für sie Gefahr auf den Straßen. Wie das Landratsamt ihnen in der Region hilft, und warum Ehrenamtliche nötig sind

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Der Rhein-Neckar-Kreis hat Warnschilder aufgestellt. © Rhein-Neckar-Kreis

Schriesheim. Fuß vom Gas und Augen auf: In diesen Tagen sind wieder Kröten auf der Straße. Und ihre Retter ebenfalls. Der Rhein-Neckar-Kreis hat deshalb eine ganze Reihe von Geschwindigkeitsbeschränkungen erlassen, zum Teil sogar Straßenabschnitte komplett gesperrt. Es geht um den Schutz der Amphibien und ihrer Helfer.

Die milde und feuchte Witterung lockt die heimischen Amphibien wieder aus ihrem Winterquartier. Sobald die Temperaturen in der Nacht über fünf Grad liegen und es bestenfalls noch regnet, machen sich Frösche, Kröten, Molche und Salamander wieder auf den Weg zu ihren angestammten Laichplätzen, wie der Kreis schreibt. Da sie dabei auch Straßen überqueren müssen, erreichen viele Tiere ihr Ziel nicht.

Jede zweite Art ist vom Aussterben bedroht

50 Prozent der insgesamt 21 in Deutschland lebenden Amphibienarten wurden mittlerweile als bestandsgefährdet eingestuft. Schwindende Lebensräume, Dürreperioden, aber auch der Straßenverkehr machen ihnen zu schaffen. Um die nützlichen Tiere vor dem Verkehrstod zu bewahren, appelliert das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis deshalb an die Autofahrerinnen und Autofahrer, abends im Bereich der Wanderstrecken den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und besonders umsichtig zu fahren.

Doch das allein würde nicht ausreichen. Vielerorts sind deshalb freiwillige Helfer im Einsatz. Vor der Laichzeit stellen sie kleine Schutzzäune entlang der Strecken auf, die nur wenige Zentimeter hoch sind, aber trotzdem verhindern, dass die Amphibien auf die Straße gelangen und dort dem ziemlich sicheren Tod entgegenlaufen.

Stefan Wagner vom BUND Steinachtal ist einer der Helfer. Er koordiniert die Einsätze von mehr als 60 Freiwilligen, darunter auch Familien mit Kindern. Sie machen sich täglich auf den Weg, um die Zäune zu inspizieren. In zehn bis 20 Metern Entfernung befindet sich ein Eimer, eingelassen in den Boden und mit Laub gepolstert.

Wenn die Kröten an den Zaun gelangen, kommen sie nicht weiter. Egal, in welche Richtung sie abbiegen: Früher oder später landen sie in einem dieser Eimer und werden von dort von ihren zweibeinigen Freunden später sicher auf die andere Seite transportiert. Um sich selbst nicht zu gefährden, sollten sie dabei Warnwesten tragen, wie es aus dem Landratsamt vorsorglich heißt.

Warnlichter und Überholverbote sollen schützen

Die Behörde wiederum leistet ihren eigenen Beitrag. Sie hat Warnleuchten und -schilder aufgestellt und sogenannte Geschwindigkeitstrichter eingerichtet. Dabei wird das Tempo langsam von 70 über 50 bis 30 Kilometer pro Stunde gebremst. Außerdem gibt es Überholverbote oder die Sperrung von ganzen Streckenabschnitten, zum Schutz der Kröten wie der Helfer.

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Daniela Hoffmann
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Freiwillige kann es übrigens gar nicht genug geben. Immer wieder werden sie gesucht. In Schriesheim, wo die Rettungsaktionen schon kurz vor dem Aus standen, haben Stefan Wagner und seine Mitstreiter vorübergehend bei der Organisation unter die Arme gegriffen. Seit Kurzem gibt es aber auch hier wieder eine kleine feste Gruppe von rund 20 Krötenrettern. Wer sie unterstützen will, kann sich bei Julia Mahnken (juliamahnken@gmail.com) melden, denn: „Wir haben noch einige Lücken im Einsatzplan.“ Rund 2000 Kröten werden in einer Saison gerettet.

Einschränkungen in der Region

In der Region gelten derzeit folgende Verkehrsbeschränkungen:

Edingen-Neckarhausen: K 4138 zwischen den Ortsteilen Edingen und Neckarhausen (Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen 20 und 6 Uhr sowie Beschilderung).

Hirschberg: L 596 zwischen Hirschberg und Großsachsen, Höhe Ortseingang (Beschilderung und gelbe Blinkleuchten).

Schriesheim: L 596 und L 596a zwischen Altenbach und Schriesheim und auf der L 536 (jeweils zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen 18.30 und 6 Uhr und Beschilderung) sowie Blütenweg (Wendehammer), Eichenweg (Wendehammer) und Eisengrubweg (jeweils Beschilderung).

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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