Schriesheim. Der Christdemokrat Christoph Oeldorf (43) hat es auf Anhieb geschafft: Mit 1000 Stimmen Vorsprung und 56,3 Prozent gewann er die Bürgermeisterwahl in Schriesheim. Dort tritt er im Januar 2022 die Nachfolge von Hansjörg Höfer (Grüne) an, der nicht mehr kandidierte. Oeldorfs grüne Mitbewerberin Fadime Tuncer, Stadträtin und ehrenamtliche Bürgermeister-Stellvertreterin in Schriesheim, erhielt 42 Prozent der Stimmen. Helmut Oelschläger (1,2 Prozent) und Samuel Speitelsbach (0,2 Prozent) spielten praktisch keine Rolle.
Oeldorf hatte schon im Juni seinen Hut in den Ring geworfen, mit Unterstützung von CDU und Freien Wählern. Später sprach sich auch die Bürgergemeinschaft für ihn aus. SPD und FDP verhielten sich neutral.
Seit vier Jahren ist Oeldorf Bürgermeister der Nachbargemeinde Wilhelmsfeld, hat aber nach eigenen Angaben eine enge Beziehung zu der Weinstadt. „Schriesheim ist meine zweite Heimat“, erklärte er bei seiner Vorstellung und ergänzte: „Hier habe ich seit meinem 12. Lebensjahr vermutlich mehr als 50 Prozent meiner Freizeit verbracht.“
Bürgermeister dieser Stadt zu sein, darüber habe er durchaus auch schon früher einmal nachgedacht. Entscheidend sei aber gewesen, dass ihn CDU und Freie Wähler unabhängig voneinander auf eine Kandidatur angesprochen hätten. „Gute Ideen für hier“, so lautete sein Slogan im Wahlkampf. Nach dem Studium (fünfeinhalb Semester Jura, danach Politikwissenschaft) war er unter anderem im Ministerium von Dirk Niebel (FDP) tätig.
„Auf Landesebene habe ich ein CDU-Parteibuch“, erklärt er, legt aber Wert auf die Feststellung, er sei nie für eine Partei angetreten. „Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal, von wem sie kommt“, lautet Oeldorfs Credo: „Farbenlehre spielt für mich im Gemeinderat keine Rolle.“ In Hirschberg saß er für die Freien Wähler am Ratstisch, die ihn in Wilhelmsfeld bei der Bürgermeisterwahl unterstützten. Sogar die Frau fürs Leben hat er dort gefunden, sein erstes Kind erwartet das Paar im Dezember.
„Wenn man einen Plan hat und weiß, was man will, dann bekommt man auch die Finanzierung hin“, glaubt Oeldorf, der die Finanzlage Schriesheims nicht für schlecht hält. Gleichwohl setzt er auf Wachstum. Zwar sehe er Schriesheim nicht bei 20.000 Einwohnern, aber um attraktiv zu bleiben, brauche eine Stadt auch Zuzug: „Gesundes Wachstum, ein bisschen Entwicklung.“
Stimmen zur Bürgermeisterwahl - Oeldorf „glücklich und entspannt“
„Jetzt lassen wir es ein bisschen krachen“, kündigte Christoph Oeldorf an, nachdem Wahlleiter und Stellvertretender Bürgermeister Michael Mittelstädt den 43-jährigen kurz vor 19.30 Uhr im strömenden Regen zum Wahlsieger erklärt hatte. Christoph Oeldorf: „Ich bin erst einmal glücklich und entspannt und auch ein wenig sprachlos. Der Kloß im Hals fällt weg, da braucht’s keine großen Worte. Wenn man selber in eine Wahl involviert ist, fällt es schwer, seine Chancen einzuschätzen. Wir werden jetzt gemeinsam in den kommenden acht Jahren Schriesheim gestalten, das ist eine Aufgabe für uns alle.“
Seine Kontrahentin Fadime Tuncer von der Grünen Liste gratulierte, zeigte sich natürlich enttäuscht: „Die Wähler haben gewählt, so ist Demokratie. Aber wenn man sich auf so einen Weg macht, dann ist es nur menschlich, dass man auch gewinnen will. Es war klar, dass es knapp ausgeht. Der jetzt doch deutliche Vorsprung von Christoph Oeldorf hat mich dann doch etwas überrascht.“
Ihr Parteifreund, der Grüne-Landtagsabgeordnete Ulrich Sckerl: „Ich gratuliere Oeldorf zum Wahlsieg und biete ihm eine gute Zusammenarbeit mit mir im baden-württembergischen Landtag an. Fadime hat einen großartigen Wahlkampf gemacht und ein respektables Ergebnis erzielt. Sie wird weiterhin eine starke Stimme in der Schriesheimer Kommunalpolitik sein.“
Bei den Kollegen von Fadime Tuncer im Gemeinderat überwog dagegen die Freude über den Sieg von Christoph Oeldorf, der von CDU und Freien Wählern unterstützt worden war. Die CDU-Ortsverbandsvorsitzende Christiane Haase: „Ich bin froh, dass es bereits im ersten Wahlgang für Christoph geklappt hat. Wir haben aber auch in den vergangenen Wochen gut gekämpft.“ Ihre Parteifreundin Andrea Diehl: „Christoph Oeldorf ist eine gute Wahl für Schriesheim.“ Stadträtin Lieselore Breitenreicher (BgS): „Ich bin glücklich, dass wir jetzt einen kompetenten Bürgermeister haben.“ Rainer Dellbrügge von der SPD, die sich im Wahlkampf auf keinen Kandidaten festgelegt hatte: „Ich persönlich bin zufrieden, Oeldorf ist ein Fachmann. Ich gehe davon aus, dass er es mit seiner Berufserfahrung gut machen wird.“ Bernd Hegmann (Freie Wähler): „Es ist gut, dass sich unser Verwaltungsfachmann durchgesetzt hat.“ Wolfgang Renkenberger (FDP): „Ich bin einfach nur froh über den Sieg Oeldorfs, viel mehr gibt’s dazu gar nicht zusagen.“
Trost für Fadime Tuncer kam von Robert Hasenkopf von der Grünen Liste: „Sie hatte es mit ihrer Biografie sicher nicht leicht. Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht. Fadime hat einen sehr guten Wahlkampf gemacht und viele Ideen eingebracht.“
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