Serie „Mein Viertel“, 22. und letzter Teil – Hochstätt - Brigitte Volz und ihre Enkelin Vanessa Schöllkopf wollen den Ruf ihres Heimatstadtteils verbessern / Treffpunkte für alle Generationen

„Wir sind von Natur und Grün umgeben“

Von 
Tanja Capuana
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Lieben an ihrem Heimatviertel, dass es dort viele Freiflächen gibt: Brigitte Volz und ihre Enkelin Vanessa Schöllkopf. © Capuana-Parisi (3)/Gross(1)

Für Brigitte Volz und ihre Enkelin Vanessa Schöllkopf hat die Hochstätt mehr zu bieten als Wohnblocks. Die 77-Jährige wohnt im Wasengrund. Schöllkopf arbeitet als Erzieherin in der Kita Kieselgrund. „Das war auch schon mein Kindergarten“, verrät sie. Und sogar bereits ihre Mutter, ebenfalls Erzieherin, hatte die Kita als kleines Mädchen besucht.

Volz ist gebürtige Seckenheimerin. Am 27. November 1964 zog sie mit ihrem Mann Georg Volz auf die Hochstätt, 1965 kam ihre Tochter zur Welt. „Meine Schwiegereltern hatten hier einen Bauplatz“, erzählt sie. Dort zu bauen sei daher günstig gewesen. Im gleichen Haus wie ihre Großmutter hat Schöllkopf, eine gebürtige Hochstätterin, die ersten 14 Jahre ihres Lebens verbracht. An ihre Kindheit denkt die 24-Jährige gern zurück. „Es war toll“, sagt sie. Für sie sei es selbstverständlich gewesen, mit Kindern aufzuwachsen, die eine andere Sprache sprechen oder einer anderen Kultur angehören.

Nachdenklich stimmt die beiden Frauen, dass das Viertel nach außen einen negativen Ruf hat. Nachbarn von Volz geben nicht so gern zu, dass sie auf der Hochstätt wohnen, gesteht die Rentnerin. „Manchen ist das peinlich. Sie sagen daher, dass sie von Seckenheim kommen.“ Auch ihre Enkelin findet das schade. „Ich bin bemüht, das Image zu verbessern“, sagt Schöllkopf mit fester Stimme: „Denn jeder Stadtteil hat seine negativen Seiten.“ Schön findet die 24-Jährige etwa, dass es auf der Hochstätt so viel Freiflächen gebe. „Wir sind wirklich von Grün umgeben, Natur gibt es bei uns genug“, lobt sie. Unweit des Gemeinschaftszentrums hat Vanessa Schöllkopf gern mit ihrem Bruder unter freiem Himmel gespielt: Bäume und Wiesen, so weit das Auge reicht. Trauerweiden geben dem kleinen Spielplatz mit Rutsche und Sandkasten, wo sich Vanessa Schöllkopf als Kind gern aufgehalten hat, eine heimelige Atmosphäre.

Spielplätze locken ins Freie

Im Gemeinschaftszentrum selbst findet einmal im Monat ein Seniorentreff statt, außerdem gibt es in der ehemaligen Bahnkantine für Kinder das Jugendhaus. „Die Kinder freuen sich, denn ab sechs Jahren dürfen sie dahin gehen“, sagt Volz.

Außerdem locken verschiedene Spielplätze die jüngsten Bewohner ins Freie. Nahe der Hochstättstraße, vorbei an der „Hasenwiese“, wie Oma und Enkelin den Rasen liebevoll nennen, weil sich die flauschigen Nagetiere dort regelmäßig aufhalten, führt ein kurzer Waldweg auf einen der Spielplätze. „Dort gehen wir oft mit den ganz Kleinen hin“, sagt Schöllkopf. Diesen Platz kennt sie noch aus ihrer Jugend, auch wenn neue Spielgeräte und Attraktionen dazugekommen sind. Der Holzdrache Charly dient Volz und Schöllkopf als Sitzgelegenheit für eine kleine Pause. „Er wurde getauft, als der Spielplatz vor etwa zehn Jahren eingeweiht wurde“, sagt die 77-Jährige und lächelt. Einen kleinen Fußmarsch entfernt erreichen die beiden den Abenteuerspielplatz, der auch Indianerspielplatz genannt wird. Dort gibt es unter anderem ein Klettergerüst und einen Sandkasten.

Erinnerungen werden wach

In der Hochstättstraße werden viele Erinnerungen wach: Zum einen wohnte dort eine Freundin von Schöllkopf. Und in einem der Häuser war früher ein Kiosk beheimatet, erzählt Volz. „Sie hatten samstagsmorgens gutes Brot und Mohnhörnchen“ Was die Einkaufsmöglichkeiten angeht, sei es mit dem Netto an der Schnellstraße nach Seckenheim besser geworden, findet die Seniorin. Und seit kurzem gibt es im Kieselgrund einen Kiosk mit Außenbestuhlung. Trotz aller Freude über das grüne Umfeld sieht die 24-Jährige die Lage des Viertel mit der höchsten Kinderquote Mannheims jedoch auch kritisch: „Wir sind hier halt etwas abgeschieden, fast isoliert.“

Ansonsten finden Brigitte Volz und Vanessa Schöllkopf lobende Worte für den Stadtteil. Die Erzieherin schätzt, dass er so vielfältig ist. Ihre Oma ist mit dem öffentlichen Nahverkehr zufrieden: „Man ist in sieben Minuten in Mannheim.“ Ihr gefällt, dass der Stadtteil dank Graffitis schön bunt ist. Auch die Malerei an den Garagen am Kloppenheimer Feld, von wo aus man die SAP-Arena und den Fernsehturm sieht, mag sie. Einen Steinwurf entfernt liegen die hübsch gestalteten Schrebergärten, die noch mehr Natur in den Ort bringen. Volz resümiert: „Ich wohne gern auf der Hochstätt.“

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