Betreuung

Wie die Sportkita „Purzelbaum“ in den neuen Mannheimer Stadtteilen wächst

In der Mannheimer Oststadt hat sie 140 Kinder in ihrer Obhut, jetzt kommen in den Stadtteilen Franklin und Neuostheim nochmal so viele dazu – das ist die Erfolgsgeschichte der Sportkita „Purzelbaum“.

Von 
Thorsten Langscheid
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TSV 1846, Sportkita Purzelbaum (v.l.): Präsident Holger Diekmann, Farina Erdogan (mit Tochter), Luisa Stoklasa, Marc Kästle und Vizepräsident Bernd Kupfer © Thorsten Langscheid

Oststadt. Der Bewegungsdrang von Kindern ist enorm - auch wenn man zur Mittagszeit in den Räumen von Mannheims erster reinen Sportkita, dem „Purzelbaum“ des TSV 1846, am Hanns-Reschke-Ufer beim Fernmeldeturm nicht viel davon mitbekommt. „Die Krippen-Kinder halten grade Mittagsschlaf“, erklären Kita-Leiter Marc Kästler und seine Kollegin Luisa Stoklasa, „und die Kita-Kinder sind jetzt nach dem Essen auch im Ruhraum.“ Es sind insgesamt rund 140 Kinder im Haus, in den Räumen des TSV ist es trotzdem geradezu ehrfurchtgebietend still. Die Kleinen haben bereits den ganzen Vormittag über ein umfangreiches kindgerechtes Bewegungsprogramm „abgespielt“, da ist es eigentlich kein Wunder, dass auch mal Pause ist. Zeit für die Kästler und Stoklasa, gemeinsam mit anderen Erwachsenen - Leitungs-Kollegin Farina Erdogan sowie TSV-Präsident Holger Diekmann und Vizepräsiden Bernd Kupfer - die schon weit gediehenen Erweiterungspläne des „Purzelbaum“ zu präsentieren.

Sport und Bewegung sind in der Kinderbetreuung in Mannheim leider unterrepräsentiert
Holger Diekmann Präsident des TSV 1846

Diese Pläne kann man ganz leicht in wenigen Zahlen ausdrücken: Die Kita will an zwei zusätzlichen Standorten in den Stadtteilen Neuostheim und Franklin die Anzahl der Betreuungsplätze und der Beschäftigten (bisher rund 45 einschließlich der Kita-eigenen Küche) verdoppeln. Und zwar noch in diesem Jahr: „Am 1. Oktober geht‘s los“, kündigen Diekmann und Kupfer an.

60-Sportkita-Plätze werden gerade in Franklin in der Robert-Funari-Straße in eines der früheren amerikanischen Militär-Verwaltungsgebäude eingebaut, das einst die Generalität des 5. US-Fernmeldekommandos als Dienstsitz beherbergte. Nicht weit vom Hanns-Reschke-Ufer entfernt, aber zum Stadtteil Neuostheim gehörig, saniert der Tochterverein des TSV 1846, der TSV MH, gerade die ehemaligen Tennishallen von Sport-Marquet am Josef-Bußjäger-Weg 4. Hier können weitere 80 Kinder eine sportpädagogisch begleitete Früherziehung genießen.

So soll sie aussehen, die neue Kita Purzelbaum an der Robert Funari-Straße im Stadtteil Franklin. © TSV 1846

„Es ist überhaupt kein Problem, eine Kita mit Kindern zu füllen“, sagt TSV-Präsident Diekmann. Er hat mit seinem Vorstands- und Geschäftsführungsteam seit der Gründung des „Purzelbaum“ vor nahezu elf Jahren jede Menge Erfahrung gesammelt. „Die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Vielzahl der Bewerbungen herauszufinden - das ist schon schwieriger.“ Farina Erdogan, die die beiden neuen „Filialen“ des Purzelbaum leiten wird, schwärmt von der „einmaligen Chance“, mit einem ganz neu zusammengestellten Team einen nagelneuen Kindergarten aufzubauen. Anders als am Fernmeldeturm ist der TSV nicht selbst Bauherr, sondern mietet die Räumlichkeiten an.

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Thorsten Langscheid
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Dem enormen Bewegungsdrang der Kinder trägt die Sportkita Rechnung. Für Krippenkinder gibts in der Woche dreieinhalb bis vier, für Kita-Kinder fünfeinhalb bis sechs reine Sportstunden. Bewegung wird auch in der übrigen Zeit im „Purzelbaum“ großgeschrieben - von Fingerspielen bis zum An- und Ausziehen der Kleidung. Kinder, die von der Sportkita in die Grundschule wechseln, dürften kaum motorische Defizite haben, davon sind die Macher des TSV überzeugt.

Zudem bietet der traditionsreiche Club mit seiner Kindersportschule (KiSS) den quasi nahtlosen Übergang aus der Kita in den Sportverein an. Am Reschke-Ufer und am nahegelegenen Josef-Bußjägerweg locken gleich mehrere Vereine sowie das große, moderne Sportzentrum des TSV, mit zur Zeit genau 4650 Mitgliedern der älteste und zugleich einer der mitgliederstärksten Mehrsparten-Sportvereine in der Stadt.

Ganz anders im Stadtteil Franklin, wo zwar einiges an Sportanlagen vorhanden ist - insbesondere das Sportfield und das denkmalgeschützte frühere Barnes Gymnasium (Boulderhouse) - aber eine Vereinsinfrastruktur quasi nicht vorhanden ist. Und auch in den Planungen zur Konversion der ehemaligen amerikanischen Kasernen- und Wohnanlagen für die zivile Nutzung nicht priorisiert worden war.

Die ehemalige Sport Marquet Halle des TSV MH am Josef-Bußjäger-Weg in Mannheim-Neuostheim wird saniert. Hier zieht bald eine Zweigstelle der Sportkita-Purzlbaum des Muttervereins TSV 1846 ein. © Thorsten Langscheid

Gerade der neue Stadtteil Franklin, so Bernd Kupfer, sei ein Ort, an dem viele junge Familien wohnen, ein Sportangebot für Kinder und Jugendliche - also Training, Kurse, Spielbetrieb - aber bislang fehle. „Das sagen uns viele Eltern, die ihre Kinder in der neuen Kita anmelden“, so Kupfer. Grund genug für den TSV, seine eigene Jugendarbeit weiter zu aktivieren, die Vereinsjugend zu mobilisieren und das soziale Miteinander im Verein weiter zu stärken. Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit den Schulen, um bei der Ganztagesbetreuung als Sportverein Angebote machen zu können. Ein großer Schritt, so TSV-Präsident Holger Diekmann, wäre eine eigene Sport-Ganztagesgrundschule. Ein Schritt, der aus dem alle Lebensalter umfassenden Sport-Konzept des TSV heraus sinnvoll und die logische Konsequenz wäre.

Die neuen Sportkitas in Franklin und Neuostheim bekommen jedenfalls jeweils einen gut 150 Quadratmeter großen Bewegungsraum, auch in den Gruppenräumen werden Bewegungsgeräte eingebaut. Hinzu kommen Bewegungsaktivitäten im Freien und - zumindest am Bußjägerweg - die Möglichkeit, die 1200 Quadratmeter große Hockey-Halle tagsüber für die Sportstunden zu nutzen. Genug Platz, um dem enormen Bewegungsdrang der Kinder Rechnung zu tragen.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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