Stadtteilarbeit

Wie das Quartierbüro Mannheim-Wohlgelegen aufgewertet hat

Der Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen galt in den 2000er-Jahren als vernachlässigtes Quartier. Wie Caritasverband, Franziskaner-Mönche und GBG die Kehrtwende packten.

Von 
Sylvia Osthues
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Wohlgelegen. Das Quartierbüro Wohlgelegen des Caritasverbands Mannheim setzt sich für mehr Lebensqualität und ein stärkeres Miteinander der Menschen im Stadtteil ein. All dies wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Menschen und Institutionen nicht möglich gewesen. Jetzt zogen Caritasverband und das Quartierbüro mit Kooperationspartnern und Unterstützern Bilanz.

Stefanie Paul und Benjamin Klingler freuen sich über zahlreiche Gäste bei der Feier zum 15-jährigen Bestehen vom Quartierbüro Wohlgelegen. © Sylvia Osthues

Stefanie Paul, Abteilungsleiterin Arbeit – Migration – Soziales im Caritasverband dankte den Kindern der Deutschlerngruppe, die die Feier mit Gesang und Tanz eröffneten. Sie dankte dem Hausherrn, Bruder Franz Leo, „der uns Obdach gibt“. Sie dankte auch Wolfgang Bielmeier, dem früheren Geschäftsführer der GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft, sowie ihrer Vorgängerin Sigrid Kemptner, die zusammen mit den Franziskaner-Mönchen in St. Bonifatius im Jahr 2010 das Quartierbüro Wohlgelegen „aus der Taufe gehoben haben“. Paul freute es, dass auch viele Ehemalige gekommen waren, die das Konzept mitgetragen haben.

Quartiermanager Benjamin Klingler startet im leeren Büro mit viel Elan

Sie dankte Benjamin Klingler, der die Projektverantwortung im Quartierbüro Wohlgelegen „mit viel Elan trägt“. Klingler freute sich über die zahlreichen Besucher: Bewohner, Kooperationspartner, Verwaltung, Politiker, ohne die vieles nicht möglich gewesen wäre, sowie Kollegen der umliegenden Quartierbüros. Mit seinen Gästen begab Klingler sich auf eine Zeitreise durch die Jahre der Quartierarbeit im Stadtteil Wohlgelegen: Auf Stellwänden dokumentiert waren zahlreiche Projekte, unter anderem das Präventions- und Sportprojekt „Sport gegen Gewalt“ (2011-2019), die das Quartierbüro Wohlgelegen zusammen mit den Quartiermanagements Herzogenried und Neckarstadt-West, dem MFC Phönix 02 und dem Polizeirevier Neckarstadt organisiert hatte. Partner dabei waren unter anderem die Adler Mannheim und der RRC Endspurt.

Der Job funktioniert und es macht mir auch heute noch Spaß und Lust, mich für den Stadtteil einzusetzen
Benjamin Klingler Quartiermanager Wohlgelegen

Das Quartierbüro wurde am 1. April 2010 vom Caritasverband Mannheim in Kooperation mit der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG und der katholischen Pfarrgemeinde St. Bonifatius eröffnet, weil das Wohlgelegen sich immer mehr zu einem vernachlässigten Stadtteil entwickelt hatte. Es habe weder soziale Treffpunkte noch Sport- und Bewegungsräume, kaum Angebote für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen und zu wenige zu Fuß erreichbare Geschäfte gegeben, so der Caritasverband. Klingler berichtete: An diesem Tag sei er um 10 Uhr beim Caritasverband in B5 gewesen und um 11 Uhr mit einem Karton voll mit Schreibwaren im neuen Büro in der Pfarrgemeinde St. Bonifatius eingezogen. „Das Büro war leer, die Möbel kamen erst zwei Tage später.“ Er habe das Quartierbüro somit von „Null“ aufgebaut.

Heute gibt es im Stadtteil viele Angebote für alle Altersgruppen

„Der Job funktioniert und es macht mir auch heute noch Spaß und Lust, mich für den Stadtteil einzusetzen“, erzählte Klingler. Er hat gemeinsam mit Bewohnerinnen, Bewohnern und Partnern vieles in den 15 Jahren für den Stadtteil Wohlgelegen auf den Weg gebracht. Es gibt heute Angebote für alle Altersgruppen und Begegnungsräume wurden geschaffen. Es gibt ein Bürgercafé am Nebeniusplatz, wo offene Café-Nachmittage, Bürgersprechstunden, ein Senioren- und ein Jugendtreff stattfinden mit kostenlosem WLAN, einem Bücherschrank und der Vorplatz wurde von der Stadt aufgewertet.

In den Räumen des Quartierbüros werden Sozialberatung und Psychologische Beratung für Familien angeboten. Zudem werden vom Quartierbüro Ferienprogramme und Spielaktionen für die Kinder im Stadtteil angeboten. Außerdem organisiert das Quartierbüro Wohlgelegen gemeinsam mit den Quartiermanagements Herzogenried und Neckarstadt-West jedes Jahr ein gemeinsames Stadtteilfest für die Neckarstadt. Seit drei Jahren lädt das Quartierbüro Wohlgelegen zudem zusammen mit dem Quartiermanagement Herzogenried und der Interessengemeinschaft Herzogenried (IGH) zum gemeinsamen Neujahrsempfang für die Neckarstadt-Ost ein.

Quartiermanager holt eine Buslinie in den Stadtteil

Darüber hinaus ist es Quartiermanager Klingler gemeinsam mit dem Bezirksbeirat gelungen, dass seit 2016 eine Buslinie durch den Stadtteil fährt und dadurch Einkaufsmöglichkeiten vor allem für die vielen älteren Bewohner und Familien erreichbar sind. Die Grundlage dafür legte ein Einkaufsshuttle, den das Quartierbüro zusammen mit Partnern eingerichtet hatte und der gut angenommen wurde. Darüber hinaus hat das Quartierbüro Wohlgelegen gemeinsam mit dem Quartiermanagement Herzogenried die Konversion von Turley begleitet und 2012 auch das erste Turleyfest mitorganisiert. Als 2022 Geflüchtete aus der Ukraine kamen, rief Klingler das Angebot „meet, speak & play“ ins Leben – ein wöchentlicher, offener Treff für Geflüchtete, bei dem diese sich austauschen können und Beratung bekommen, während die Kinder spielen.

Das Angebot soll laut Caritasverband „perspektivisch in einen offenen Familientreff umgewandelt werden, der sich an alle Nationalitäten richtet“. Seit 2022 werden die Angebote des Quartierbüros durch mobile Jugendarbeit ergänzt. „Dafür haben wir lange gekämpft“, sagte Benjamin Klingler. Vieles sei erreicht worden. „Doch es gibt hier noch genug Baustellen“, betonte er. Klingler plant beispielsweise für Menschen mit wenig Geld einen „Sozialen Marktstand“. Die Lebensmittelausgabe soll alle zwei Wochen stattfinden und mit anderen Hilfs- und Beratungsangeboten verknüpft werden.

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Freie Autorin

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