Vogelstang. Wer jetzt ins Vogelstang-Zentrum kommt, wird feststellen, dass es etwas Neues im Kunstkubus zu sehen gibt. Die Winterausstellung „Tierische Sitzplätzchen“ hat Platz gemacht für die „Stationen“ von Ingrid Gromer. Die Künstlerin aus Heppenheim zeigt abstrakte Motive, hinzu kommen Skulpturen und Glasobjekte.
Der Kubus ist ein ehemaliges Schaufenster, das von Künstlerin Marianne Merz, einer langjährigen Bewohnerin der Vogelstang, vor vier Jahren zu einem Ausstellungsraum umgestaltet wurde. Künstlerinnen und Künstler aus der Region können sich bei ihr melden und bekommen einen Zeitraum von etwa einem Monat zugeteilt, in dem sie ihre Werke präsentieren können. An Weihnachten gibt es eine Motto-Ausschreibung, an der jeder teilnehmen kann, der Lust hat. Nun sind noch bis zum 15. März abstrakte Formen in teils leuchtenden Farben zu sehen.
Könnte man die Motive vielleicht als Landschaften bezeichnen? „Man sucht etwas Bekanntes in den Bildern, doch das ist nicht die Intention. Ein Bild ergibt sich aus dem Tun, den Farben, der Stimmung. Wenn man das Bild dreht, sieht man wieder etwas anderes darin“, meint Ingrid Gromer, die 1952 in Mannheim geboren wurde.
Gromer arbeitet nicht gerne nach Vorgabe
Einige der Bilder sind in Schwarz, Weiß und Grau gehalten. Sie entstanden in einem Seminar, bei dem die Teilnehmer afrikanische Djembé-Musik hörten und dabei vorwiegend mit Naturpigmenten malten. Weitere Methoden sind die Spachtel- und die Drucktechnik. Die Herstellungsart, mit der die flachen Glasobjekte gestaltet sind, nennt man Glas-Fusing. Hierbei wird ein Spezialglas in verschiedenen Farben geschnitten, in Form gelegt und in einem speziellen Ofen gebrannt.
Gromer fand die Grund- und Realschule in den 50er und 60er Jahren wenig künstlerisch inspirierend: „In der Realschule hatten wir keinen Kunstunterricht, nur Handarbeit. Es gab Noten, und die Dinge mussten ein bestimmtes Aussehen haben, das hat mir nicht gefallen.“
Nach Vorgabe arbeiten und realistische Darstellungen sind nicht Gromers Sache. „Wenn es realistisch sein soll, kann man fotografieren. Ich verfremde lieber und setzte je nach Stimmung die Farben ein.“ Gromer holte das Abitur nach, studierte Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften. Ihr fehlte das kreative Arbeiten, und so absolvierte sie zusätzlich ein Studium zur Kunsttherapeutin – eine gute Entscheidung. „Ich habe in psychosomatischen Kliniken mit Patienten gearbeitet, zum Beispiel Skulpturen aus verschiedenen Materialien hergestellt oder gemalt. Ich bin viel herumgekommen, ich arbeitete in Bad Berleburg und in der Pfalz, nun lebe ich in Heppenheim.“
Marianne Merz bringt seit vier Jahren Kunst ins Einkaufszentrum
Die meisten ihrer Bilder haben keine Namen, doch das farbenfrohe Bild, das im Kunstkubus in der Mitte des Raumes auf einer Staffelei steht, heißt „Wild at Heart“. Auf Gromers Homepage sind zwei Bilder, die sehr konkret sind. „Das eine zeigt eine patagonische Landschaft, das andere einen Hund. Dieser hat uns im Spanien-Urlaub intensiv beim Tapas-Essen beobachtet. Ich habe ihn fotografiert und ein Bild daraus gemacht.“
Zu Marianne Merz und ihrem Kunstraum gelangte sie durch Hörensagen innerhalb der Kunstszene. „Eine Freundin, die ich aus einem Kurs von Rainer Negrelli kenne, hat mir den Kubus empfohlen.“ Marianne Merz bringt seit etwa vier Jahren Kunst ins Einkaufszentrum. Merz wurde in Berlin geboren, 1968 zog sie mit ihrem Mann auf die Vogelstang. Seitdem ist sie auch in der Region als Künstlerin tätig. Sie besitzt noch ein Atelier im Burgund, hier befindet sich auch ihr Lieblingsmotiv: eine alte Schleuse. Der Kubus im Vogelstangcenter, Freiberger Ring 12, ist nur nach Absprache geöffnet. Interessierte Künstlerinnen und Künstler, die einen Ausstellungsraum suchen, können sich gerne telefonisch bei Marianne Merz melden: 0621-7152510 oder 0162-6103220.
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