Almenhof

Was die Wandbilder am neuen Lisette-Hatzfeld-Platz in Mannheim-Almenhof bedeuten

Von 
Tanja Capuana
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Das Künstlerduo Mehrdad Zaeri und Christina Laube vor ihrem Mural. Sie haben es auf dem Almenhof an dem Platz gestaltet, der zu Ehren von Revolutionärin Lisette Hatzfeld benannt wurde. Die Initiative "Frauenwege" hatte dies angestoßen. © Tanja Capuana

Mannheim. An den beiden Bunkern, die den 48er Sportplatz umrahmen, hat sich an diesem Nachmittag eine große Menschenmenge versammelt. Mit gespannter Miene begutachten sie die beiden Murals mit insgesamt acht Frauen, die die Bunker zieren – und die jetzt feierlich präsentiert werden. Im Rahmen einer Feierstunde, bei der auch die Sängerin Joana und der Gitarrist Adax Dörsam die Runde musikalisch umrahmen, wird der Anlass gewürdigt.

Das sind Geschichten, die wir in uns tragen
Künstlerduo Mehrdad Zaeri und Christina Laube

Mit den beiden Wandgraffiti soll der Platz einerseits aufgewertet werden. Andererseits huldigt das Bild den Frauen der Gesellschaft im Allgemeinen und den mutigen Einsatz der Frauen in der badischen Revolution 1848/49 im Besonderen. Denn der Platz, der bisher noch ohne Namen war, wurde nach der engagierten Mannheimerin und Unterstützerin der Revolution Lisette Hatzfeld benannt.

„Es ist der Ort, an dem die Menschen sich im Almenhof treffen“, sagt Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne). Die Initiative Frauenwege im Almenhof hatte die Idee, die optisch wenig ansprechenden Bunker auf dem 48er Sportplatz mit Malereien zu verschönern. Man wolle die Schmuddelecke aufwerten, sagt Barbara Ritter, eine von fünf Mitgliedern der Initiative. „Die Murals sind toll“, lobt sie. Rund 20 000 Euro hat das Kunstwerk gekostet, denn die Fläche musste im Vorfeld auch abgeschliffen und grundiert werden. „Wir haben von der Stadt Geld aus etlichen Töpfen bekommen.“ Auch das Kulturamt, der Bezirksbeirat Neckarau und der Fachbereich Stadtplanung, der Gleichstellungsbeauftragten, der Verein Frauen und Geschichte, die Suntat-Gruppe, der Deutsch-Amerikanische Frauenkreis und der Denkmalschutz haben das Projekt finanziell und politisch unterstützt, zudem haben die Frauen private Spenden gesammelt. „Wir haben allerdings noch eine Finanzierungslücke von 1100 Euro zu schließen und gehen nachher deshalb mit der Sammelbüchse durch die Reihen“, kündigt Ritter bei ihrer Ansprache an.

Hinterköpfe als Eindruck vom Einweihungsfest: Christina Laube ist ganz links (auf dem Podest) am Bildrand zu erkennen. © Tanja Capuana

Die Frauen beauftragten die Street-Art-Künstler Mehrdad Zaeri und seine Frau Christina Laube, die auch als Fotografin arbeitet. Zaeri und Laube sind keine Graffitikünstler, die ihr Handwerk seit Jahrzehnten ausüben. „Wir haben im hohen Alter anfangen“, scherzt er. Stattdessen wollen ihre Bilder Storys erzählen. „Das sind Geschichten, die wir in uns tragen.“

Die beiden, die als Duo Sourati gemeinsam arbeiten, hatten freie Hand, so Zaeri. Lediglich das Motto stand fest. „Die Frau sollte die tragende Rolle spielen“, erzählt er. „Das kam uns natürlich gelegen“, sagt Laube. Sie überlegten sich einen Entwurf, bei der die weibliche Figur im Zentrum stehen würde. Auf jedem der beiden Bunker laufen insgesamt vier Frauen aufeinander zu. Die Damen, die ganz vorne flanieren, halten einen Gegenstand in der Hand: eine Pflanze und eine Sanduhr. Darin liege viel Symbolik, so Laube. Während die Pflanze für Fruchtbarkeit steht, sei die Sanduhr ein Symbol für die Zeit und deren Vergänglichkeit. Auf beiden Bunkern regt das Zitat „Wir haben keine andre Zeit als diese“ von Mascha Kalenko zum Nachdenken an. „Der Titel beinhaltet etwas Traurigkeit und Melancholie“, sagt Laube. „Doch gerade in der jetzigen Zeit ist es auch etwas Tröstendes.“ Ihr Mann fügt hinzu. „Wir müssen die Zeit nutzen, die wir haben.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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