Es ist der Seckenheimer Singkreis, der seit Jahrzehnten ein Gespür dafür hat, Chorwerke a cappella zu passender Zeit aufzuführen und die Konzertbesucher mitzunehmen, so auch diesmal. Mit einem großartigen Passions-Konzert in der heimischen St. Aegidiuskirche boten die 30 Frauen und Männer unter der Leitung von Wolfram Sauer eine eindrucksvolle Einführung in die Karwoche, ergänzt um Texte, vorgetragen von Daniela Götz.
Der Chorsatz „O Mensch bewein dein Sünde groß“ (Caspar Orthmayr) führt in ein inhaltlich klar definiertes a cappella-Programm ein, leise, behutsam und getragen. Die im Chor Mitwirkenden wissen, wovon sie singen, begleiten mit ihrem mehrstimmigen Vortrag den Weg Christi über die eindringliche Atmosphäre des letzten Abendmahls, aus den zwölf geistlichen Gesängen von Heinrich Schütz, zu den Stunden der Angst mit „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ (Johann Eccard) bis hin zu Festnahme, Verurteilung und Hinrichtung. Der Leidensweg Christi ist spürbar, bei Johann Sebastian Bachs großartig disponiertem Vortrag „O Haupt voll Blut und Wunden“, bei Friedrich Silchers „Schau hin nach Golgotha“ und weiteren insgesamt 15 Chorwerken.
Bewegend und durchaus aufwühlend vermittelt „Herr, deine letzten Worte“ (Max Reger) sowie Ernst Friedrich Richters „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen“. Die Aufführung der ausgewählten Chorsätze ist stimmlich ausgewogen und engagiert mit Eindringlichkeit vorgetragen. Zwar verzichtet das Konzert auf österliche Aspekte, lässt aber den Gläubigen nicht in Hoffnungslosigkeit zurück und bringt mit „Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen“ (Melchior Franck) Zuversicht zum Ausdruck.
Das Publikum verzichtet auf Zwischenapplaus und hält am Ende mit einem langen Moment der Stille inne. Dann folgt minutenlanger, aber, angesichts dieses thematisch intensiven und dichten Konzerts, stehend angemessen und gleichzeitig zurückhaltender Beifall. Darin spürbar enthalten, Dank und große Anerkennung für mehr als ein Konzert.
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