Ausstellung

Studierende machen Kunst: Baum aus Fahrradketten als Seelenwaschanlage

In der Mannheimer Neckarstadt zeigten Studierende der Künstlerin Corinne Wasmuht aus Karlsruhe ihre Werke. Um was es bei der Ausstellung ging und wie sie beim Publikum ankam.

Von 
Christian Hoffmann
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Neugierige Besucher schlendern durch die Räume im Keller des Alten Volksbads © Christian Hoffmann

Neckarstadt West. Kreativ denkende Studenten der Klasse Wasmuht aus Karlsruhe präsentieren Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Installationen im Alten Volksbad. Für zwei Tage stand im Untergeschoss des Alten Volksbads, dessen weiße Steinmauern dort unten angenehme Kühle boten, eine surrealistische Maschine bestehend aus einem manuell bewegten Fahrradgetriebe mit langen Kunststofflamellen, die sich im Kreis drehten, wenn man mit der Hand am Hebel mit den Zahnrädern und Ketten kurbelte. Als Waschanlage für die menschliche Seele.

„Meine Maschine, die ich demnächst im kulturell genutzten Hotel Waldlust in Freudenstadt im Schwarzwald ausstelle, symbolisiert einen alltäglichen Ablauf wie eine Autowaschanlage“, erklärte der urhebende Künstler Malte Römer aus Birkenau im Odenwald. Im Keller des Alten Volksbads im Stadtteil Neckarstadt-West war Malte Römers mechanischer Seelenreiniger namens „Du bisch do ned gonz sauwer“ soeben Teil der zweitägigen Ausstellung „Bikini Bottom“ von 22 Künstlerinnen und Künstlern der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Und zwar unter Leitung von Professorin Corinne Wasmuht, die sich im Hintergrund hielt, um ihren kreativ denkenden Schützlingen ausreichend Raum zur Eigendarstellung zu überlassen.

Gemälde wie ein Hollywood-Filmplakat

Von Malerei über Bildhauerei und Fotografie bis Installation reichte das Spektrum der Unterrichtsklasse Wasmuht. In Bezug auf den mundartlichen Titel seiner aus Zahnrädern zusammengebauten Stahlinstallation, die wie ein Waschanlagenbaum aussieht, verwendet Malte Römer, der sich als Gegenerfinder versteht, ein Zitat seiner Großmutter, das häufig über die Lippen der Dame kam. „Du bist doch nicht ganz sauber. Das sagte meine Oma häufig“, erläuterte der 27-Jährige.

In einem anderen Raum stellte Maler Miron Grigorij Trifonov ein großformatiges Gemälde aus, das wie ein Hollywood-Filmplakat einer fiktiven Komödie aussehen soll, mit einem Russen und einem Briten darauf. Das Aufeinandertreffen von zwei Welten. Auf dieser Leinwand unternimmt ein russischer Hipster den Versuch, einen Fleischwolf als Wasserpfeife zum Rauchen zu benutzen. Im Hintergrund steht ein britischer Mann, ein sogenannter Chav, mit entsetztem Gesichtsausdruck und einer Tasse Tee. In England ist der Begriff „Chav“ ein Schimpfwort für Angehörige der sozialen Unterschicht.

Doch nicht nur die Menschen in Großbritannien lieben ihren Fünf-Uhr-Tee. „In Russland wird viel schwarzer Tee getrunken, jedenfalls in meiner Familie“, schilderte Künstler Miron Grigorij Trifonov, der aus Esslingen kommt und nur die russische Staatsbürgerschaft besitzt. „In meiner Jugend litt ich wegen meiner russischen Herkunft unter dem Spott anderer Kinder. Das Kunststudium hat mich selbstbewusster gemacht“, berichtete der 22-Jährige. Neben seinem Gemälde füllte Trifonov eine Badewanne randvoll mit Kronkorken von Bierflaschen auf, als Wortspiel im Zusammenhang mit Paulaner-Spezi-Flaschen.

Besucher bei inspirierenden Gesprächen über die ausgestellte Kunst im Alten Volksbad © Christian Hoffmann

Mit dem Thema Ekel beschäftigte sich Künstlerin Jennifer Popp, die sich kräuselnde Drähte aus einer Badewanne herausragen ließ. Als Metapher für ungewaschene Haare. Um über das traurige Ende einer Liebesbeziehung hinwegzukommen, verewigte Neonfarben-Maler Leo Moroff ein Foto seiner Ex-Freundin in einem knallbunten Pop-Art-Gemälde.

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