Stadtbibliothek

Stricken lernen zwischen Büchern in Mannheim-Neckarau

Der Freundeskreis der Wilhelm-Wundt-Bücherei im Mannheimer Stadtteil Neckarau wirbt mit ungewöhnlichen Aktionen um neue Leser: Wie wär's zum Beispiel mit Stricken lernen oder Gemüsekunde mit Frau "Dicke Rübe"?

Von 
Katja Geiler
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Stricknachmittag in der Wilhel-Wundt-Bücherei. © Katja Geiler

Der Freundeskreis der Wilhelm-Wundt-Bücherei (Heinrich-Heine-Straße 2) lässt sich einiges einfallen, um die Menschen aus dem Stadtteil für sich zu gewinnen. In Büchern ist alles theoretisch, in der Bücherei darf es gerne praktisch hergehen, zum Beispiel mit Strick- oder Häkelnadeln. Dafür richtet der Freundeskreis drei Stricknachmittage im Herbst aus, einen pro Monat.

Der erste fand bereits statt und war ein voller Erfolg. Dabei werden Geschichten nicht aus Büchern vorgelesen, sie werden nebenbei erzählt, zum Beispiel, wie früher Taschentücher mit Häkeleien verziert und zu bestimmten Anlässen verschenkt wurden. Außer dem Stricknachmittag gibt es noch weitere Veranstaltungen für Leute jeden Alters. „Wir hatten einen Physiker hier, der Kindern Experimente zeigte. Und jemanden vom Kloster Lorsch mit dem Thema Schreiben wie im Mittelalter“, sagte Gertrud Gerner, Leiterin der Stadtteilbibliothek.

Buch-Ausleihe geht auch online

Eine Dame, die sich „Dicke Rübe“ nennt, kommt vorbei und erklärt Kindern die verschiedenen Gemüsesorten. „Vor Corona gab es viel mehr Veranstaltungen. Dann kam das Corona-Loch, aus dem wir uns langsam wieder rausarbeiten, um Menschen einzuladen, in die Bibliothek zu kommen“, so Karin Seifried, erste Vorsitzende des Freundeskreises. „Der Ort hat eine soziale Komponente, die in den Stadtteil hineinwirkt.“ Auch, wenn die Regale voll sind mit Büchern, kann man sich viele auch online ausleihen.

„Hier gibt es bis zu 40 000 Bücher und Zeitschriften, man kann Musik hören und Filme gucken. Auch, wenn man im Urlaub im Ausland ist, kann man sich eben mal schnell ein Buch ausleihen. Und das alles mit einem Jahresbeitrag von 25 Euro, das kann man leisten“, so Seifried. „Immerhin steckt ehrenamtliche Arbeit dahinter.“ Doch das ist schwierig, die Bibliothek braucht Nachwuchs.

Wenn mehr Leute zu Veranstaltungen kommen, vielleicht ist irgendwann jemand dabei, der sich engagieren möchte: „Der Vorteil des Fördervereins ist, dass er sich politisch einsetzen kann im Gegensatz zu den städtischen Mitarbeitern“, fügte Gerner hinzu. Zudem ist auch die klassische Ausleihe der Bibliothek etwas aufgefrischt worden. Es gibt die Mobile Bibliothek, ein mit Büchern gespickter Bus, FaBio, die Fahrradbibliothek und eine Bücher-Ape, eine Transport-Vespa.

Mehr junge Väter im Publikum

Auch bei den Besuchern der Bibliothek hat sich etwas verändert: „In letzter Zeit kommen immer mehr Väter mit ihren Kindern, früher waren es eher die Mütter. Es sind viele junge Familien nach Neckarau gezogen“, meinte Gerner. Und fügte hinzu: „Es haben schon Leute stricken gelernt, die vorher nichts damit zu tun hatten.“

Nächster Stricknachmittag, 20. Oktober, 15 bis 17 Uhr

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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