Wissenschaft

Sternfreunde tagen in der Mannheimer Oststadt

Fach- und Hobby-Astronomen, die sich besonders der Geschichte ihrer Disziplin widmen, trafen sich in Mannheim – und damit an einem passenden Ort.

Von 
Bernhard Haas
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Der emeritierte Professor Dietrich Lemke bei seinem Vortrag über die Geschichte der Astronomie in der Kurpfalz. © Bernhard Haas

Oststadt. Tief in die Geschichte der Astronomie tauchten kürzlich die Teilnehmer einer Fachtagung in der Aula des Karl-Friedrich-Gymnasiums ein. Dort traf sich die Fachgruppe Geschichte der Astronomie der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) des Bundesverbands der Fach- und Hobby-Astronomen. Begonnen hatte die Veranstaltung mit einem Vortrag von Dietrich Lemke über die „Geschichte der Astronomie in der Kurpfalz“.

Der emeritierte Professor am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg schlug einen weiten Bogen beginnend mit Johannes Virdung über fünf Jahrhunderte bis in die Neuzeit. Virdung war einer der renommiertesten Astronomen des 16. Jahrhunderts und war von Kurfürst Philipp an die Universität Heidelberg berufen worden. Eines seiner wichtigsten Werke war die Beschreibung der etwa alle 20 Jahre stattfindenden Annäherung von Jupiter und Saturn.

Für viele Teilnehmer der von Ehrenamtlichen organisierten Veranstaltung neu, auf jeden Fall aber interessant, waren die Ergebnisse der Grundlagenforschung, über die Lemke referierte. Die bahnbrechenden Leistungen von Wissenschaftlern des 16. und 17. Jahrhunderts wie Michael Maestlin und Valentin Otho beleuchtete Lemke ebenso wie die 1609 von Johannes Kepler in Heidelberg veröffentlichte „Nova Astronomia“, nach der die Planeten um die Sonne kreisen.

Mannheim hat viel astronomisch Interessantes, wie die alte Sternwarte, das Planetarium und das Technoseum zu bieten, weshalb wir sehr gerne hierhergekommen sind
Petra Mayer Co-Organisatorin der VdS-Fachtagung

Mit der Wahl des Tagungsortes zeigten sich die Sternfreunde sehr zufrieden: „Mannheim ist eine weltoffene, freundliche und gepflegte Stadt und hat neben Kurpfälzer Gastlichkeit viel astronomisch Interessantes wie die alte Sternwarte, das Planetarium und das Technoseum zu bieten, weshalb wir sehr gerne hierhergekommen sind und uns hier sehr wohlfühlten“, so Petra Mayer, die die Tagung zusammen mit Torsten Eisenschmidt von der Fachgruppe Geschichte der Astronomie organisierte.

Die Teilnehmer der Fachtagung in der Aula des Karl-Friedrich-Gymnasiums. © Bernhard Haas

Jakob Christmann war ein Astronom, der als erster das Fernrohr in Verbindung mit einem Sextanten benutzte. Ein weiterer Meilenstein war die Arbeit Christian Mayer. Mayer begann mit ersten Stern- und Planetenbeobachtungen in Schwetzingen. Nach dem Bau der Mannheimer Sternwarte widmete sich Mayer ganz dem Phänomen der Doppelsterne, von denen er rund 100 entdeckte. Im September 1777 schloss Mayer eine erste Beobachtungsreihe über die von ihm sogenannten „Fixsterntrabanten“ ab.

Interessanter Bogen bis in die heutige Zeit

1898 wurde schließlich auf dem Königsstuhl eine Landessternwarte gebaut, 1919 folgte auf dem Grundstück von Carl Bosch in Heidelberg ein kleines Kuppelgebäude mit einem Zeiss-Linsenfernrohr. Eine rund 2,3 Quadratkilometer große Fläche erwarb das Max-Planck-Institut am Gamsberg in Namibia 1970, ehe beschlossen wurde, nicht mehr in dem Land zu investieren. Darauf wurde ein neues Gelände in der Sierra Nevada (Calar Alto) erstanden, das als Observatorium ausgebaut wurde. Lemke spannte so einen interessanten Bogen bis in die heutige Zeit.

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