Festwochenende

So feiert der Seckenheimer Sängerbund seinen 160. Geburtstag

Mit einem Partywochenende, einem Musical und einer Matinee feiert der Seckenheimer Verein sein 160-jähriges Bestehen. Die bewegende Geschichte des Sängerbundes.

Von 
Hartwig Trinkaus
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Singen gemeinsam: Sängerbund Seckenheim und Frohsinn Friedrichsfeld. © Sabine Schneider

Seckenheim. Am Wochenende, 20. und 21. Juni, feiert der Sängerbund sein Jubiläums-Sommerfest und bezieht sich dabei auf die Vereinsgründung vor 160 Jahren. Ein bereits 1840 entstandener Seckenheimer Männerchor endete nach der Badischen Revolution, wurde 1861 aber wiederbelebt. 1865 lösten sich daraus Männer, die im „ Adler“, einst Gasthaus des katholischen Gemeindelebens, den Sängerbund 1865 gründeten. Andreas Bickon, Adam Greiner, Jakob Hammer, Karl und Wilhelm Hauck, Josef und Martin Hirsch, Phillip Kegel, Martin Kloos, Josef Spieß und Georg Volk sind als Gründer bekannt. Neben weltlichem Gesang wurden Gottesdienste mitgestaltet, einen Kirchenchor in St. Aegidius gab es erst 1886.

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war dramatisch, auch Sängerbündler mussten in den Krieg. Erst im Dezember 1918 kam man wieder zusammen. Ab 1924 wuchs der Verein, wurde Mitträger des kulturellen Lebens in Seckenheim. Doch die NS-Diktatur und der Zweite Weltkrieg setzten dem ein jähes Ende. Etliche Sänger wollten nicht Mitglieder der Hitler-Partei NSDAP werden. 55 von ihnen mussten in den Krieg.

Zögernde Wiederbelebung des Vereinslebens nach 1945

Nach Kriegsende 1945 lud Karl Göhrig ins Gasthaus „Hirsch“ ein. Noten und Vereinsmaterial waren zwar zerstört worden, Klavier und Vereinsfahne, privat ausgelagert, hatten den Krieg überstanden.

Der Kinderchor des Sängerbund ist wichtige Quelle für den Chornachwuchs. © Sabine Schneider

Zögernd begannen so die Singstunden wieder. 1947 erfolgte ein bemerkenswerter Schritt, man wechselte ins „rote“ SV-Vereinshaus. Es wurde eine Fasnachtsveranstaltung angeboten, die gut ankam, eine Karnevalsabteilung entstand. Es ging aufwärts, es gab zudem Konzert- und Operettenveranstaltungen. 1950 wurden 85 Aktive gezählt. Eindrucksvoll war 1965 das „Hundertjährige“. 44 Vereine mit 2.500 Aktiven kamen ins sommerliche Festzelt auf den Schlossplatz. Mit der Musikkapelle aus Haiming /Tirol begann eine von Martin Blümmel geknüpfte Freundschaft.

Große Auftritte, aber auch lokale Aspekte

1972 bis 1982 gab es eine Jungsängergruppe, die noch heute nachwirkt. Nach Eduard Grabiner übernahm Dietrich Edinger 1976 den Männerchor. Große Auftritte auf dem Heiligenberg in Heidelberg vor 5.000 Zuhörern oder beim Gottesdienst im Speyerer Dom folgten, aber unter Vorstand Jürgen Zink gab es auch lokale Aspekte, wie den beliebten Seniorennachmittag im Schloss. Auftritte mit anderen Chören, die Edinger leitete, führte zu weiteren Großkonzerten wie im Wormser Dom, im Rosengarten oder auf der Seebühne.

Aus diesen Kontakten entstand 2009 die Kooperation mit dem MGV 1879 Frohsinn Friedrichsfeld. Sie besteht heute unter der Sängerbund-Vorsitzenden Daniela Petzinger und Dirigent Niklas Zaberer.

Neben dem Männerchor ist die Gruppe „Flying Lips“, Aushängeschild des Jubelvereins. © Sabine Schneider

„Jungsänger“ oder die Gruppe „Zeitlos“ gibt es aktuell nicht, wohl aber Kinderchor, Musikgarten und der Junge Chor „Flying Lips“. Antje Geiter übernahm 1998 den von Edinger gegründeten Kinderchor, er wird seit wenigen Jahren von Katharina Starke geleitet. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts entstanden unter Antje Geiter der Kleinkinder-Musikgarten, dieser läuft aktuell zusammen mit der TSG, und die „Flying Lips“. Der gemischte junge Chor trat seither auf der Loreley, beim Landesmusikfestival in Esslingen, im Gläsernen Maimarkt-Studio oder beim „Euromusique-Festival“ in Rust auf.

Legendäres Konzert zum 150. Jubiläum

Das Konzert zum 150-jährigen Sängerbundjubiläum in der voll besetzten Don-Bosco-Kirche, gemeinsam mit „Zeitlos“, bot Gospels und Weltmusik. Daneben gab es Musicals wie „Der Kleine Tag“ mit hundert Mitwirkenden oder „Die Himmelskinderweihnacht“. In Vorbereitung mit dem gesamten Team wird zum Jubiläum am Sonntag, 6. Juli, das Familienmusical „Das geheime Leben der Piraten“ aufgeführt, die Matinee um 11 Uhr findet im SV-Vereinshaus statt.

Die Karnevalsabteilung „Die Zabbe“ entwickelte sich ab 1948. Dem ersten Elferrat gehörten Ludwig Meier, Emil Hemberger, Heinrich Jakoby, Albert Scholl, Emil Blümmel, Georg Kloos, Artur Eder, Hermann Keller, Paul Eder, Friedolin Müller und Max Kuhn an, alles Sänger, eine Bedingung, die lange galt. Unter den Präsidenten Karl Göhrig, Artur Eder, Heiner Kraus, Reginald Blümmel, Jürgen Zink und Andreas Eder wurden die „Zabbe“ zur lokalen Fasnachtsinstanz. Gefeiert wird heuer „77 Jahre Karneval im Sängerbund“. Präsident Heiner Kraus installierte 1981 anlässlich „33 Jahre Zabbe“, den „Alfred-Blümmel-Ehrenorden“. „Die“ Seckenheimer Würdigung erinnert an Stadtrat Alfred Blümmel, der sich in Seckenheim für Fasnacht, Brauchtum, Geschichte, Vereinsleben, soziale Bereiche und Kirche besonders engagiert hat. Herausragende Träger sind etwa Hanns Maier, Carl und Karlheinz Lochbühler, Otto Bauder, Hansjörg Probst oder Richard Möll.

Jubiläums-Sommerfest am Freitag und Samstag

Am Freitag, 20., ab 18 Uhr, und Samstag, 21. Juni, ab 15 Uhr, feiern die Sänger ihr Jubiläum auf dem Gelände der Seckenheimer Schützengesellschaft im Riedweg 10. Los geht‘s am Freitag mit einer Sundowner Party samt House Beats sowie Hits der 80er und 90er Jahre. Am Samstag starten die Sänger um 15 Uhr in den Familiennachmittag mit Kinderolympiade, Kinderschminken, Basteltisch, der Hüpfburg von Rotkreuz- und Feuerwehr-Jugend. Ab 18 Uhr steigt am Samstag die Jubiläums-Party mit der Live-Band „Die Bongaz Show“. Für Speisen und Getränke ist an beiden Tagen gesorgt. Der Eintritt auf das Gelände der Schützengesellschaft ist ebenso wie die Kinderunterhaltung, frei.

Jubiläums-Matinée des Seckenheimer Sängerbundes im Jahr 2015. © Jutta Schabacker

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