Mannheim. Rote Schuhe sind ein Zeichen der Solidarität mit Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Bei Kunstinstallationen steht jedes Paar für einen Femizid. „Die roten Schuhe stehen für den Kampf der Frauen“, sagt Marianne Merz, Kuratorin des Kunstkubus im Vogelstang-Zentrum, wo zurzeit solche Bilder mit roten Schuhen zu sehen sind. Auch Merz hat zur Ausstellung beigetragen. Dafür hat sie zwei Damen auf ihren Akt-Skizzen nachträglich Schuhe verpasst.
Ein weiteres Bild, das schon von weitem ins Auge springt, ist ein pinkfarbenes „Nein“ auf gelbem Grund. Der Schuh, ebenfalls pink, hat einen Plateauabsatz und steht in der Ecke des gelben Feldes. Das Bild ist eine Mischung aus Collage und Gouache, gemalt von Gisela Späth, von ihr sind noch zwei weitere Bilder im Kubus zu sehen, jeweils mit dem kleinen pinken Schuh als eine Art Markenzeichen. „Nein heißt Nein“ – was eigentlich selbstverständlich klingt, wurde im Bundestag erst 2016 mit der Reform des Sexualstrafrechts offiziell gemacht.
Von Renate Barth sind zwei Fotodrucke auf Leinwand zu sehen, eines davon heißt „Freundinnen“ und zeigt Unterschenkel und Füße von drei Frauen, zwei von ihnen tragen identische, kuriose Schuhe in Pink, eine Mischung aus Stiefeletten und Pumps mit Keilabsatz. Kein Wunder, dass der Künstlerin, die gerne durch die Welt reist, diese Exemplare ins Auge gefallen sind, und man fragt sich im Nachhinein: Wo gibt es solche Schuhe? Das zweite Bild zeigt das genaue Gegenteil. Auf „Geschunden“ sind Füße in roten Flip-Flops zu sehen, mit trockener Haut, brüchigen Nägeln, von einer Person, deren Leben offensichtlich nicht leicht ist.
Kike alias Henrike Selling bringt drei Werke mit in die Ausstellung. Sie hat für ihre Collagen rote Schuhe in bekannte Klassiker hineingefügt. Leonardo da Vincis „Johannes der Täufer“ balanciert einen spitzen High Heel auf seinem Finger, „Der sitzende Akt“ von Matisse ist plötzlich gar nicht mehr komplett nackt, sondern trägt das Gegenstück zum Schuh von Johannes dem Täufer. Bei Auguste Rodins „Der Denker“ ist das Paar komplett – vielleicht denkt der Dargestellte darüber nach, ob er die Schuhe verschenken oder selbst tragen soll.
Ausstellung noch bis zum 3. Mai im Kunstkubus zu sehen
Dagmar Atosha Wolf-Hegers Installation „Die blutigen Schuhe“ hat geradezu eine erschütternde Wirkung auf die Betrachtenden: Lederpumps stehen versetzt auf einem aufwendig verzierten, goldenen Rahmen. Darin befindet sich ein Küchentuch, das scheinbar mit Blut verschmiert ist. Es sieht echt aus, aber es handelt sich um Rote-Beete- und Granatapfelsaft. Die Pumps sind zusätzlich bemalt mit roten Tropfen. Der Gegensatz zwischen dem Rahmen und dem blutverschmierten Tuch zeigt, wie nah Luxus und Gewalt beieinanderliegen können.
Zwei Bilder von Soroorart zeigen zwar keine roten Schuhe, sie passen jedoch gut zum Thema Gewalt an Frauen, denn die Künstlerin möchte zeigen, wie sehr Frauen im Iran leiden. „Frau im Gefängnis“ zeigt eine Frau mit Gittern vor dem Gesicht – anstelle der Augen befinden sich zwei Vögel.
Gemalt sind die im Kubus ausgestellten Bilder von sechs Frauen, die alle Mitglieder der Gedok Mannheim-Ludwigshafen sind. Gedok steht für „Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“ und wurde 1926 von Kunstförderin und Frauenrechtlerin Ida Dehmel gegründet. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Mai im Kunstkubus zu sehen.
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