Mobilität

Radparade in Seckenheim: 100 Radler fordern sichere Wege

Die Initiative Radstark demonstriert in Seckenheim für sichere Radwege und fordert langfristige Lösungen.

Von 
Bernhard Haas
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Am OEG-Bahnhof stellte sich die Radparade auf. © Bernhard Haas

Seckenheim. Klingelnd und von Musik begleitet, setzte sich der Tross am OEG-Bahnhof in Seckenheim in Bewegung. Es ging an für Radfahrer besonders neuralgischen Punkten im Stadtteil vorbei. Ein kleiner Abstecher nach Ilvesheim durfte da nicht fehlen, ehe es über die Seckenheimer Hauptstraße zum Rathaus ging, an dem sich die Veranstaltung nach einer kurzen Kundgebung wieder auflöste. Zum fünften Mal hatte die Initiative Radstark zu einer Demonstration aufgerufen, um auf die Probleme für Radfahrer in Seckenheim aufgerufen. Rund 100 kleine und große Radler waren gekommen, um sich an der Rundfahrt zu beteiligen.

Elke Zimmer und Ralf Kittel begrüßten die Teilnehmer der Raddemonstration. © Bernhard Haas

Ein besonderes Nadelöhr seit vielen Jahren ist die Seckenheimer Hauptstraße, erklärte Petra Höhn, die für die Initiative die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Das liege vor allem an der Umgestaltung vor acht Jahren. Weil Seckenheim ein gewachsener Stadtteil ist, gebe es eine enge Bebauung. Hinzu komme, dass die Schienen der Stadtbahn zweispurig durch den Stadtteil führe. Aber ein Unding sei, dass die Radspur zwischen den Schienen ein folgenreicher Unfallschwerpunkt sei. Viele Unfälle seien hier passiert, weil die Räder in den Schienen hängen blieben. Für Radfahrer sei das ganz besonders gefährlich, auch wenn die Stadtbahn in dem Bereich sehr langsam fahre.

Auch in diesem Jahr gab es Knochenbrüche

Organisator Ralf Kittel von Radstark kritisierte das. Besonders verärgert zeigte er sich darüber, dass sich in der Stadtverwaltung seit zehn Jahren nichts tue. Das wollte die neue Fahrradbeauftragte der Stadt, Gabriele Fröhlich, die mitradelte, so nicht stehen lassen. Es dauere eben ein wenig, bis sich Dinge ändern, meinte sie. Auch in diesem Jahr habe es Knochenbrüche in der Hauptstraße gegeben, kritisierte Kittel. Über Tempo 30 und über neu geregelte Ampeln, werde zwar diskutiert, diese würden aber nicht aufgestellt.

Der Tross setzte sich in Bewegung. © Bernhard Haas

Wenig Hoffnung hatte Kittel, dass diese auch in nächster Zeit installiert werden, angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt, so Kittel. „Und weiter treibt uns die Stadt in den Wahnsinn – jetzt soll eine Fahrradstraße die Hauptstraße entlasten. Aber nicht durch den Ort, sondern von der Seckenheimschule in Richtung eines Getränkehändlers“, kritisierte Kittel.

Auch eine wesentliche Verbesserung der Anbindung nach Ilvesheim forderte die Radinitiative. Die gemeinsame Nutzung der Wege durch Radfahrer und Fußgänger sei viel zu gefährlich, so die Initiative Radstark. Und ein drittes Problem sei der zu schmale Neckartalradweg durch Seckenheim. Kittel kritisierte, dass die Stadt zu den Problemen keine Stellung nehme. Radstark fordert neben kurzfristigen auch eine langfristige Lösung. Daher würden sie auf die Straße gehen und auf die Probleme für Radfahrer aufmerksam machen.

Staatssekretärin radelt bei Demo mit

Elke Zimmer, Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, ermunterte die Demonstranten, an den Problemen weiterzuarbeiten. Nur vor Ort könnte die Situation verbessert werden. Eine solche Demonstration sei genau das Richtige, um auf die Schwächen aufmerksam zu machen. Mit Kampagnen wie „Sicherer Schulweg“ würde das Ministerium solche Anliegen unterstützen, so Zimmer. Die Staatssekretärin ließ es sich nicht nehmen, sich auf das Fahrrad zu schwingen und bei der Demo mitzufahren. „Wir kommen auch nächstes Jahr wieder“, versprach Kittel schon jetzt.

Erst ging es durch die Hauptstraße. © Bernhard Haas

Begleitet von der Polizei, machten sich die Radler auf den Weg. Darunter war auch Marie Tillmann und ihr Sohn Karl (5), die beide auf unliebsame Erfahrungen zurückblickten. Ende Juli war sie in der Hauptstraße unterwegs, als ihr Hinterrad in den Schienen hängen blieb. Sie habe keine Chance gehabt, da herauszukommen. Sie sei gestürzt und habe sich das Handgelenk gebrochen. Nach einer Operation sei sie nun noch in physiotherapeutischer Behandlung. „Ob das wieder gut wird wie früher, weiß ich nicht“, sagte Tillmann. Auch Sohn Karl hatte ein unliebsames Erlebnis. Er sei auf dem Fußgängerweg gefahren, als eine Autofahrerin unachtsam aus einer Ausfahrt gekommen sei. Bei dem Zusammenstoß sei Karl gegen eine Wand gefahren. Er sei mit einem blauen Auge davon gekommen, so die Mutter. Alle, auch die Verursacherin, hätten einen Schock gehabt.

Kinder erhalten zum Schluss Gutschein für ein Eis

Christian Presinger und Ron Bachmann beteiligten sich an der Demonstration, weil „jeder in Seckenheim einen Verwandten oder Bekannten hat, der solche Erfahrungen, wie oben geschildert, bereits hinter sich hat. Da muss sich etwas ändern“, sind sie überzeugt. Vor allem die Schulwege für Kinder müssten sicherer werden: „Wie sollen Kinder selbständiger werden, wenn es nicht gelingt, einen sicheren Schulweg zu finden.“

Der enge Aufgang zur Brücke nach Ilvesheim wird von Radfahrern und Fußgängern gleichzetig genutzt. © Bernhard Haas

Gemeinderätin Jessica Martin fand die Demonstration eine gute Sache. Sie kritisierte: „Manchmal ist ein wenig Farbe auf der Straße schon hilfreich, um einen Radweg zu kennzeichnen.“ Sie warf der Stadtverwaltung vor: „Manches sei machbar, auch mit wenig Geld, wenn man nur wollen würde.“ Organisator Ralf Kittel war bei der Abschlusskundgebung am Alten Rathaus überzeugt: „Radfahren in Seckenheim macht nur begrenzt Spaß.“ Für die Kinder, die die rund drei Kilometer lange Strecke tapfer mitgeradelt waren, gab es Gutscheine für ein Eis.

Die Markierung in der Hauptstraße ist das größte Manko für die Radfahrer. © Bernhard Haas

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