Pfingstberg. Wer dachte, dass mit dem Auftritt des explosiven britisch-norwegischen Ausnahmegitarristen Krissy Matthews bei seinem Konzert im einmal mehr ausverkauften Nachbarschaftshaus Rheinau alles besprochen sei, der irrte gewaltig. Mit seinem unverwechselbaren Sound und einer energiegeladenen Bühnenshow zog Matthews das Publikum zwar in seinen Bann. Aber das war längst nicht alles. Slawek Semeniuk am Bass und vor allem der Belgier Gerry Reynder an den Drums sorgten für ein musikalisches Spektakel der ganz anderen Art.
Stilistisch reichte das Spektrum vom erdigen Mississippi-Blues über heißen, funkigen Boogie bis hin zu purem Rock und Soul weiter zu Country-, Folk- und Indie-Musik. Aber eines war fast immer dabei: das virtuose und gleichzeitig laute Zusammenspiel.
Zusätzlich hatte sich Matthews die Kölnerin Stephanie Doherty am Bariton-Saxofon eingeladen. Sie spielte das vermutlich ordentlich schwere Instrument auf geradezu virtuosem Niveau und mit unglaublichem Spaß an der Sache. Als nach der Pause die aus Manchester stammende, körperlich zierliche englische Sängerin Kim Jennett wie ein gesanglicher Tornado über die Bühne rockte, war das Quintett perfekt. Dass es in dem Konzert auch ruhigere Elemente gab, wie etwa das eindringliche Solo von Schlagzeuger Reynders oder das leise Spiel der Gitarre, fiel fast nicht ins Gewicht. Die Zuhörer waren begeistert. „Das war einmal ein ganz anderes Konzert“ meinte ein Vereinsmitglied. „Ich wusste gar nicht, dass mit Blues ein so weites Spektrum verbunden ist, das war schon einmalig“, sagte ein Besucher, der aus Straßburg angereist war.
Matthews‘ ganze Bühnen-Persona bildet ein einziges Blues-Rock-Kraftwerk
Mathews weiß auch das Publikum immer wieder zu Applausstürmen zu aktivieren, wenn er ironisch Mannheim als seine „Lieblingsstadt“ bezeichnet oder am Ende alle zu einer Party am Baggersee einlädt.
Krissy war drei Jahre alt, als ihn sein Vater auf die Bühne einlud, um zu „Pretty Woman“ zu spielen. Auf der CD „Pizza Blues Man“ verarbeitete Krissy seine Erfahrungen während der Corona-Pandemie, in der er unter anderem als Pizza-Bote, Blumenlieferant, Assistent eines Baum-Chirurgen oder im nationalen Gesundheitsdienst arbeitete, um zu überleben.
Matthews‘ ganze Bühnen-Persona bildet ein einziges Blues-Rock-Kraftwerk, ein Spektakel, bei dem sich ansprechende Riffs in aberwitzige E-Gitarren-Soli verwandeln. Wilde Improvisationen, virtuose, elektrisierende Gitarrenläufe treiben dem Musiker den Schweiß auf die Stirn, den er sich in aller Seelenruhe vom Gesicht wischt, bevor er einen Schluck Bier nimmt.
Auf seinem Doppelalbum „Krissy Matthews & Friends“ versammelte er musikalische Weggefährten und Freunde wie Inga Rumpf und Stefan Stoppok, Chris Farlowe, Miller Anderson, Rob Tognoni, Maggie Bell, Vanja Sky und Dani Wilde. Auch Pete Brown war dabei, der maßgeblichen Anteil am Erfolg der legendären „Cream“ um Jack Bruce, Ginger Baker und Eric Clapton hatte. Aus dieser Zusammenarbeit lieferte die Band auch einen Titel.
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