Sandhofen

„Nicht in Konkurrenzkampf treten“

Im Stadtteil planen mit dem SV und SKV gleich zwei Sportvereine unabhängig voneinander den Bau neuer Gebäude – und müssen dafür wohl kooperieren

Von 
Eva Baumgartner
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Den Spielplatz in der Gaswerkstraße würde der SKV Sandhofen gerne erhalten und von der Stadt Mannheim übernehmen – unabhängig davon, ob dort auch eine Kita entsteht. © Eva Baumgartner

Als Mammut-Tagesordnungspunkt der jüngsten Bezirksbeiratssitzung in Sandhofen erwiesen sich die Pläne des SV und des SKV Sandhofen. Beide Vereine stellten ihre umfangreichen geplanten Bauvorhaben vor.

Vom 2020 gegründeten SV Sandhofen berichtete Präsident Marco Cardona: „Wir sind aktuell Nomaden, waren ein halbes Jahr beim MFC Phönix, dann sind wir auf der Vogelstang untergekommen.“ In der Alten Riedlache möchte der SV deshalb eine dauerhafte Bleibe finden, in einem ersten Schritt Spielfeld und Kunstrasenplatz modernisieren, dann ein Kleinspielfeld hinzufügen und anschließend die Funktionsgebäude ertüchtigen: „Wir sind in Gesprächen mit der Verwaltung und auf Sponsorensuche. 30 000 Euro haben wir gesammelt“, so Cardona. Die Dietmar-Hopp-Stiftung habe sich das Areal ebenfalls schon angeschaut. Die Kosten für das Großspielfeld beziffert Cardona mit rund 450 000 Euro, hofft dabei auf finanzielle Unterstützung von der Stadt Mannheim, vom Badischen Sportbund und der Hopp-Stiftung.

In der aktuellen Saison 2022/23 stellt der SV zwei Herren-Teams und drei Jugendmannschaften: „500 Kinder pro Woche erhalten ein Begegnungsangebot.“ Sportlich gebe es zwar weitere Anfragen, weitere Mannschaften seien aber aus Platzgründen nicht drin. Die sieben Gründungsmitglieder sind auf 150 Personen angewachsen: „Wir platzen aus allen Nähten“, so Cardona.

Für den 1500 Mitglieder starken SKV Sandhofen beschrieb Jochen Wagner die Pläne. Neben einem zweigeschossigen Kita-Gebäude für 100 Mädchen und Jungen in der Gaswerkstraße soll als Ersatzbau für die alte Halle in der Kalthorststraße 44 ein Funktionsgebäude entstehen.

Der Verein hofft zudem, den Spielplatz Gaswerkstraße übernehmen zu können: „Er soll wohl nicht mehr von der Stadt gepflegt werden“, so Wagner. „Auch unabhängig von der Kita wollen wir den Spielplatz erhalten, denn in Sandhofen gibt es nur acht – bis auf den am Mönchsplatz alle im Norden.“

Sandhofen sei einer der wenigen Stadtteile Mannheims ohne wettkampffähige Sporthalle, so Wagner. Der Zustand der Sporthale der Sandhofenschule zudem marode. Der SKV will deshalb eine schulsporttaugliche Dreifelderhalle bauen, die er an die Schule vermieten könne. Als Standort für eine neue Halle habe die Stadt das Beachvolleyballfeld auf dem Schwimmbadgelände vorgeschlagen, zudem komme das Gelände der Sandhofenschule in Betracht: „Doch wo auch immer, sie wird definitiv nicht als Versammlungshalle geplant, dafür sind die Auflagen zu hoch“, erklärte Wagner. Eine entsprechende Ausstattung soll aber fünf bis sechs Veranstaltungen jährlich mit einer Ausnahmegenehmigung ermöglichen.

Neubau einer Mehrzweckhalle

Das Gelände an der Gaswerkstraße mit zwei Rasenplätzen sei wegen der großen Anzahl der Kinder bereits an der Kapazitätsgrenze. Hier plant der SKV den Bau eines Beach-Feldes. Zudem könne hier eine Tennisanlage entstehen. An der Riedlache soll der Sportplatz zum Rasenplatz umgebaut werden, die Aschenlaufbahn zur Kunststofflaufbahn. Wagner sprach auch vom Neubau einer kleinen Mehrzweckhalle in Leichtbauweise und dem Neubau entsprechender Umkleideräume, da die alten nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren seien. Eine Kneippanlage in Richtung Kalthorststraße kann sich der SKV ebenfalls vorstellen. An der Riedlache, so Wagner, habe der SKV „kein Interesse, die Fläche selbst zu übernehmen“, da Kosten zu hoch seien. Der SKV wünscht sich eine Kooperation mit dem Fachbereich Sport: „Die Anlage könnte wie das Franklin Field der Bevölkerung hier zur Verfügung gestellt werden.“

Wagner kritisierte, dass dem SKV zur Gründung 2016 von der Stadt „ein höherer sechsstelliger Betrag“ versprochen worden sei. „Am Ende waren es 100 000 Euro. Wir haben den Eindruck, der politische Wille endet vor Sandhofen.“ Zudem sei bei einem Vor-Ort-Termin im Januar 2022 vom städtischen Bauamt leider niemand dabei gewesen: „Deshalb haben wir im Juli eine Bauvoranfrage für zwei zweigeschossige Gebäude gestellt, aber bis heute keine Antwort bekommen.“ Sitzungsleiter und Erster Bürgermeister Christian Specht zeigte sich vom Engagement der Sportvereine beeindruckt: „Aber wie können wir hier ein vernünftiges Sportkonzept für Sandhofen hinkriegen? Eventuell können Sie sich aufeinander zubewegen.“ Ingo Kirrinnis vom städtischen Fachbereich Sport und Freizeit erklärte, dass das Gelände an der Alten Riedlache vor Jahren von der DJK an die Stadt zurückgegeben worden sei, weil es zu teuer war: „Diese Anlage ist für uns eine von zwei Notfall-Anlagen in Mannheim, die auch im Winter für den Spielbetrieb freigegeben sind.“

Externe Moderation

Kirrinnis freute sich, dass beide Vereine hier Anlagen öffnen wollen: „Aber wir dürfen nicht in Konkurrenzkampf treten.“ Er schlug ein Treffen mit externer Moderation, Vereinen und Bezirksbeiräten vor, um die Zukunft in der Alten Riedlache zu gestalten: „Aber im Moment haben wir keine Gelder im Haushalt, um die Anlage zu ertüchtigen.“

Bezirksbeirat Wilken Mampel (CDU) sah ebenfalls Schnittmengen bei beiden Vereinen. „Wenn wir etwas erreichen wollen, können wir es nur gemeinsam machen. Die Stadt muss aber auch in Sandhofen bezuschussen.“ Specht erklärte, dass er sich in Sandhofen ein Neckarauer Modell vorstellen könnte: „Hier wurde die marode Bezirkssportanlage zu einer attraktiven Wohnanlage. Den Erlös haben die Vereine für den Ausbau und Fusion genutzt.“ Kirrinnis erklärte, dass sich die Stadt mit den Vereinen gemeinsam auf den Weg machen wolle: „In nächster Zeit wird nur eine gemeinsame Lösung möglich sein, die Frage ist hier, wie wir kooperieren können.“

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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