Mannheim. Es sind Erinnerungsstücke, die das Herz vieler Fußballfans höher schlagen lassen, die da an diesem Samstag im Maritim-Hotel in Mannheim unter den Hammer kommen. Und gerade an dem Wochenende, an dem die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar beginnt, geht einem unweigerlich durch den Kopf: Der zu versteigernde Nachlass von Horst Eckel – Fußball-Weltmeister von 1954 und Ende 2021 als letzter aus dem Siegerteam verstorben – kommt aus einer Zeit, in der der Fußball noch ehrlich war, zumindest gefühlt ehrlicher als er heutzutage daherkommt. Eine Zeit, in der die Kicker noch nicht hohe Millionen-Beiträge pro Jahr verdienten und wo Verbandsentscheidungen sicherlich auch nicht immer nach besten Wissen und Gewissen getätigt worden sind. Aber eben doch nicht so auffällig schamlos wie bei der Vergabe der diesjährigen WM in Katar.
Eigentlich sollte Eckels Nachlass vor wenigen Tagen als Gesamtpaket versteigert werden, nur fand sich dafür kein Bieter. Bei einem Stück aus der Sammlung, dem vielleicht wichtigsten, nämlich dem Trikot vom WM-Finale 1954 in Bern, ist unklar, wann der mögliche neue Besitzer es bekommen wird: Es hängt derzeit noch im Museum des Deutschen Fußballbunds (DFB) in Dortmund. Der Leihvertrag läuft noch bis Ende 2025. Dagmar Eckel, Horst Eckels Tochter, hat diesen zwar gekündigt. Aber noch hat das Museum das Trikot nicht herausgegeben.
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Rückblick: Es ist der 4. Juli 1954. Ganz Deutschland sitzt vor der Flimmerkiste oder am Radio und verfolgt das WM-Finale zwischen dem hohen Favoriten Ungarn und Deutschland. Es läuft die 84. Minute im Wankdorfstadion, und es steht 2:2, als Moderator Herbert Zimmermann die Worte sagt, die in die Geschichte eingehen werden: „Schäfer, nach innen geflankt. Kopfball! Abgewehrt! Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“ Rahn schießt, und wenige Minuten später ist Deutschland zum ersten Mal Fußball-Weltmeister, neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Sensation: Das „Wunder von Bern“ geht in die Geschichtsbücher ein. Und auf dem Platz steht neben vielen anderen: Horst Eckel, damals 22, der jüngste deutsche Spieler in diesem Turnier, aber schon zweifacher deutscher Meister mit dem 1. FC Kaiserslautern.
Erlös von rund 250 000 Euro
Nun also kommen die Erinnerungsstücke einzeln unter den Hammer. „Ich denke, es wäre in Horst Eckels Sinne gewesen, dass viele Fans etwas davon haben“, sagt Auktionator Wolfgang Fuhr, der den 32-fachen Nationalspieler persönlich kannte. Zu der Versteigerung kommen nur wenige Interessierte ins Maritim-Hotel. 600 Gebote gehen aber bereits im Vorfeld per Mail ein, andere potenzielle Käufer wiederum bieten über das Telefon oder per Livestream mit, in den sich 320 Personen geschaltet haben. Einige von ihnen kommen aus dem Ausland, so dass der Auktionator mitunter ins Englische wechselt.
Nicht alle Gegenstände finden Interesse, sie verbleiben am Ende im Besitz der Familie. Vor allem aber Eckels Final-Trikot ist begehrt – und kommt am Ende auf die stolze Summe von 78 000 Euro. Das erste Gebot liegt bei 28 000 Euro, im Katalog ist es mit einem Schätzpreis in Höhe von 35 000 Euro gelistet. Nationalmannschafts-Fan Christian Stetten hätte es gerne ersteigert, wird aber zuletzt von einem der Telefonbieter überboten. Derselbe Mann am Telefon ersteigert auch Eckels WM-Goldmedaille (für 76 000 Euro) und dessen WM-Endspielschuhe (für 20 000 Euro). „Es handelt sich um einen Deutschen“, sagt Auktionator Fuhr über den Bieter. Der Mann habe angedeutet, die Zeugnisse von einem der wichtigsten Momente deutscher Sportgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen.
Bei der Siegernadel der WM 1954 und dem Silbernen Lorbeerblatt 54 bekommt Stetten den Zuschlag. Er will die Memorabilien entweder dem DFB-Museum oder dem 1. FC Kaiserslautern übergeben, um sie weiterhin öffentlich auszustellen.
Christian Heinrich hat zwei signierte Bilder der Nationalmannschaft von 1954 ersteigert. Andenken, die bei ihm einen Ehrenplatz bekommen. Es sei ein gutes Gefühl, ein Stück Fußball-Legende in der Wohnung zu haben. „Horst Eckel war Teil der Mannschaft, mir geht es aber um die ganze Mannschaft. Ich bin schon viele Jahre auf der Suche nach einem Stück und konnte endlich etwas ergattern“, berichtet er.
Auktionator Fuhr zeigt sich am Ende zufrieden. „Die Ergebnisse waren, wie ich es mir erhofft hatte. Das Trikot, die Medaille und noch viele andere Stücke sind zu einem sehr guten Preis weggegangen. Die Familie Eckel wird sich freuen können“. Während der zweistündigen Auktion wurde die Mehrzahl der 243 Exponate für insgesamt rund 250 000 Euro versteigert.
Mit dem Geld soll die langfristige Pflege von Eckels schwerkranker Witwe finanziert werden. Denn es war der ausdrückliche Wille des Weltmeisters, dass seine Frau niemals in ein Pflegeheim kommt.
Bei einer anderen Auktion im Maritim kam am Samstag auch das Trikot eines anderen Weltmeisters unter den Hammer – ein Trikot von Mario Götze. Eine prominente Persönlichkeit hatte sich Götzes zweites, ungetragenes Trikot aus dem WM-Endspiel 2014 sichern können und ließ es nun versteigern. (mit dpa)
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