Würdigung

„Mr. Jungbusch“ Michael Scheuermann verabschiedet

Michael Scheuermann prägte den Jungbusch über 33 Jahre. Nun wurde der Geschäftsführer des Gemeinschaftszentrums feierlich verabschiedet.

Von 
Sylvia Osthues
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Die Laudatio auf Michael Scheuermann (l.) wurde vom Oberbürgermeister a.D. Peter Kurz gehalten. © Sylvia Osthues

Jungbusch. 33 Jahre lang war Michael Scheuermann das prägende Gesicht des Jungbuschs. Jetzt wurde der Geschäftsführer des Gemeinschaftszentrums Jungbusch (GemZ) und Quartiermanager mit einer Feier in der Jungbuschhalle plus X verabschiedet, umrahmt von Musik. „Nach über 30 Jahren als Geschäftsführer vom Gemeinschaftszentrum und mehr als 20 Jahren als Quartiermanager endet jetzt ein Kapitel,“ erklärte Alexander Manz, Vorstandsprecher des GemZ-Trägervereins. Doch die von Scheuermann geschriebene Geschichte der Offenheit gegenüber Menschen werde bleiben.

„Alle wollen dabei sein, ihre Wertschätzung und Respekt zeigen als Ausdruck tiefer Verbundenheit“, sagte Manz, der unter den Gästen Bundes- und Kommunalpolitiker, Vertreter von Verwaltung, Wirtschaft, Kirche, Moscheen, Schule, Kunst, Kultur und Bewohner begrüßte. „In Kürze endet eine Ära, die hinausgewirkt hat über das Quartier, dem Michael Scheuermann eine Stimme gegeben hat“, erklärte Manz. Scheuermann habe das GemZ mit Leben erfüllt und positiv nach außen präsentiert, immer nah an den Menschen. Mit Herzblut habe er vermittelt im Quartier, nicht nur professionell, sondern auch durch gelebte Menschlichkeit. „Du bist und bleibst Mr. Jungbusch“, sagte Manz. Er habe ein starkes Fundament geschaffen, auf dem sein Nachfolger Johannes Kieffer und der Trägerverein aufbauen könnten.

„Heimat gestaltet und dadurch Spuren hinterlassen“

Bürgermeister Dirk Grunert dankte Scheuermann für die gute Zusammenarbeit. „Michael Scheuermann hat nicht nur moderiert, sondern Heimat gestaltet und dadurch Spuren hinterlassen“, erklärte er.

Die Laudatio auf Michael Scheuermann hielt Oberbürgermeister a.D. Peter Kurz. Scheuermann sei es immer um die Sache gegangen, gemeinsam was zu bewegen für den Jungbusch und darüber hinaus. „Das ist so was wie eine Stadtschau – viele gesellschaftlichen Themen dort waren von besonderer Bedeutung, weit über die Stadt hinaus“, sagte Kurz. Scheuermann habe für Strukturen und Richtung gesorgt und dadurch Schlimmeres verhindert. Dabei gehe es um gelebte Infrastrukturen, Einrichtungen und Orte der Verständigung in besonders schwierigen Phasen. „Gemeinwesenarbeit und Team-Management – dass man beides kann und dass das gelingen kann, beweist die Arbeit von Michael Scheuermann“, lobte Kurz.

Bei der Ansiedlung der Popakademie habe er darauf hingewiesen, dass man diese hier nicht realisieren kann, ohne dass der Stadtteil Teil davon ist. Kunst und Kultur seien für ihn Mittel zur Gestaltung gewesen: Beim Ringen um den Nachtwandel habe Scheuermann stets darauf geachtet, dass dieser immer die Authentizität des Jungbusch widerspiegelt. Bei der Ganztagsschule habe er dafür gesorgt, dass diese ganz im Sinne des Stadtteils realisiert wurde. Beim Thema Wohnen sei es Scheuermann auch immer um das Thema Soziales gegangen. Bei der Zuwanderung aus Osteuropa habe er für Sozialräume gesorgt.

Vom Vorstand des Trägervereins Gemeinschaftszentrum Jungbusch gabe es zum Abschied eine Relaxing-Liege als Präsent: Jutta Lindner (links, Caritasverband Mannheim), Alexander Manz (Awo Mannheim), Michael Scheuermann und Maura Lucci (Bewohnerverein Jungbusch). © Sylvia Osthues

Beim Thema Gentrifizierung sei es Scheuermann wichtig gewesen, die Balance im Stadtteil hinzukriegen. Er habe sich im Mietprobleme gekümmert, einen DJK-Sportverein gegründet und sich für die Verständigung der Religionen eingesetzt. „Ihm ging es darum, die Menschen zusammenzubringen, auch durch die Jungbuschvereinbarung oder die Monitoringgruppe“, sagte Kurz. Darüber hinaus habe Scheuermann aus dem Stadtteil heraus neue Ansätze für Stadtentwicklung gesetzt. „Ein bemerkenswerter Berufsweg, nicht verwalten, sondern gestalten, Richtung geben, den Zusammenhalt stärken, neuen Anforderungen neu begegnen, neue Impulse setzen, das sind Zeichen der Qualität von Michael Scheuermann“, lobte Kurz.

„Bei allen Projekten immer die Bewohner im Blick“

Als Förderer hob Kai-Uwe Sax, Geschäftsführer der Sax+Klee GmbH, die über 20 Jahre gewachsene Partnerschaft zwischen dem im Jungbusch ansässigen Unternehmen und dem Gemeinschaftszentrum hervor. Künstlerin Susanna Weber dankte Scheuermann, „der bei allen Projekten immer die Bewohner im Blick hatte“. Michael Graf vom Diakonischen Werk als Trägerverein freute es, dass die Gemeinwesenarbeit weiter geht.

„Mr. Jungbusch“ Michael Scheuermann bei seiner Abschiedsrede. © Sylvia Osthues

Michael Scheuermann dankte für die schönen Worte, doch er habe das alles nicht allein getan. Als er 1992 im Jungbusch angefangen habe, habe er keine Ahnung gehabt, wie man hier was aufbauen kann. Er sei auf die Straße gegangen und habe mit den Bürgern gesprochen. Dies habe bei ihm eine „unbändige Lust entfacht“. Ende der 90er Jahre, als Reinhard Suhl die Kauffmannmühle gekauft hat, hätten sie mit vielen die Zukunftswerkstatt initiiert. Es sei ihnen dabei nicht nur um das Zusammenwachsen im Inneren gegangen, sondern auch an den Rändern, die Verbindung zum Hafen und über den Ring hinaus zur Stadt. Anhand von kleinen Geschichten schilderte er, wieviel Energie sie beispielsweise für den Dialog Muslime/Christen gebraucht haben.

Michael Scheuermann (links) wurde von Johannes Kieffer geehrt: Mit dem Sackträger-Hemd, für Personen, die sich durch harte Arbeit um den Stadtteil verdient gemacht haben. © Sylvia Osthues

„Was mich 30 Jahre ausgemacht hat, ist das Subsidiaritätsprinzip, was auf unterer Ebene ist, muss man nicht tun, sondern von oben unterstützen und Gesellschaft auch von unten mitgestalten“, sagte er. Dass das weitergeht, erfülle ihn mit Freude. Er dankte allen, die ihn unterstützt haben. So habe Bürgermeister Thorsten Riehle dafür gesorgt, dass der 19. Nachtwandel Jungbusch stattfindet. Nachfolger Johannes Kieffer ehrte Michael Scheuermann mit dem Sackträger-Hemd, „für Personen, die sich durch harte Arbeit um den Stadtteil verdient gemacht haben“.

Musikalische Akzente bei der Abschiedsfeier für Michael Scheuermann setzen Matthias Debus (links) und Steffen Roßkopf. © Sylvia Osthues

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