Auf dem Neckarauer Marktplatz herrschte ein munteres Gewusel. Vor allem die Kleinen hatten dabei viel Spaß, tummelten sie sich doch am Brunnen und an den Blumenbeeten, denn es herrschten wahrlich sommerliche Temperaturen. Das passte so richtig, um dem Winter endgültig den Garaus zu machen. Gertraude Karusseit hatte mit ihren Enkelkindern rund 120 bunte Sommertagsstecken gebastelt. Auf diese wurden Brezeln gesteckt und verkauft. Allerdings überstand so manche dieser Brezeln nicht einmal die Wartezeit auf dem Marktplatz. Sie wurden sofort angeknabbert.
Pünktlich um 15 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Die Interessengemeinschaft Neckarauer Vereine hatte zu dem Zug eingeladen und viele Kindergärten reihten sich in den bunten Lindwurm ein. Vorneweg fuhr zum ersten Mal ein historischer Traktor, der den Schneemann auf einem Anhänger transportierte. Dahinter spielten die Musiker der Kapelle Egerländer aus Frankenthal unentwegt: „Strih, Strah, Stroh, der Sommerdag is do. Der Sommer und der Winter, des sin Geschwisterkinder. Strih, Strah, Stroh.“ Aber auch andere Frühlingslieder wie „Alle Vögel sind schon da“ oder „Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald“ hielten die Kinder bei Laune.
Polizei und Rotes Kreuz sicherten den lustigen Zug durch den Stadtteil ab. So konnten die Kinder sicher die Wegstrecke von der Friedrichstraße bis zum Niederbrücklplatz hinter sich bringen. Dort wurden alle von der Freiwilligen Feuerwehr empfangen. Mit drei Fahrzeugen, zwölf Mann und sieben Mitgliedern der Jugendfeuerwehr waren die angerückt, um aufzupassen, dass da ja nichts schiefging. Mit Flatterbändern und Pylonen sicherten die Feuerwehrleute einen Umkreis, den die Kinder nicht überschreiten durften.
Claudia Küstner von der Interessengemeinschaft begrüßte vor allem die Kindergartenkinder und ihre Eltern. Sie erklärte die Bedeutung des Sommertagszuges als Brauchtum, um den Winter endgültig zu vertreiben. Ein letztes Mal erklang „Winter ade, Scheiden tut weh.“ Aber so richtig traurig war eigentlich niemandem zumute. Alle waren fröhlich gelaunt.
In der Zwischenzeit hatten die Feuerwehrleute den Schneemann mit trockenen Ästen gefüllt. Einer der Helfer entzündete Streichhölzer, um das Feuer zu entfachen. Da zuckte der Winter dann doch noch einmal kurz. Mehrere Streichhölzer waren nötig, ehe der kalte Geselle brannte. Aber dann ging es rasend schnell. In hellen Flammen stehend, hatte der Winter keine Chance mehr. Er löste sich ganz einfach in Rauch auf. Der Umzug war begleitet worden von Ponys der Reitgemeinschaft Neckarau (RG). Auf dem Niederbrücklplatz bot die RG nach der Winterverbrennung noch Ponyreiten an und die Fördervereine der Kita Sonnenblume sowie der Schulkindbetreuung Friedrichstraße hatten einen kleinen Verkaufsstand mit Kuchen und Getränken aufgebaut und sorgten so für gute Laune.
Woher der Niederbrücklplatz in Neckarau seinen Namen hat
Einige veranstalteten Aktionen rund um den Platz, um zu zeigen, wie engagiert und lebendig durch ehrenamtliche Helfer das Leben rund um das Niederbrückl ist. Hier stand übrigens einmal eine kleine Brücke, die über den Neckarauer Waldweg ins Aufeld führte. Diese Brücke am Hintereingang des Dorfes Neckarau wurde „Kleines Brückl“ oder Niederbrückl genannt. Es bestand bis in die 20er Jahre des vorherigen Jahrhunderts.
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