Vogelstang. Eine gemütliche Hunderunde um die beiden Vogelstang-Seen drehen, Leute treffen, Halt machen an Info- und Verkaufsständen, Wasser schlabbern, Leckerlies einkassieren, Schnüffeln, und nebenbei etwas Gutes tun – das ist der Futterlauf, der kürzlich zum neunten Mal stattfand. Veranstalter des Hundespektakels, bei dem vom Chihuahua bis zum Irischen Wolfshund Vierbeiner in allen Größen aufeinandertreffen, ist der Futteranker Mannheim, ein sozialer Verein, der Futter- und Sachspenden an Tierbesitzer mit geringem Einkommen verteilt und sie bei den Tierarztrechnungen unterstützt.
Für jede Runde, die eine Person um die Seen läuft, spenden Unternehmer eine 400-Gramm-Dose Futter. Gerne kann man auch zwei Runden drehen. Die Frauchen und Herrchen bekommen, ähnlich wie beim Jakobsweg, einen Pilgerpass zum Sammeln von Stempeln. Eine Startgebühr gibt es nicht. Auf dem Weg gibt es fünf Futteranker-Stationen, bei denen man sich Stempel abholen kann. Kommt man bei der ersten wieder an, bekommt man den sechsten Stempel auf die Karte und hat somit eine Hundemahlzeit gesichert - oder mehrere, je nach Größe des Vierbeiners.
Wir beteiligen uns an Tierarztkosten, und zwar nicht nur bei Kunden, sondern bei allen, die eine Bedürftigkeit vorweisen können
Die Mitglieder des Futterankers, der sich 2012 von der Deutschen Tiertafel trennte und seinen Sitz im Stadtteil Neckarau hat, überlegten im Jahre 2013, was man tun könnte, um viele Spender für die Arbeit des Vereins zu finden. So wurde die beliebte Benefizveranstaltung geboren. Als vor drei Jahren die neue Gebührenordnung für Tierärzte kam, schnellten die Kosten in die Höhe. Tierbesitzer, die sich über Tierarztrechnungen unterhalten, werfen sich drei- bis vierstellige Zahlen um die Ohren. Die Mitglieder des Futterankers werden täglich mit den Auswirkungen der Gebührenordnung konfrontiert.
Tierarztkosten schnellten in die Höhe
„Wir haben 27 neue Kunden seit Anfang des Jahres“, sagte Maren Roth, erste Vorsitzende. „Wir beteiligen uns an Tierarztkosten, und zwar nicht nur bei Kunden, sondern bei allen, die eine Bedürftigkeit vorweisen können.“ Die Leute haben Angst davor, arbeitslos zu werden, denn das bedeutet oft den Verlust von finanzieller Sicherheit. Dasselbe gilt für den Eintritt ins Rentenalter oder eine plötzliche schwere Krankheit. „Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, holten wir Menschen mit ihren Tieren hierher. Wir hatten eine Pflegestelle, die eine Familie aufnahm“, so Maren Roth.
Mit dem Irischen Wolfshund Yoda und der Mischlingshündin Aliki aus Griechenland drehten Alex und Anita ihre Runde um die Seen und sammelten Stempel. Sie sind schon lange aktiv für den Futteranker. „Wir machen jedes Jahr einen privaten Weihnachtsmarkt in unserem Garten für Freunde und Bekannte. Die Spenden gehen dann an den Futteranker“, sagte Alex. Die Stände auf dem Weg waren äußerst vielseitig: Soziale Vereine, die Tierschutzpartei, Pensionen, Hundeschulen, Stände mit Hundeaccessoires und Futter und sogar ein Bestattungsunternehmen.
Wer Hunde mag, interessiert sich auch für das Wohlergehen anderer Tiere. Stadttauben waren lange Zeit unbeliebt, seit einigen Jahren wächst das Bewusstsein für die Vögel. Das Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar war daher mit einem Stand beim Futterlauf vertreten. „Wir haben unseren Verein 2019 gegründet, weil wir die Problematik gesehen haben“, so Tabea Neisen. „Um die Taubenpopulation zu begrenzen, tauschen wir Eier gegen Plastikeier aus.“ Was Außenstehende oft nicht wissen: Die Stadttaube ist eine verwilderte Form der Haustaube, quasi ein ausgesetztes Haustier. „Ein Futterverbot bringt nichts, denn das häufige Brüten ist den Stadttauben angezüchtet worden. In Deutschland gibt es keine Straßenhunde, dafür Tauben, das sehen aber viele Leute nicht. Sie sind nicht so typische Haustiere wie Hunde.“
Viele Wassernäpfe für durstige Vierbeiner
Die Temperaturen an diesem Samstag waren für manche Hundebesitzer zu hoch, sodass man auch Leute sehen konnte, die ohne Hund um den See spazierten und sich den Pilgerstempel abholten. Zum Glück gab es immer wieder schattige Abschnitte, an fast jedem Stand konnten die Hunde Wassernäpfe finden, die immer schön nachgefüllt wurden. Chihuahua-Dame Ida trug einen Sonnenhut, andere Hunde nutzten den Vogelstangsee zum Abkühlen. Gegen Ende der Runde fiel der Info-Stand des Wärmebuses der Malteser Heidelberg ins Auge.
Wer nun denkt, das ehrenamtliche Team hat gerade Sommerpause, täuscht sich, der Bus ist auch im Sommer für obdachlose und bedürftige Menschen unterwegs. „Wir vertreten ein Schnittthema, denn auch Obdachlose haben Haustiere“, meinte Sarah Marx, Koordinatorin des Projekts. „Die Leute schauen, dass ihre Tiere etwas zu essen haben, erst dann kommen sie selbst. Knifflig wird es beim Tierarzt-Besuch.“ Dieser ist für jemanden ohne Einkommen ein unüberwindliches Hindernis. „Obdachlos ist man heute schnell. Es muss nur der Vermieter wegen Eigenbedarfs kündigen und man findet nicht rechtzeitig eine Wohnung.“ Tragisch ist es, wenn man nur eine Wohnung bekommen könnte, wenn man seinen Hund abgibt, was für die meisten Hundebesitzer nicht infrage kommt, denn Haustiere sind Familienmitglieder.
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