Innenstadt. Der erst 20-jährige Timi Rößing ist in einem kunstbegeisterten Umfeld aufgewachsen: Seine Großeltern seien im Förderkreis der Kunsthalle sehr aktiv gewesen und habe ihn von klein auf in alle Ausstellungen mitgenommen. Kunst habe ihn schon immer sehr berührt und seine Kreativität gefördert – er habe aber einen kleinen kreativen Umweg eingeschlagen.
Mit 16 Jahren, während der Pandemie, hat er mit einem Freund zusammen eine Modemarke gegründet. Das Kreative interessierte ihn, aber auch das Betriebswirtschaftliche. Gelandet ist er bei einer Modedesignschule in Mannheim und studiert parallel noch BWL. Jtzt zeigt er seine Werke im Frisörsalon Tomco im Innnstadt-Quadrat Q 4.
Ein Volontariat beim Künstler Stefan Szczesny im Jahr 2022 prägte seinen Neo-Expressionistischen Stil. Inspiriert wird er oft von einer Party, oder dem Leben selbst. „Ich male erstmal Farbschemen auf die Leinwände und lasse sie ein paar Tage ruhen. Dann suche ich die Figur, die darin steckt“, erklärt Rößing. Seine Bilder enthalten immer wiederkehrende Fragmente, die aber neu zusammengesetzt werden.
Wenn ich nur ein kleines Stück mit meiner Kunst dazu animieren kann, das Schöne am Leben zu sehen, dann erfüllt sie ihren Zweck.
Die aktuelle Ausstellung widmet sich den 1920er Jahren. Rößing zieht Parallelen zwischen der damaligen Zeit, sechs Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, und der Gegenwart nach der Corona-Pandemie. „Die Menschen wollten damals wie heute wieder ausgehen und das Leben genießen“, so Rößing. Die 1920er Jahre erlebten eine Inflation und eine Medienrevolution mit dem Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm. In den 2020er Jahren sind es digitale Medien und Künstliche Intelligenz, die das Leben prägen.
„Die goldenen 20er sind nicht umsonst als golden in Erinnerung geblieben. Ich glaube, dass es daran liegt, dass damals nicht der gesunde Optimismus verloren gegangen ist. Den vermisse ich heute teilweise. Wenn ich nur ein kleines Stück mit meiner Kunst dazu animieren kann, das Schöne am Leben zu sehen, dann erfüllt sie ihren Zweck“, erklärt Rößing sein Leitbild.
Teil des Erlöses soll für einen guten Zweck gespendet werden
Im Friseursalon Tomco, wo die Ausstellung stattfindet, wird traditionell ein Kunstwerk des ausstellenden Künstlers für den guten Zweck gespendet. Rößing geht noch einen Schritt weiter und spendet zehn Prozent des Erlöses jedes verkauften Bildes an Pro Bono – Für Kunst und Kind. Der Verein unterstützt Kunstprojekte und hilft benachteiligten Kindern. „Mit dem Geld soll in der ersten Augustwoche ein Sommercamp für Kinder aus der Nachbarschaft finanziert werden“, erklärt Thomas Mück, Geschäftsführer von Tomco. Geplant ist, dass die Graffiti-Künstlerin Steffi Peichal mit den Kindern die Stromkästen in der Nähe des Stollenwörthweihers im Stadtteil Neckarau gestaltet.
Diese Ausstellung zeigt nicht nur Rößings Talent und seinen Zugang zur Kunst, sondern auch sein soziales Engagement. Es gelingt ihm, die Brücke zwischen den „Goldenen 20ern“ und der heutigen Zeit zu schlagen und den Betrachter zum Nachdenken anzuregen. Die rund 100 Besucher der Vernissage im Friseursalon Tomco erleben somit nicht nur Kunstgenuss, sondern auch eine Gelegenheit, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu reflektieren.
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