Mannheim. Die Eltern im Mannheimer Stadtteil Sandhofen sind mächtig sauer: Bei der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung in der SKV-Halle machten Bürgerinnen und Bürger ihrem Ärger darüber Luft, dass es im Kinderhaus Werner-Nagel-Ring noch immer nicht vorangehe. „Wir tun alles in unserer Macht stehende, um das Bauprojekt voranzutreiben“, versuchte Evelyn Fiedermann vom städtischen Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement die Gemüter zu beruhigen.
Auf dem unbebauten städtischen Grundstück nördlich der Groß-Gerauer Straße soll ein viergruppiger Kindergarten entstehen, in dem 80 Kinder ganztags betreut werden. Die Außenfläche umfasst laut städtischer Planung 800 Quadratmeter. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Fertigstellung im November 2023 erfolgen soll - mit mehrjähriger Verspätung.
Tatsächlich stand das Projekt von Anfang an unter keinem guten Stern: So sah beispielsweise der Siegerentwurf der Architekten eine Modulbauweise vor - bis herauskam, dass eine Holzbauweise dem Schallschutz einer solchen Einrichtung gar nicht gerecht werden könne: „Die Bedingungen für gesunde Arbeitsplätze waren nicht möglich. Das war kein Glanzstück, aber wir müssen daraus lernen“, räumte Sitzungsleiter und Erster Bürgermeister Christian Specht ein. Wichtig sei, dass nun mit Hochdruck gearbeitet werde.
Fiedermann erklärte, dass „zahlreiche gesundheitliche Ausfälle“ zu der Verschiebung geführt hätten. Zudem sei auch die Vergabe schwierig gewesen, die Angebote hätten über dem Schätzpreis gelegen. Weil der ursprüngliche Betrag nun überschritten sei, müsse der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) die formelle Auftragserteilung der Rohbauarbeiten beschließen. Dieser tagt am 22. September. Ebenfalls noch im September sind die Vorbereitungen der Folge-Ausschreibungen wie Haustechnik geplant. „Im Oktober wollen wir mit der Baustelle beginnen“, so Fiedermann.
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Die Bezirksbeiräte waren mit den Informationen nicht zufrieden: „Letztes Mal wurden wir auf den Sommer vertröstet, da sollte das alles doch schon abgeschlossen sein, jetzt wird es wieder rausgezögert“, sagte Sascha Schmidt (CDU). Auch CDU-Sprecher Wilken Mampel zeigte sich enttäuscht: „Drei Jahre Verzögerung hört sich nicht viel an, aber das ist eine ganze Kindergarten-Generation.“ Selbst Bürgermeister Specht schien den Ausführungen nicht ganz zu trauen: „Sind wir denn nun in einem realistischen Zeitplan oder gibt es noch irgendwelche Unwägbarkeiten?“, hakte er nach. „Der Zeitplan ist aktuell realistisch. Im Oktober ist Baubeginn. Die Puffer sind aber aufgebraucht“, so Fiedermann. Angesichts der langen Verzögerung fragte sich Specht, welche Probleme hier hausgemacht seien und welche man nicht steuern könne, wie die Baupreise: „Hier ist beides zusammengekommen“, antwortete er selbst auf seine Frage.
Kritik an Kommunikation
Bezirksbeirat Elias Weber-Ajaga (FDP) kritisierte vehement die „dünne Kommunikation“ der Verwaltung bei einem Projekt, das längst eröffnet werden sollte: „Wir machen seit sechs Jahren damit rum.“ Er warf der Verwaltung vor, den Termin der Fertigstellung zur aktuellen Sitzung einfach vom dritten ins vierte Quartal 2023 verschoben zu haben. Das wiesen Fiedermann und Grübbel von sich. Schon bei der letzten Sitzung sei „Herbst 2023“ als Datum genannt worden, so Fiedermann in einer Nachricht an diese Redaktion. Und der am Mittwoch genannte Termin, November 2023, zähle zum Herbst. Eine Bürgerin trat bei diesem Tagesordnungspunkt als Vertreterin der Elternschaft mehrmals ans Mikrofon: „Wir haben uns so gefreut, als das Loch im Werner-Nagel-Ring zu sehen war. Jetzt ist wieder nichts passiert. Wissen Sie, wie wir uns fühlen?“, fragte sie in Richtung Podium. Weder der Stadtelternbeirat noch der Bezirksbeirat habe auf Anfragen eine Antwort bekommen, sagte sie: „Sie haben im April gesagt, dass die Ausschreibung bis Ostern raus ist. Warum sagen sie uns nicht einfach, dass sie einen bestimmten Betrag überschritten haben und nun der AUT beschließen muss?“ Auch zum Vorschlag einer Container-Lösung habe man als Bürgerin oder Bürger nichts erfahren: „Wir haben hier in Sandhofen ein Problem, Mütter geben den Job auf, weil sie niemanden haben für das Kind!“ Das Podium musste eine konkrete Antwort zur Container-Frage schuldig bleiben.
Specht versprach, die Kritik mitzunehmen: „Es ist alles unbefriedigend, mir fehlen die Worte.“ Er kritisierte selbst, dass auch bei dieser Sitzung noch viele Fragen offen seien: „Ich gebe ihnen recht, die Verwaltung muss auskunftsfähig sein, es müssen alle da sein oder wenigstens informieren.“ Specht schloss die emotionale Sitzung mit den Worten: „Diese Kita ist absolut kein Ruhmesblatt. Wenn sie steht, dann mache ich drei Kreuze.“
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