Ein marodes Gebäude, parkende Autos, viel Müll und noch mehr Gestrüpp – die Halbinsel an der Diffénebrücke ist kein einladender Ort. Das möchte die Stadt ändern. Deswegen lässt sie heute im Bezirksbeirat Neckarstadt-West einen Bebauungsantrag diskutieren, der das Areal aufwerten soll. Bei einem Vor-Ort-Termin zeigen Wolfgang Miodek von der Wirtschafts- und Strukturförderung sowie Hanno Ehrbeck von der Stadtplanung dieser Zeitung, was die Verwaltung auf dem Gelände für möglich hält und was die nächsten Schritte sein könnten, wenn der Bauantrag durch die Gremien geht. Nach Debatten im Bezirksbeirat folgt im März der Ausschuss für Umwelt und Technik, der die Weichen für eine neue Struktur auf der Halbinsel stellen kann.
Investor steht bereit
Voraussetzung dafür sei der Abriss des großen, weißen Gebäudes. Die Musikinsel mit unter anderem einem Tonstudio hatte dort ihren Platz, wie auch die Aufschrift auf der Fassade immer noch verrät. Doch vor knapp drei Jahren lief der Mietvertrag aus, die Musikinsel schloss ihre Türen. Zuletzt wurde das 1500 Quadratmeter große Gebäude als Proberaum von Musikern genutzt. „Aber seitdem der Mietvertrag ausgelaufen ist, planen wir hier etwas Neues“, bestätigt Miodek. 7600 Quadratmeter stehen den Verantwortlichen zur Verfügung, die bereits mit einem Investor gesprochen haben. Bei grünem Licht aus dem Rat würde er dort bauen. Es gebe dann einen Architektenwettbewerb – möglicherweise im Sommer. „Wir wollen auch die Bezirksbeiräte in die Planungen einbeziehen“, sagt Miodek.
Um neuen Wohnraum geht es bei dem Projekt allerdings nicht. Vielmehr soll es Gewerbeflächen geben, ein Hotel sei möglich, ein Fitnesscenter ebenso. „Wir wollen die Stadt näher an den Fluss bringen“, sagt Ehrbeck vor Ort, schaut sich um und zeigt auf das Hafenbecken, das das Areal umgibt. „Der Stadtteil soll städtebaulich aufgewertet werden“, ergänzt er. Auf der gegenüberliegenden Seite stehen die Neubauten auf dem Luzenberg direkt am Wasser. Auch für die Bewohner soll die Halbinsel ein schönerer Anblick werden. Miodek sieht beim Vor-Ort-Termin Potenzial: „Hier könnte ein Hotel stehen, für eine Außengastronomie ist diese Lage am Wasser ja traumhaft, wenn dann die Böschung von Gestrüpp befreit ist.“ Jetzt ist alles noch verwildert auf dem Gelände, Abfallsäcke liegen herum, genauso wie Sperrmüll.
Denkmal könnte versetzt werden
Ganz hinunter zum Wasser wird der Ausbau aber nicht gehen, da die Böschung nicht zur Stadt, sondern zum Hafen gehört. „Also eine Gastronomie bis ans Wasser ist nicht zu realisieren“, sagt Ehrbeck. „Aber wir können den Blick zum Wasser und von der anderen Uferseite aus entwickeln – und das wäre schon eine große Aufwertung der Lage“, erklärt der Stadtplaner. Momentan sei das Gebiet ungenutzt und daher verschenkt. Ein Denkmal befindet sich ebenfalls auf dem Areal, das zur Einweihung des Industriehafens 1907 aufgestellt wurde. Da es aber nicht an seinem ursprünglichen Ort steht, sondern bereits versetzt wurde, könnten die Verantwortlichen den Sandsteinturm erneut anderswo auf der Halbinsel platzieren.
Auf Nachfrage äußerte sich CDU-Bezirksbeirat Christian Stalf. Er begrüßt die Pläne, gibt aber zu bedenken, dass das Bauvorhaben mit jenem am Luzenberg-Ufer in Einklang gebracht werden muss. „Die gewerblichen Gebäude (auf der Musikinsel, Anm. d. Red.) dürfen nicht zu einem städtebaulichen Wildwuchs führen.“ Außerdem hofft Stalf, dass die Stadt die Lärmbelästigung an dieser Stelle für die Planung eines Hotels – mit Gästen, die nachts schlafen wollen – gut geprüft habe. Markus Sprengler (Grüne) kritisiert die Verwaltung, dass „dauernd Pläne gemacht werden, die nicht mit dem Bezirksbeirat abgestimmt sind“. Das Gebiet müsse mit attraktiven Möglichkeiten für die Bewohner des Quartiers und bezahlbarem, nachhaltigem Wohnraum gestaltet werden „statt Spekulationsblasen für Immobilienentwickler zu generieren“, so Sprengler: Die Entwicklung des Stadtteils sollte mit den Anwohnern angegangen werden.
Die weiteren Fraktionen äußerten sich bis Redaktionsschluss nicht.
Pläne zur Bebauung der Musikinsel
Heute wird ab 19 Uhr im Bezirksbeirat Neckarstadt-West im Bürgerhaus in der Lutherstraße 15-18 unter anderem über einen Vorentwurf des Bebauungsplans des Areals an der Diffenéstraße 6-10 diskutiert.
Die Stadt hat bereits einen Investor, der das 7600 Quadratmeter große Areal bebauen würde.
Es seien Gewerbeflächen für Büros, Kleinunternehmer und ein Fitnesscenter vorgesehen – keine Industrie, um keinen Lärm für die umliegenden Wohnanlagen zu erzeugen.
Auch ein Hotel sei möglich, um die Übernachtungssituation des Mannheimer Nordens zu verbessern.
Das Gebäude der Musikinsel würde abgerissen, da es marode ist. Die Fläche soll dadurch wieder nutzbar gemacht werden. ena
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