Die letzten 24 Jahre seines Lebens verbrachte der Maler und Grafiker Werner Bürger (1908-2005) in Mannheim, und hier sind seine Werke aktuell wieder zu sehen: Im Atelier für Bild und Rahmen in der Feudenheimer Hauptstraße 60 läuft bis zum 12. Januar 2024 eine Ausstellung aus Bürgers Nachlass. Zu verdanken ist dies der Tochter des Künstlers, Julia Sucher-Bürger, die bei der Vernissage anwesend war, sowie Restauratorin Marja Sterzenbach.
Sterzenbach kommt aus Hamburg und lebt seit zehn Jahren in Mannheim. Im vergangenen Jahr übernahm sie das Ladengeschäft in Feudenheim, wo sie Fotos, Poster, Drucke und Gemälde rahmt und Restaurierungen anbietet. „Ich arbeite auch für Auktionshäuser und die Kunsthalle“, verriet sie. In Zukunft will sie halbjährlich Ausstellungen anbieten, im Frühjahr eine von Anna K. Kleeberg. „Ich habe die Fläche zum Präsentieren“, erklärte Sterzenbach. Tatsächlich kommen die Bilder von Werner Bürger in den Räumen gut zur Geltung.
Für namhafte Verlage gearbeitet
Manche seiner Werke erinnern an Illustrationen aus Büchern, und das kommt nicht von ungefähr. Bürger absolvierte eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Dessau, mit Kontakten zum Bauhaus, anschließend spezialisierte er sich auf Buchkunst an der Akademie in Leipzig. Er schuf Illustrationen für namhafte Zeitschriften und Verlage. Leider sind alle eigenen Werke, die vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden, verbrannt.
Nach dem Krieg arbeitete Bürger als Dozent in Berlin und war besonders produktiv. Viele seiner Bilder erzählen Geschichten, zeigen Ballerinas und Artisten beim Zirkus – man kann sich regelrecht die Romane dazu vorstellen. Ein Bild erinnert an eine moderne Mona Lisa, auf weiteren tummeln sich flauschige Katzen, die Bürger liebte.
Doch auch skizzenartige Akte zieren die Wände. Gezeigt werden 40 Gemälde und Grafiken, dazu eine Mappe mit 19 Blättern. „Mein Vater war immer mit Skizzenblock und Stift unterwegs“, sagte Sucher-Bürger. Grafiken, die ihr am Herzen liegen, behält sie, andere werden nun verkauft.
Künstlerin Anna K. Kleeberg ist von Bürgers Vielseitigkeit begeistert. „Bürger hat als Kind von sechs Jahren bereits Ballettproben und Inszenierungen gesehen, er war ganz dicht an Frauen dran und ist mit ihnen groß geworden“, berichtete sie in der Einführung. Fast ein ganzes Jahrhundert erlebte Bürger, das spiegelt sich in seinem Werk wider. Das Bauhaus hatte ihn über all die Zeit geprägt. „Die Firmen hatten früher Grafiker, die gut bezahlt wurden“, so Kleeberg. Die Zeiten, in denen auch Romane aufwendig illustriert wurden, sind passé – die Bilder von Werner Bürger haben überlebt, und sie sind noch immer so aktuell, dass sich einige Gäste der Vernissage spontan für einen Kauf entschieden. Für die musikalische Begleitung sorgte Atelier-Mitarbeiterin Marlene Edler an der Querflöte.
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