Eine Gedenkfeier der besonderen Art hat sich das Theater Felina-Areal vor 14 Jahren ausgedacht: den Abgang. Inzwischen ist es die Nummer 76. Bekannte Persönlichkeiten, die in den vergangenen Wochen gestorben sind (und von denen das Theater-Ensemble erfährt), bekommen eine kurze, oft amüsante Hommage. Für den Dramatiker René Pollesch las das Ensemble eine Szene aus dessen Theaterstück „Cappuccetto Rosso“: Tobias Moretti darf nicht Hitler spielen, weil ein Schäferhund neben ihm aussieht wie Kommissar Rex. Lautstark ging es weiter mit Wayne Kramer, dem Gitarristen der Rockband MC5, die als Proto-Punkband gilt. Der Text von „Kick Out The Jams“ hört sich auf Deutsch merkwürdig an: „Lass die Marmelade raus.“
Dem Regisseur Percy Adlon waren gleich zwei Szenen gewidmet. Bei seinem Film „Mahler auf der Couch“ sprach Sascha Koal den Komponisten auf Wienerisch, Mathias Wendel antwortete als Walter Gropius auf frechem Berlinerisch. Das Thema: Gropius’ Affäre mit Alma Mahler, diese wurde gesprochen von Elisabeth Auer. Aus „Out of Rosenheim“ sang das Ensemble im Chor das bekannte Lied „Calling You“. Nur 43 Jahre alt wurde der Fahrradaktivist und Blogger Natenom, bürgerlich Andreas Mandalka. Er berichtete auf seinem Blog über die Gefährdung von Radfahrern durch Autofahrer und machte immer wieder auf die Abstände beim Überholen aufmerksam. Er starb bei einem Unfall auf einer Landstraße, die er in seinen Posts immer als gefährlich eingestuft hatte.
Beauregard lernt Cherie kennen, welcher Film könnte das sein? Es ist „Bus Stop“ mit Marilyn Monroe und Don Murray, der mit 94 Jahren gestorben ist. Auch der unvergessene Andi Brehme hatte nochmal einen Auftritt, Monika-Margret Steger und Mathias Wendel lasen ein Interview vor, das Brehme 30 Jahre nach dem Sieg bei der WM 1990 gegeben hatte – auch der Franz kam darin vor, der war schon bei Abgang Nr. 75 mit dabei.
Für den Kulturwissenschaftler und Ägyptologen Jan Assmann sang Steger „Geh’n wie ein Ägypter“ und Auer las einen Ausschnitt aus einem Text Assmanns: „Ägypten markiert die Grenze, wohin unser Gedächtnis reicht.“
„Altwerden ist nichts für Weicheier, nutze die Zeit, die du hast“ oder „Stil hat nichts mit Geld zu tun“ – diese Sprüche stammen von der unvergleichlichen Iris Apfel, die 102 Jahre alt wurde. Unvergessen sind auch die Schauspielerinnen Ira von Fürstenberg und Johanna von Koczian. Letztere wechselte später zum Gesang: „Das bisschen Haushalt“.
Ian Amey war Gitarrist der Band „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich“ (er war Tich), diese glänzte mit Texten wie „Zabadak“. Dem Regisseur Norman Jewison (Thomas Crown Affair) und dem Schauspieler Carl Weathers (Apollo Creed in der Rocky-Reihe) wurde ebenfalls gedacht. „Ruby Tuesday“ erklang für die Sängerin Melanie, die Traumschiff-Musik für den Schauspieler Horst Naumann. Besonders laut wurde es beim schwedischen Filmkomponisten Georg Riedel: Das Ensemble schlüpfte in die Rollen der Piraten, des kreischenden Papageien und einer autoritär klingenden Pippi.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-diesen-persoenlichkeiten-widmet-das-theater-felina-areal-seinen-76-abgang-_arid,2192523.html