Bei Tieren wird Kristina Stumpf schwach. "Das war schon immer so", berichtet die 37-Jährige, die mit ihrem Mann und ihrem zehnjährigen Sohn auf dem Pfingstberg wohnt. "Ich verstehe einfach nicht, wie man sie verhungern lassen kann oder sie sogar tötet", sagt sie und man merkt schnell: Dieses Thema geht der Mannheimerin ans Herz.
Verwahrloste Katzen entdeckt
Zwölf Jahre ist es her, als Kristina Stumpf sich entscheidet, zu handeln. Auf einem Freigelände neben der Drogerie, in der sie arbeitet, entdeckt sie frei lebende Katzen. Niedliche Tierchen, aber total verwahrlost, unterernährt und verkümmert. Mit Hilfe von Christel Herbold, einer schon lange engagierten Tierschützerin aus Sandhausen, fängt sie die Tiere ein, lässt sie kastrieren und versorgt sie bis heute regelmäßig mit Futter - und zwar in enger Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Schwetzingen.
"Durch die Arbeit mit Gleichgesinnten habe ich dann erfahren, wie furchtbar die Situation in Rumänien ist", erzählt sie: "Dort gibt es Tötungsstationen, Tiere, die niemandem gehören, werden gefangen und warten dann dort auf ihren Tod. Das hat mich nicht losgelassen." Kristina Stumpf erfährt auch, wie sie helfen kann, und sie zögert keine Sekunde. "Was die Tiere in Rumänien brauchen, sind Futter, Körbchen, Leinen, Decken und auch Tier-Spielzeug, denn solange der Vorrat an all diesen Dingen reicht, gibt es keinen Grund, die Hunde zu töten."
Regelmäßige Spender
In ihrem Bekanntenkreis motiviert sie alle Tierliebhaber, fordert sie auf, Futterspenden bei ihr abzugeben. "Ich habe sogar Aushänge gemacht hier auf dem Pfingstberg, habe notiert, was wir alles gebrauchen können." Auch gut erhaltene Bettwäsche hortet sie, Handtücher, Kleidung - "alles, womit man es den Süßen kuschelig machen kann". Was sich am Anfang noch als zähes Unterfangen herausstellte, läuft mit der Zeit immer besser. "Ich habe mindestens drei Familien, die mir regelmäßig Spenden bringen", freut sich Kristina Stumpf. Sie selbst klappert zudem wöchentlich die Tierhandlungen ab, fragt nach, ob sie Waren zu diesem Zweck abgeben. Ein mühsames Geschäft. Und doch auch manchmal motivierend: "Gerade habe ich hier sechs Kartons mit OP-Material aus dem Klinikum bekommen, das für die Humanmedizin nicht mehr genutzt werden kann: Kanülen, OP-Kittel, Hauben, Infusionsutensilien. Auch das wird in Rumänien gebraucht."
800 Euro für einen Transport
Rund 800 Euro kostet der Transport mit einem Transporter nach Osteuropa. Und selbstverständlich wird jede einzelne Lieferung aufgelistet, der Weg der Spenden dokumentiert. "Wir wollen schließlich sicher gehen, dass die Dinge auch tatsächlich in den Tierheimen und Tötungsstationen ankommen", kennt Kristina Stumpf die Bedenken. Gern würde die Verkäuferin sich noch mehr engagieren, häufiger für ihre Mission unterwegs sein und auch einmal mitfahren nach Rumänien. "Aber ich glaube, das schaff ich nicht. Abgesehen davon, dass ich nicht die Zeit dafür habe, würde es mich emotional vermutlich zu sehr belasten."
Für das tierische Engagement von Kristina Stumpf hat allerdings nicht jeder ein offenes Ohr. Manchen fehle dafür das Verständnis, berichtet sie: "Aber das merke ich im Gespräch relativ schnell und dann höre ich auf, darüber zu reden." Es sei zwar schön, wenn sie Menschen gewinne, die ihre Arbeit unterstützen, "missionieren will ich aber niemanden. Das muss von Herzen kommen und nicht, weil man dazu überredet wurde", findet sie.
Obwohl Ehemann Stefan Stumpf nicht aktiv beim Sammeln von Spenden mitmacht, unterstützt er doch den Aktionismus seiner Frau. "Er schleppt mir die Kisten", berichtet Kristina Stumpf und streicht ihm lächelnd über seine Oberarme: "Er hat Verständnis. Das alleine ist mir schon unheimlich viel wert."
Und da gibt es noch etwas. Seinen geliebten Partykeller hat Stefan Stumpf auch der guten Sache geopfert. In dem als Bar eingerichteten Raum kann nun niemand mehr einen Schritt gehen - von Feiern und Tanzen ganz zu schweigen. Denn hier lagern die vielen Umzugskisten, so lange bis der Transporter anrollt. "Und dann geht das Sammeln natürlich wieder von vorne los", lacht Kristina Stumpf.
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