Lindenhof. „Lache mit dem Tod zusammen bis in alle Ewigkeit“ singen die drei Grazien, begleitet von Eddy (Edward Schneider) mit dem Akkordeon. Und das Publikum bei der Premiere des Theaterstücks „Die Todesrevue“, präsentiert von Theater ImPuls im Bachsaal der Johanniskirche im Lindenhof, singt und klatscht begeistert mit. Als der Ludwigshafener Autor Roland Reber 1984 das Theaterstück „Die Todesrevue“ schrieb, war er gerade mal 30 Jahre alt. In der Inszenierung von Klaus Becker kommt die Revue nach heute über 40 Jahren jedoch keinesfalls angestaubt daher. Gezeigt wird vielmehr im Stil einer modernen Talkshow mit viel bissigem Humor die Tragik aufsteigender, sinkender und vor allem selbst ernannter Stars, begleitet von Schrammelmusik und einer ganzen Reihe von Ungeheuerlichkeiten.
Wieso dieses Theaterstück, das immer wieder für heftige Kontroversen in den Medien sorgte? Er habe den 2019 im Cinema Quadrat in Mannheim gezeigten Film zum Theaterstück von Roland Reber gesehen, und weil darin auch ein „Würger von Mannheim“ vorkommt, habe er gleich gesagt, „das müssen wir auf die Bühne bringen“, erzählte Regisseur Becker. „Das ist so spannend zwischen Tiefgang und lockerem Revuetheater, zwischen großem Spaß und großem Ernst“, sagte er.
Bitterböses Spiel mit dem „Würger von Mannheim“
In der circa 70-minütigen Revue wird der Tod in viele Facetten beleuchtet. Das Stück besteht aus verschiedenen, sich immer wieder kreuzenden Handlungssträngen unterschiedlicher Menschen, die sich unter anderem mit Trennungsschmerz, Lebensmüdigkeit und dem Wunsch nach dem Tod oder auch mit dem Altern auseinandersetzen. Eingebettet in eine moderne Fernsehshow werden Kandidatinnen und Kandidaten vom Showmaster einem Todeskult gleich für den Beifall des Publikums geopfert.
Ilse Lutz aus Bochum (Ute Ortmann) singt mit zittriger Stimme das „Heideröslein“. Werner Kaiser aus Ludwigshafen (Klaus Becker) kommt beim bitterbösen Spiel mit dem grausamen „Würger von Mannheim“ (Andreas Schneider) fast zu Tode.
„Ich weiß, dass ich irgendwann selbst auf der Bahre liege“
Einzig der selbstbewusste und von sich selbst überzogene Richie Bahner aus Rostock (Dylan Kujawa) scheint dem skrupellosen Showmaster (Tobias Tröndle) die Stirn bieten zu können. Der Mensch mit der Maske (Michele Mayer), der nichts ist und nichts hat, sucht verzweifelt nach Ruhm und zelebriert schließlich live im Fernsehen seinen Selbstmord. Das alles, während Roland, der Leichenwagenfahrer (Ralf Keifert), stoisch seiner Arbeit nachgeht und dabei über Leben und Tod philosophiert.
Auf die Frage, ob es für ihn schwierig war, sich in das Thema Tod einzuarbeiten, erklärte Keifert, er habe im Laufe der Probenarbeit festgestellt, dass ihm vieles entspricht, weil er relativ rational mit dem Thema Tod umgehe. „Das heißt nicht, dass ich keine Ethik, Respekt vor dem Tod habe, sondern weiß, dass ich irgendwann selbst auf der Bahre liege.“ Zuschauerin Bärbel Popp erklärte, sie könne selbst ganz gut mit dem Thema Tod umgehen, weil sie als Krankenschwester gearbeitet habe. „Der Tod war für mich kein Problem, sondern alltäglich mit der Arbeit verbunden“, sagte sie.
Preisgekröntes Amateurtheater
- Weitere Termine: Samstag, 10. Mai, um 20 Uhr im TiK, Karlstorbahnhof Heidelberg; Freitag, 23. Mai, um 20 Uhr im Gemeindehaus der Petruskirche Mannheim-Wallstadt, Königshofer Str. 17; Sonntag, 25. Mai, um 18 Uhr im Carl-Bosch-Haus, Maxdorf.
- Das Theater ImPuls Mannheim e.V. wurde im April 1988 gegründet . Seit 1989 proben und arbeiten die derzeit rund 50 Ensemblemitglieder im Souterrain der evangelischen Johanniskirche im Stadtteil Lindenhof.
- Über die Woche verteilt bedient das Theater ImPuls mittlerweile vier Sparten des (Amateur)Theaters : Inszenierungen von Stücken der Weltliteratur, Improvisationstheater mit ImProPuls, daneben gibt es einen TheaterSpielGrundkurs GK und hinzukommen Erarbeitung und Inszenierung von Eigenproduktionen.
- 2024 wurde Theater Impuls beim Wettbewerb des Rhein-Pfalz-Kreises zum zweiten Mal mit dem begehrten Amateurtheaterpreis „Schappo“ ausgezeichnet .
- Die Proben finden in der Regel montags bis donnerstags statt. Der Einstieg in den Verein erfolgt üblicherweise über die TheaterSpielGrundkurse oder die ImProGruppe . Möglich ist auch ein Einstieg in die Bereiche Regieassistenz, Maske oder Bühnenbild/Bühnentechnik. Interessierte können sich an Yvonne Jacobi (yvonne@jacobi-mannheim.de) wenden. ost
Zuschauer Ernst-Rainer Tirpitz fand das Theaterstück „super, diese vielen Blickwinkel und verschiedenen Facetten und auch jede Menge Klamauk“. „Die Gegensätze zwischen tödlichem Ernst und Lachen haben mir gut gefallen und gut gespielt haben die Leute außerdem“, schwärmte der Premierenbesucher.
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