Lindenhof. Das bislang unbebaute Baufeld 12 – hier stand früher die Feuerwache – auf dem Lindenhof zählt wohl zu den „Filetstücken“ der Stadt. Es gebe Gespräche mit verschiedenen Investoren, die das Grundstück bebauen wollen, so Christiane Ram von der Wirtschaftsförderung in der Sitzung des Bezirksbeirates Lindenhof. Aber eine Kita werde wohl, wie einst vorgesehen, nicht entstehen, dämpfte Ram die Hoffnung des Bezirksbeirates.
Die Familienheim Rhein-Neckar hatte das circa 3.200 Quadratmeter große Gelände direkt am Lindenhofplatz im Jahr 2016 mit dem Ziel gekauft, hier einen repräsentativen Wohn- und Bürogebäudekomplex zu errichten. Im Erdgeschoss des Gebäudes war eine Kita mit zwei Krippen- und drei Kita-Gruppen geplant. Die anfängliche Freude bei Eltern und Bürgerinitiative Lindenhof wich schnell einer Ernüchterung. Außer, dass ein Loch gegraben wurde, geschah übrigens bis heute – nichts. Im August 2024 wurde das Grundstück notariell wieder auf die Stadt übertragen, da sich auf dem Baufeld nichts tat.
Bezirksbeirat Mannheim-Lindenhof: Stadt setzt falsche Prioritäten
Die Familienheim Rhein-Neckar begründete ihre Entscheidung, nicht zu bauen, mit stark gestiegenen Kosten während der Coronakrise. Die Stadt will das Grundstück nun aber nicht behalten, sondern vermarktet es wieder. Gespräche mit mehreren Investoren, mehr als zwei, würden laufen, versicherte Ram. Aber eine Kita sei nicht in deren Interesse. Daher müsse laut der Vertreterin der Wirtschaftsförderung davon ausgegangen werden, dass auf dem am Südeingang des Hauptbahnhofes gelegenen Grundstück auch keine gebaut werde, obwohl diese für den Stadtteil unbedingt nötig sei.
Familienbürgermeister Dirk Grunert bedauerte dies. Bezirksbeirat Wolf Engelen forderte von der Stadt, den Bau einer Kita an dieser Stelle ein, da es in der Umgebung keinen alternativen Standort gebe. Grunert hielt dagegen: Es müsse jetzt eben an anderer Stelle nach Alternativen gesucht werden. Der Bezirksbeirat kritisierte, die Stadt würde falsche Prioritäten setzen und die möglichen Einnahmen aus Gewerbesteuer gegen die notwendigen Kitaplätze eintauschen. Auch dem widersprach Grunert. Es gebe keine Meinungsverschiedenheit an der Stadtspitze. Die Kinderbetreuung müsse gewährleistet werden, so der Bürgermeister.
Wir müssen realisieren, dass wir die Investoren für den Bau einer Kita auf diesem Platz nicht haben.
Sitzungsleiter Volker Proffen als Bürgermeister für Finanzen betonte, dass die Suche nach Kitaplätzen für die Stadt durchaus ganz vorne stehe, aber angesichts der finanziellen Lage auch Änderungen vorgenommen werden müssten. Die Stadt habe inzwischen insgesamt über 1.000 Kitaplätze geschaffen, was den Haushalt mit rund 125 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren zusätzlich belastet. Hinzu komme, dass mehrere hundert Plätze in Planung seien. „Wir müssen realisieren, dass wir die Investoren für den Bau einer Kita auf diesem Platz nicht haben. Also müssen wir diese an anderer Stelle suchen“, sagte Proffen.
Benachbartes Baufeld 13 auf dem Lindenhof als Alternative für die Kita?
Patric Liebscher (Grüne) unterstrich, dass die Situation der Eltern im einwohnerstarken Stadtteil Lindenhof besonders angespannt sei. Es sei für die Eltern enttäuschend, dass die Stadt keine Kitaplätze vorweisen könne. Die Situation sei besonders schwierig für alleinerziehende Eltern und für Eltern ohne Auto. Verschärft werde die Lage auf dem Lindenhof noch durch die Tatsache, dass einige Kitas im Stadtteil geschlossen wurden oder demnächst schließen werden, so der Vertreter der Grünen. Grunert betonte, Kitas müssten gebaut werden. Dazu sei die Stadt schließlich per Gesetz verpflichtet. Ziel sei es auch, möglichst viele Plätze im Stadtteil zu schaffen. Aber auf dem Lindenhof gestalte sich das schwierig.
Ram versprach, die Wirtschaftsförderung werde versuchen, im vorderen Bereich des Lindenhofs eine Kita zu schaffen. Dies hielt sie sogar für wahrscheinlich. Als eine reale Alternative sah Grunert das direkt nebenan liegende Baufeld 13, das durchaus als Alternative gestaltet werden könne, was von der Stadt nun geprüft werde.
Was mit den Containern am Pfalzplatz langfristig geschehe, wollte eine Anwohnerin wissen. Der Platz stehe derzeit unter Wasser, was nicht gerade für die Gesundheit der dort betreuten rund 80 Kinder förderlich sei. Sie befürchtete, dass sich die Lag noch verschlimmere und wollte wissen, wie es dort eigentlich weiter gehe und ob aus der Containerlösung eine feste Einrichtung entstehe.
Jan Habenicht von der Bürgerinitiative Lindenhof forderte die Politik auf, die Prioritäten der letzten Jahre zu überdenken und endlich genügend Plätze für die Kinder auf dem Lindenhof zu schaffen. Auch praktikabel Zwischenlösungen sollten ins Auge gefasst werden, so der Lindenhofer. Dabei sei es zunächst egal, auf welchem Baufeld diese entstehen würden.
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