Innenstadt - Theatergruppe der Medizinischen Fakultät "Frutti di MaReCum" behandelt soziale Kontakte im 21. Jahrhundert

Beziehungswaisen und die Liebe

Von 
Lejla Noeske-Habibovic
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"Frutti di MaReCum" begeistert die Zuschauer im H02 (Hörsaal 2) in der Alten Brauerei mit dem Stück "Beziehungswaisen".

© Proßwitz

Vor weißem Hintergrund geht ein junges Paar aufeinander zu. Wehmut liegt in der Luft, eine Liebesbeziehung endet. Der Hauptprotagonist Simon, gespielt von Julius Karch, bricht zusammen, und die Geschichte kommt ins Rollen. Er sucht Trost und Hilfe bei Freunden, bei seinem Vater und plagt sich mit seiner "inneren Stimme" herum, welche ihm unermüdlich Negatives propagiert und ihn beeinflussen will.

Ein sprechendes Pantomimepaar erscheint zwischen und in den einzelnen Szenen und hat dabei scheinbar die Zeit in ihrer Macht. Sie frieren Szenen ein, drehen an den Uhrzeigern, manipulieren das Geschehen, rezitieren, predigen und singen über Liebe, erscheinen in den Träumen der Hauptfigur und halten zudem Kontakt zum Publikum.

Während Simon sich Rat bei einem befreundeten Pärchen einholt, tritt deren konservative Beziehung zutage - und eine Affäre mit Simons Vater. Daneben gibt es eine Protagonistin, welche keine festen Beziehungen pflegt, jedoch eine heimliche Liebschaft mit Simons Ex-Freundin hat.

Ironie kommt nicht zu kurz

Anhand dieser Beziehungskonstrukte werden unterschiedliche Standpunkte zum Thema Liebe thematisiert und dargestellt. Auf Simons Weg, das Geschehene zu verarbeiten und eine neue Liebe zu finden, kommen Witz und Ironie nicht zu kurz. So fliegen beispielsweise lose Blattsammlungen von Beziehungsratgebern und Kondome ins Publikum, als Simons Vater Liebe zur "Kurbel für wirtschaftliche Prozesse" erklärt.

Die Darstellerinnen und Darsteller dieses Abends sind natürlich keine professionellen Schauspielerinnen und Schauspieler. Insbesondere zu Beginn der Vorstellung sprechen sie ihre Texte noch etwas hölzern. Doch schnell löst sich die anfängliche Aufregung und es gelingt dem Ensemble, die eigene Spielfreude an das Publikum weiterzugeben. Dafür erntet die Gruppe von den circa 160 Zuschauern am Ende langanhaltenden Applaus.

"Frutti di MaReCum" gibt es seit 2013. In der Theatergruppe sind überwiegend Studierende der Medizin aktiv. Am zweistündigen Stück, das im H02 (Hörsaal 2) in der Alten Brauerei uraufgeführt wurde, haben sie ein Jahr lang gearbeitet. Drehbuchautor und Regisseur ist Jaspar Glaschke, Student der Musikforschung, Mediengestaltung und Klavier an der Musikhochschule Mannheim. Unterstützung bei Regie und Proben hat er insbesondere von Alexander Miholic erfahren, welcher zudem die Rolle von Simons "innerer Stimme" übernommen hat. Glaschke ist voll des Lobes über das Engagement des gesamten Ensembles sowie aller Helferinnen und Helfer im Hintergrund.

Es spielten: Megan Duddek, Katrin Hofner, Julius Karch, Philipp Kryeziu, Alexander Miholic, Mareike Elena Piplack, Jana Plemper, Christian Spindler, Claudia Thörel und Viktor Warketin.

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