Neckarau - Schulleiter des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums Matthias Raden in Ruhestand verabschiedet / Ungewöhnliche Zukunfstpläne

Baggerfahren und an Hochschulen lehren

Von 
Ute Bechtel-Wissenbach
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Ein Spielzeugbagger als Symbol für eine Baggerfahrt nach Einweisung: Matthias Raden nimmt ein kleines, aber bedeutungsschweres Geschenk entgegen.

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Zum feierlichen Abschiedsgottesdienst mit Abendmahl und zum Festakt anlässlich der Verabschiedung von Schulleiter Dr. Matthias Raden hatte sich die evangelische Matthäuskirche fast bis auf den letzten Platz gefüllt: Lehrer, Schüler, Eltern, Ehemalige, Gemeindeglieder, Vertreter von Kirche, Diakonie, Verwaltung sowie Landes- und Lokalpolitik und nicht zuletzt Nachfolgerin Heike Frauenknecht waren gekommen (wir berichteten im Lokalteil).

16 Jahre stand der gebürtige Berliner und studierte Theologe und Romanist dem größten privaten Gymnasium in evangelischer Trägerschaft in Deutschland vor. Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht verglich den scheidenden Schulleiter mit dem Dirigenten eines Orchesters, der Charisma, aber auch viel Teamgeist benötige. Damit habe Raden die Schule vorangebracht, nicht nur bei den zahlreichen Bauprojekte der vergangenen Jahre.

So habe man das Hauptgebäude mit der Aula modernisiert, die Mensa sowie das Haus des Lernens errichtet und baue derzeit das Haus der Naturwissenschaft und die neue Turn- und Versammlungshalle.

Auf die erfreuliche Entwicklung der Schule in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten wies auch Manfred Froese, ehemaliger Vorstand der Gemeindediakonie und Vorsitzender des Schulausschusses, hin - stets als Teil des Neckarauer Dreiklangs: Gemeinde, Schule, Diakonie.

Dagmar Ruder-Aichelin vom Regierungspräsidium würdigte Raden als interessanten und intensiven Gesprächspartner, der klug, charmant und - in Anspielung auf Fliege und stets leicht verwuscheltem Haarschopf - durch seinen "unverwechselbar eigenen Look" auffalle.

Feingeistig und tiefsinnig

Erster Bürgermeister Christian Specht, selbst ehemaliger Bach-Schüler und Vater zweier Töchter an der Schule, charakterisierte den Schulleiter als feingeistig, tiefsinnig und rhetorisch herausragend. "Allein", so wandte er sich launig an den zukünftigen Ruheständler, "ich bin mir nicht sicher, ob alle wirklich immer verstanden haben, was Sie zum Ausdruck bringen wollten". Angesichts der deutlich vernehmbaren Heiterkeit unter den Gästen war er mit dieser Vermutung offensichtlich nicht fehl gegangen.

Der Elternbeiratsvorsitzende Dr. Peter Schäfer hatte neben anerkennenden Worten in Erinnerung an die aktuelle rege Bautätigkeit an der Schule das witzigste Geschenk der Feier im Gepäck: ein Spielzeugbagger - Symbol für eine Baggerfahrt nach Einweisung.

Mit dem sehr zugewandten Beitrag über nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge für den Ruhestand von Michaela Biller vom Lehrerkollegium endeten die Grußworte. Ein nach eigenen Worten "überwältigter" Dr. Raden machte seinem Ruf als brillanter Rhetoriker alle Ehre und schloss mit der Hoffnung, dass Schule als inspirativer Raum für Bildungsabenteuer die Schüler vor digitaler Verblödung bewahren möge.

Ein ausgewähltes Musikprogramm, gestaltet von Schülern und Lehrern der Schule umrahmte die Feier. Das gemütliche Beisammensein im Hof des Studienhauses mit der beschwingten Musik der Jazz-Band Off-Beat beendete dann das Fest. Dr. Raden wird, wie er auf Anfrage berichtete, in der Region bleiben und hier verschiedene Aufgaben als Dozent in der Hochschul- und Erwachsenenbildung wahrnehmen.

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