Käfertal

Ausgelassene Feier der Löwenjäger in schaurigem Gemäuer

Löwenjäger wandeln Kulturhalle zur Motto-Prunksitzung um und begeistern ihr Publikum

Von 
Bernhard Haas
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Schön anzusehen war auch dieser Tanz kleiner Monster. Die ganze Veranstaltung in der Kulturhalle stand unter dem Motto „schaurig-schäänes Käfferdahl“. © Bernhard Haas

Käfertal. Die Stimmung in der restlos ausverkauften Käfertaler Kulturhalle war schon vor Beginn der Prunksitzung ausgezeichnet. Aber als es dann losging, brodelte es in der erst kürzlich renovierten, nun in ein schauriges Gemäuer verwandelten Halle. An den Wänden klebten Spinnen, auf den Tischen lagen die dazugehörigen Spinnweben, in denen sich so mancher Fasnachter verhedderte. Überall im Saal fanden sich Vampire, Hexen und schreckliche Geister.

Keine Sorge: Am Ende verwandelten die Löwenjäger das Kulturhaus wieder in einen ordentlichen Veranstaltungsort. Aber bis dahin hieß es „schaurig-schäänes Käfferdahl“. Das musste ja zwischendurch gruselig werden, führte doch ein 150 Jahre junger Vampir und Elferrat Mark Engels, der übrigens auch als Sänger überzeugte, durch eine auf sehr hohem Niveau gestalteten Sitzung mit fast ausschließlich aus den eigenen Reihen stammenden Künstlern.

Präsentiert wurde eine Tanz- und Musicalshow vom Feinsten, die das Herz bewegte. Dabei tanzten alle Garden – egal ob Kids-, Jugend-, Junioren-, Offiziersgarde oder Ladies oder Männerballett – in ganz unterschiedlichen Besetzungen zum Teil gemeinsam auf der Bühne. Es war jedenfalls ein Erlebnis, diese Show zu sehen – eine mehr als gelungene Neuauflage des Konzepts, das vergangenes Jahr Premiere feierte. Damit lassen eher als langatmig gesehene Prunksitzungen wieder mit neuem Elan ausstatten. Das zum Teil junge Publikum zeigte sich von dieser Art von Fasnachtsveranstaltungen jedenfalls sehr angetan und feuerte die Künstler immer wieder zu Höchstleistungen an.

Kleine Monster müssen ins Bett

Den Abend eröffnet hatte das Stadtprinzenpaar Larissa I. von den Löwenjägern und Jochen I. vom Großen Feuerio. Unter dem Beifall der Gäste verkündeten sie ihr jeweiliges Motto, ehe sie zur nächsten Veranstaltung „hetzten“. Löwenjäger-Präsident Thomas Hambsch begrüßte die Gäste aus Politik, (an dem Abend waren vor allem SPD-Vertreter, Verwaltung und Presse. „Wir freuen uns, dass wir einen kleinen Teil zu dieser doch recht kurzen Fastnacht beitragen können“, so Hambsch, der sich auch gleich verabschiedete, weil er das Prinzenpaar begleiten musste. Dann führte Moderator „Herr Graf“ durch die Schattenwelt. Die Vampire stiegen aus ihren Gräbern und verbreiteten gruselige Stimmung. Weil die kleinen Monsterchen doch bald ins Bett mussten, durften die Löwen-Kids als Erste die Bühne stürmen. Als Trompeter von Jericho, die ohne Mühe Mauern einstürzen lassen, erwiesen sich die Guggemusiker der „Grawama Schbargelbadscha“. Da kochte die Stimmung im Saal ein erstes Mal fast über. Die Jugendgarde, rockte als Hexen aus dem Käfertaler Wald die Bühne. Von nun an brauste nach jedem Auftritt tosender Beifall auf.

Als modebewusste Bloggerin stellte sich die Französin Chantal heraus, die so manches wie den Klimawandel oder den Fachkräftemangel ihrem Publikum erklärte. Der Beruf als Monteur in Sachen Heizung, Klima und Sanitär sei dazu zukunftsträchtig wie der des Altenpflegers. Jedenfalls wollte sie, dass die Zombies die Weltherrschaft übernehmen.

Vampir „Herr Graf“ begab sich weiter über sieben marode Brücken nach Ludwigshafen auf die Suche nach Babette. Als wahre Straßenfeger erwiesen sich die Block Buster, die sich über die Bühne kämpften. Anmutig und keineswegs schaurig wirbelten die Offiziertanzmariechen Celina Reischl, Jule Schweter und Michelle Wolf über die Bretter, die die Welt bedeuten. Für Michelle war dies der letzte Auftritt als Tanzmariechen, wie Engels bekannt gab.

Zuschauerin Henrike Haase von der Freilichtbühne lobte „eine gute Veranstaltung mit guter Stimmung“. Viele seien fantasievoll verkleidet. „Das ist mal etwas ganz anderes“, so ihre Kollegin Claudia Haas. Auch Bernhard Mäder, Senatspräsident der Spargelstecher, meinte: „Das ist sehr schön anzuschauen.“ Bei solchen Veranstaltungen würden die Käfertaler Fasnachter sehr eng zusammenarbeiten und einander unterstützen. Tanzmajor Marco Sauer glaubte, dass er so einige Ideen mitnehmen konnte. „Das ist eine ganz tolle Veranstaltung“, unterstrich die Lieblichkeit der Spargelstecher Laura I. „von Bildung und Tanz“.

Am Ende hatte „Herr Graf“ seine Babette gefunden. Aus einem mehr als 300-jährigen Grab stieg Protokoller Alexander Fleck. Der CDU-Stadtrat nahm in gekonnten Reimen die Politik ins Visier. Das Männerballett sorgte für den krönenden Abschluss und durfte nicht ohne Zugabe abtreten. „Es war megageil und wir hatten unsere helle Freude, euch etwas Schönes zu bieten“, schloss Engels.

Freier Autor

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