Neckarau - Café Zeilfelder in der Friedrichstraße 6 schließt Ende Februar / City-Café und Konditorei-Backstube bleiben erhalten

Alte Torten-Hochburg bricht weg

Von 
Susanne Räuchle
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Seit 90 Jahren eine Bastion, die auf Süßes baut, wo die köstlichsten Torten mit Spritzguss und Marzipanröschen locken: das Café Zeilfelder in der Friedrichstraße 6 in Neckarau. Jetzt ist Schluss, in der Naschburg gehen am Sonntag, 21. Februar, die Lichter aus, aber ein letztes Mal wird dann noch aufgetischt. Ob eine kalorienschwere Nougat-Variante oder eine leichte Maracuja-Joghurtsahne-Kreation - in der Konditorei werden alle Sehnsüchte befriedigt.

Ende einer Ära, aber kein Grund zu trauern, die Zeilfelders schauen in eine süße Zukunft, nur der Kaffeehaus-Betrieb in Neckarau wird aufgegeben. In der Backstube heizt weiterhin Senior Klaus Zeilfelder die High-Tech-Öfen an, der Konditormeister will nicht aufhören zu kneten und zu kreieren. Er bleibt Architekt von wunderbaren Hochzeitstorten, und beliefert das Café Zeilfelder in der Innenstadt in Q 5, 23, wo sein Sohn seit zehn Jahren ein City-Café mit modernem Konzept aufgebaut hat. Also weit mehr als das klassische "Bitte mit Sahne!"-Angebot mit Kränzchen-Flair, sondern eine gastliche Anlaufstelle an der Freßgasse, wo auch ein Mittagstisch für die Business-Leute serviert wird. wo es neben Schwarzwälder Torte auch Flammkuchen, Würstchen oder Salate gibt. Die Tradition bleibt also gewahrt, auch wenn im alten Stammsitz in Neckarau nun bald die Stühle hochgestellt werden und sich die vierte Generation auf die City ausrichtet. Ein bisschen Sehnsucht nach Biskuit und Creme, eine gewisse Gerührtheit wird die Alt-Neckarauer dennoch beschleichen, da bricht für viele ein ganzes Tortenstück süßer Historie weg.

Mannemer Dreck und Meringe

Denn genau vor 90 Jahren, am 26. Juni 1926, eröffnete der Gründer Jakob Zeilfelder sein Lokal in der Friedrichstraße 6, ganze Nasch-Nachkommenschaften holten hier ihre Florentiner, den Mannemer Dreck, bestellten ihre Käsekuchen und Meringen. Das können sie auch weiterhin. Aber Klaus und Gabriele Zeilfelder, inzwischen 59 und 62 Jahre alt, wollen ein bisschen kürzer treten, denn ein Café-Betrieb ist nicht das reine Zuckerschlecken, vielmehr auch ein Zeitfresser, jeden Tag und am Wochenende bereit sein für die Gäste, das geht an die Substanz.

Also konzentriert man sich nun auf die City in Q 5, 23. Dort läuft der Laden. Was aus dem Café in der Friedrichstraße wird, ist noch ungewiss. Man kann sich jetzt Zeit lassen, zum ersten Mal im Leben. Aber am Sonntag, 21. Februar, wird nochmal ein richtiges Sahnehäubchen für die Stammgäste aufgesetzt.

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