Video in sozialen Medien

Zwei Jungunternehmer verstecken Hunderte Euro in Mannheim

Gut 175.000 Menschen haben das Video in sozialen Medien gesehen: Zwei Mannheimer Firmengründer verstecken Geld in der Stadt. Wer sind sie und warum tun sie das?

Von 
Florian Karlein
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Der Anfang des Videos: Die beiden Mannheimer Jungunternehmer Kamiar Bar Bar (r.) und Maurice Impraim zeigen das Geld, das sie gleich verstecken werden. © Screenshot MM

Mannheim. Sogar die großen Gelben sind dabei. Zwei junge hippe Männer wedeln mit mehreren Geldscheinen und lassen sich dabei vor dem Mannheimer Hauptbahnhof filmen. Anschließend verschwinden die Zehner, Fünfziger, Hunderter und Zweihunderter unter Aufklebern auf Laternen, Stromkästen und Schildern. Wer’s findet, darf’s behalten. Aber wer verschenkt einfach so Geld? Und warum?

Einer der Männer in dem Kurzvideo, das mehrere Zehntausend Aufrufe in sozialen Medien hat, ist Kamiar Bar Bar. Dunkelblaue Hose und Jackett mit Nadelstreifen, weißes Shirt, Brille und nach hinten gegelte Haare. Vom Willy-Brand-Platz aus läuft er gemeinsam mit seinem Kompagnon Maurice Impraim zum Mannheimer Wasserturm. Auf dem Weg verstecken sie weitere Scheine, viele aber auch erst am Friedrichsplatz: auf der Umzäunung der Beete, auf und unter Bänken, an den markanten Laternen, aber auch auf dem Sockel des Kunstwerks „Schreitender Löwe“ vor der Kunsthalle.

Aktionen, bei denen in Städten Geld versteckt wird, das andere finden und behalten können, sind nicht neu in sozialen Medien. Und die Idee dahinter ist oft dieselbe: Aufmerksamkeit erhaschen. Das ist auch bei den beiden Männern nicht anders, wie Bar Bar unumwunden zugibt. „Die Leute lieben es, Geld zu finden“, sagt der 27-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Und deswegen haben sie mit der Aktion „ordentlich Welle“ machen wollen.

Das scheint Bar Bar und dem 28-jährigen Impraim gelungen: Mehr als 174.000 Mal wurde das Video vom versteckten Geld in Mannheim seit dem 9. August bereits angeklickt. Aber für was erhoffen sich die zwei Männer eine „ordentliche Welle“? Wer sich das Video genauer ansieht, erkennt schnell, worum es geht: Die Aufkleber werben für die Grow Night, eine Veranstaltung der Mannheimer Jungunternehmer. Die geht am 20. September in ihre zweite Auflage.

Ist es in Mannheim erlaubt, Aufkleber anzubringen?

Um Aufmerksamkeit für die Grow Night zu erzeugen, überschreiten Bar Bar und Impraim auch die Grenzen des Erlaubten. Denn laut Paragraf 9 der Mannheimer Polizeiverordnung ist es „verboten, Straßen, Grün- und Freizeitanlagen und deren Ausstattung, insbesondere Verkehrszeichen, Verkehrseinrichtungen, Denkmäler, Schilder, Masten, Bänke und Pflanzenbehältnisse, zu bekleben“. Begründete Einzelfälle können Ausnahmen erlauben – aber eine Genehmigung lag im Fall der Grow Night nicht vor, so die Stadtverwaltung auf Nachfrage.

Die Polizeiverordnung sieht eine Geldbuße bis 5.000 Euro vor. Deren Höhe könne jedoch nicht pauschal beziffert werden, weil sie von mehreren Faktoren abhängt wie Anzahl, Ort und der Schwere des Schadens. Allerdings ist es bei „Aufklebern, die an öffentliche Einrichtungen geklebt werden, sehr schwer, den oder die Täter ausfindig zu machen“, heißt es von der Stadt. Deswegen sei es schwierig, das illegale Kleben zu sanktionieren.

Im September 2024 fand im Mannheimer Palazzo-Zelt die Premiere der Grow Night statt. Dieses Jahr wird sie wiederholt. © Lukas Corradini

Das nehmen Kamiar Bar Bar und Maurice Impraim offensichtlich in Kauf, sie haben sich schließlich selbst dabei gefilmt. Beide sind Freunde seit dem Kindergarten in Neckarau, haben später in Mannheim studiert und 2019 ihr Unternehmen Teaching Finance gegründet. Mit ihrem Start-up erstellen die beiden während der Corona-Pandemie Finanzcontent und posten ihre Tipps in sozialen Medien. Es gehe darum, jungen Menschen Finanzwissen zu vermitteln, das sie in der Schule nicht gelehrt bekommen, erklärt Bar Bar. „Und das verbunden mit Entertainment.“

Mannheimer haben 1,6 Millionen Follower und Gespräche mit Christian Lindner

Das scheint anzukommen. Mehr als 272.000 Menschen folgen dem Mannheimer Account auf Instagram, bei Tiktok sind es sogar mehr als 1,1 Millionen Menschen. In den Videos spielen berühmte Musiker und Sportler eine Rolle, bekannte Persönlichkeiten wie Jochen Schweitzer treten auf, es gibt Gespräche mit Christian Lindner. Der ehemalige Bundesfinanzminister hatte Bar Bar und Impraim zum ersten Finfluencern-Treffen – also Menschen, die Finanzcontent in sozialen Medien verbreiten – im Bundesfinanzministerium in Berlin eingeladen. Auf Bildern aus dem Jahr 2023 sieht man die beiden Mannheimer oft prominent in Lindners Nähe.

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Als die Idee aufkam, die Finanztipps aus der digitalen in die echte Welt zu holen, ist die Grow Night entstanden. Das Business-Event soll Experten, Unternehmer und Gründer zusammenführen. Im September 2024 haben Bar Bar und Impraim die erste Auflage gemeinsam mit Tom Balschbach von Palazzo im Spiegelzelt auf dem Taylor-Gelände auf die Beine gestellt. Am 20. September um 18 Uhr steht wieder dort die zweite Auflage an. Noch steht das Programm nicht final fest, aber mit dabei sind unter anderem Johannes Kliesch von Snocks, der Mannheimer Immobilienexperte Jan Moritz Becker und Musiker Kollegah. Der Traum: „Mit dem Event irgendwann die SAP Arena füllen.“

Das Ziel ist, ein 100-Millionen-Euro-Unternehmen zu werden

Und es gibt einen weiteren Traum der beiden Jungunternehmer. Ihr Start-up Teaching Finance beschreibt Kamiar Bar Bar mittlerweile nämlich nur noch als „Dokumentation unseres Weges“. Ziel dieses Weges sei, irgendwann eine 100-Millionen-Euro-Firma zu führen. Daran arbeiten sie mit ihrer neueren Gründung Teaching Social: eine Unternehmensberatung mit derzeit 15 Festangestellten. Die bringt mittlerweile das Geld, Teaching Finance sorgt fürs Image.

Ein dickes Bündel Geldscheine: Mehrere hundert Euro haben Kamiar Bar Bar und Maurice Impraim an Stromkästen, Schilder und Laternen geklebt. © Screenshot MM

Zum Beispiel mit dem Geld-Video. Da drängt sich die Frage auf, ob die beiden das Geld tatsächlich versteckt oder selbst wieder eingesammelt haben. „Natürlich war das echt“, sagt Bar Bar am Telefon. Mehr als 700 Euro haben sie verteilt, erzählt er weiter. „Manche User haben selbst Videos gepostet, wie sie das Geld gefunden haben.“ Ob aber alle Aufkleberschätze gefunden wurden oder irgendwo noch einer auf seine Entdeckung lauert, wisse er nicht. „Das haben wir nicht kontrolliert.“

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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