„Neue Mitte“ kommt

Zwei Jahre Verkehrsbehinderungen am Mannheimer Klinikum?

Das von vielen ersehnte Großbauprojekt geht nun richtig los, verbunden allerdings mit Einschränken für Radfahrer und Fußgänger, zu Stoßzeiten auch für Autofahrer.

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Steffen Mack
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Die Absperrung auf Höhe der Bibienastraße von der Innenstadt aus kommend. © Steffen Mack

Mannheim. Die Absperrung kommt abrupt. Nach der Friedrich-Ebert-Brücke können Fahrradfahrer und Fußgänger aus Richtung Innenstadt vor dem Klinikum plötzlich nicht weiter. Auf Höhe der Bibienastraße müssen sie auf die andere Seite und am Ludwig-Frank-Gymnasium vorbei, ein ziemlicher Umweg. Grund ist eine Baustelle im Klinikum.

Für die Zu- und Abfahrt der Bagger und weiterer Schwerlastfahrzeuge wird ein etwa 250 Meter langes Teilstück des Rad- und Gehwegs benötigt, es geht bis zur Einmündung in die Käfertaler Straße. Der Autoverkehr ist ebenfalls beeinträchtigt, zwischenzeitlich muss eine von zwei Fahrspuren gesperrt werden. Betroffene sollten sich besser an die Behinderungen gewöhnen. Nach Angaben der Mannheimer Universitätsmedizin (UMM) werden die diese Woche begonnenen Arbeiten voraussichtlich zwei Jahre dauern.

Mit der „Neuen Mitte“ kann es dann richtig losgehen

Doch so lästig diese Baustelle für Verkehrsteilnehmer sein mag: Von den Verantwortlichen im Klinikum und nicht minder in der Lokalpolitik wurde der Beginn der Arbeiten regelrecht ersehnt. Denn er bedeutet, dass es mit der „Neuen Mitte“ endlich vorangeht.

Der erste Schritt zu diesem Mega-Projekt, das manche sogar einen kompletten Neubau des Klinikums nennen, ist die Aufstockung des Apothekengebäudes an der Röntgen-Straße, Haus 25. Es bekommt drei Obergeschosse dazu, um Mitte 2027 die Institute für Mikrobiologie, Pathologie und Klinische Chemie aufzunehmen. Die werden weitere Plätze im Zentrum freimachen, auf denen gebaut werden kann.

Wenn man von Feudenheim aus Richtung Innenstadt kommt, ist der Fuß- und Radweg vor dem Klinikum ab der Einmündung zur Käfertaler Straße gesperrt. © Steffen Mack

Zur Aufstockung der Apotheke übergab der Stuttgarter Gesundheitsminister Manne Lucha schon im November 2023 dem Klinikum einen Scheck in Höhe von 39,7 Millionen Euro. Christian Specht schwärmte daraufhin – noch keine fünf Monate nach der Oberbürgermeisterwahl – vom bisher schönsten Tag seiner Amtszeit. „Augen auf bei der Berufswahl“, empfahl der Grüne Lucha daraufhin dem Mannheimer CDU-Stadtoberhaupt.

Von den Landesmitteln fließen nun 31,7 Millionen in die Apotheken-Aufstockung, wie die UMM auf Anfrage mitteilt. Im Gespräch mit dem „MM“ hatten die Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes und – der mittlerweile ausgeschiedene – Freddy Bergmann im Mai vergangenen Jahres angekündigt, bereits im Herbst 2024 würden die Bagger anrücken, um mit dem Rohbau zu beginnen. Nach dem Grund für die Verzögerung gefragt, heißt es: „Die Arbeiten haben bereits im Herbst begonnen. Jedoch musste erst das Bestandsgebäude und dessen Gründung so weit ertüchtigt werden, damit es die zusätzlichen Lasten aus den weiteren drei Geschossen sicher statisch aufnehmen kann.“

Die Apotheke soll in dem Gebäude durchgängig in Betrieb bleiben

Während der Arbeiten bleibe die Apotheke in dem Gebäude durchgängig im Betrieb. Das zu gewährleisten, bedeute eine große Herausforderung. Gleichzeitig sei dieses Projekt zwingend erforderlich für die „Neue Mitte“. Wenn Haus 25 fertig sei, erfolgten weitere, umfangreiche Vorabmaßnahmen, um das riesige Baufeld im Zentrum vorzubereiten. Dazu gehörten die Neustrukturierung der Infrastruktur inklusive Verkehrsführung, diverse Abrissarbeiten und ein Neubau der Technikzentrale.

Das Apothekengebäude auf dem Klinikum-Campus, Haus 25, wird um zwei Stockwerke aufgestockt. © Steffen Mack

Dann dürfte es auch zu Beeinträchtigungen bei der Zufahrt in der Röntgenstraße kommen, die von den aktuellen Arbeiten nicht betroffen ist. Im Zuge der „Neuen Mitte“ kündigt die UMM hier umfangreiche Anpassungen an. „Das ist auch der Grund, warum die jetzt entstehende Baustellenzufahrt als dauerhafte Zu- und Abfahrt für die Rettungsfahrzeuge bestehen bleiben könnte.“

Bisher war vorgesehen, 2027 das Patientenhaus und weitere Gebäude im Zentrum abzureißen. Ob das dann tatsächlich geschieht, ist laut UMM offen. „Unser Rahmenterminplan wird aktuell überarbeitet.“

Eigentlich sollte der erste Bauabschnitt der „Neuen Mitte“ 2030/31 fertig sein, der zweite voraussichtlich 2034/35. Dazu heißt es nun: „Grundsätzlich besteht dieses Ziel auch weiterhin. Derzeit arbeiten wir noch an Möglichkeiten, die Maßnahme im Ablauf zu optimieren.“

Bei den Baukosten hält man sich sehr bedeckt

Wie der „MM“ im Mai erfuhr, wird geprüft, die neue Gebäudekette im Zentrum nicht mehr waagrecht – also parallel zum historischen Hauptgebäude – zu bauen, sondern senkrecht. Dies könnte deutlich schneller gehen und billiger werden. Danach gefragt, teilt die UMM mit, es handele sich „um mögliche Varianten, die noch nicht beschlossen sind“.

Der medizinische Betrieb in dem Krankenhaus wird durch die Arbeiten nicht beeinträchtigt. © Steffen Mack

Ähnlich bedeckt hält man sich bei den Baukosten. Die letzte öffentlich bekannte Schätzung ist von 2019, damals wurden alles in allem 969 Millionen Euro veranschlagt. Nun erklärt die Universitätsmedizin, für eine finale Aussage sei es derzeit noch zu früh. „Grundsätzlich ist die damals genannte Größenordnung nicht falsch.“ Äußere Einflüsse wie Baukostensteigerungen oder Gesetzesänderungen seien allerdings nicht berechenbar.

Diese Zurückhaltung dürfte auch politische Gründe haben. Gehofft wird, dass das Land Ende Juli endgültig den Verbund beschließt. Die „Neue Mitte“ gilt zwar auch unabhängig davon als zwingend notwendig. Aber hilfreich könnte der geplante Einstieg der Heidelberger Uniklinik als 89,9-Prozent-Eignerin für das Megaprojekt durchaus sein.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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